Google, eines der weltweit größten Technologieunternehmen, befindet sich erneut in einem heftigen juristischen Streit mit dem US-Justizministerium (DOJ). Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung steht der Vorwurf der wettbewerbswidrigen Praxis im Bereich der Online-Werbung, der das Zugriffsmonopol von Google auf einen zentralen Teil des digitalen Werbemarkts infrage stellt. Die jüngste Anhörung, die am 2. Mai 2025 stattfand, führte dazu, dass ein neuer Prozesstermin für den September desselben Jahres festgelegt wurde. Dabei geht es um eine mögliche Aufspaltung von Google’s Ad Tech-Sparte, die mehrere Schlüsseldienste umfasst, welche Publishern und Werbetreibenden den Handel mit Online-Anzeigen erleichtern.
Dieser juristische Kampf ist dabei ein weiterer Schlagabtausch in einer Reihe bedeutender Verfahren, denn Google steht parallel vor weiteren Herausforderungen, etwa im Zusammenhang mit der Abspaltung des Chrome-Browsers und der möglichen Beeinträchtigung seiner Suchmaschinen-Monopolstellung. Ein Blick auf den Hintergrund, die bisherige Rechtsprechung und die laufenden Entwicklungen gibt Aufschluss darüber, wie tiefgreifend die Veränderungen in der Online-Werbebranche sein könnten. Seit Jahren wird Google von Wettbewerbsbehörden und kritischen Stimmen vorgeworfen, seine marktbeherrschende Position auf unfairen Wegen zu verteidigen und Konkurrenten auszuschalten. Im letzten August entschied US-Distriktgericht Judge Amit Mehta, dass Google illegal in zwei wichtigen Märkten - dem allgemeinen Suchmaschinenmarkt und dem Suchmaschinen-Textmarkt – eine Monopolstellung innehat. Derzeit prüft das Gericht, ob und wie Google seinen Chrome-Browser und das Android-Betriebssystem teilweise abgeben muss.
Zugleich soll Googles Umgang mit künstlicher Intelligenz reguliert werden. Parallel dazu sorgte eine weitere entscheidende Entscheidung im April 2025 für Aufsehen: US-Bundesrichterin Leonie Brinkema urteilte, dass Google durch unfaire und illegale Taktiken den Wettbewerb im Bereich der Online-Werbung behindert habe. Das betrifft vor allem den Markt für den Kauf und Verkauf von Online-Anzeigen, der heute einer der lukrativsten und zugleich umkämpftesten Segmente im Internet ist. Die Werbetechnologie von Google, insbesondere die Ad Manager Suite inklusive DoubleClick for Publishers und Google Ad Exchange, spielt hier eine zentrale Rolle. Diese Dienste sind für Publisher und Werbetreibende unverzichtbar, da sie die Abwicklung von Werbeanzeigen im Internet steuern und den großen Datenpool von Google nutzen.
Die Folge des Urteils ist, dass das Gericht nun prüfen soll, ob sogenannte strukturelle Maßnahmen - also die Veräußerung oder Abspaltung bestimmter Unternehmenseinheiten - notwendig sind, um den Wettbewerb wiederherzustellen. Das Justizministerium fordert konkret die Abspaltung der Ad Tech-Sparte. Google widersetzt sich vehement und argumentiert, dass diese Vorschläge über das Urteil hinausgingen, rechtlich keinen Halt haben und letztlich negative Auswirkungen auf Publisher und Werbetreibende hätten. Die Angst dahinter ist, dass eine Zerschlagung der Werbetechnologie zu Störungen in einer Branche führen könnte, die von Effizienz und Reichweite lebt. Diese Streitfrage ist von zentraler Bedeutung, denn Googles Werbesystem ist allgegenwärtig im Internet und generiert den Großteil der Erlöse des Mutterkonzerns Alphabet.
Ein Verlust der Kontrolle könnte nicht nur die Gewinnstruktur beeinträchtigen, sondern auch das gesamte Ökosystem der digitalen Werbung erschüttern. Gleichzeitig fordern Kritiker eine Öffnung des Marktes, um mehr Wettbewerb, Innovation und fairere Preise für Werbetreibende und Publisher zu ermöglichen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Rolle der Richterin Brinkema, die sich zwar grundsätzlich offen für eine Zerschlagung zeigt, aber gleichzeitig vor übereilten oder übermäßigen Eingriffen warnt. Sie betonte, dass eine falsche Maßnahme mehr Schaden als Nutzen anrichten könnte – insbesondere Publisher könnten dadurch wenig profitieren oder sogar Nachteile erleiden. Diese ausgewogene Haltung unterstreicht die Komplexität der Situation: Die Regulierung eines derart verflochtenen Marktes erfordert ein feines Gespür für wirtschaftliche Auswirkungen und technische Realitäten.
Auch aus Sicht von Google ist der Einsatz eines umfassenden Rechtsbeistands und die Bekräftigung der Argumente wichtig. Mit Stimmen aus der Industrie und ehemaligen DOJ-Anwälten wird der Kampf vor Gericht zu einem symbolischen Testfall darüber, wie weit die US-amerikanische Regulierungsbehörde heute noch gehen kann, um globale Technologiekonzerne zu beschneiden. Neben der Werbetechnik-Sparte muss sich Google zusätzlich noch in einem separaten Verfahren zum Schicksal seines Chrome-Browsers verantworten. Dabei geht es um eine von mehreren Bezugsgrößen des digitalen Ökosystems, die in den Fokus regulatorischer Überprüfungen geraten ist. Sollten Richtersprüche hier tatsächlich zu Aufspaltungen führen, könnten Marktanteile der Suchmaschine, Browsernutzung und Betriebssysteme neu verteilt werden.
Auch KI-Anwendungen und deren potenzielle Beschränkungen stehen auf der Agenda. Für den Verbraucher könnte sich aus diesen Auseinandersetzungen einiges verändern. Eine stärkere Wettbewerbssituation könnte neue Marktteilnehmer in das Werbegeschäft bringen, darunter auch kleinere und innovativere Unternehmen. Dies könnte zu vielfältigeren Werbeangeboten führen und womöglich auch die digitale Vielfalt erhöhen. Andererseits besteht das Risiko von Störungen, da Google’s Infrastruktur tief in den technischen Abläufen des Internets eingebettet ist.
Große Publisher, die sich stark auf Google-Werbeprodukte verlassen, sorgen sich deshalb um die Stabilität und Effizienz ihres Werbegeschäfts. Im Überblick ist die juristische Situation von Google komplex und vielschichtig. Das Unternehmen steht mehreren schweren Anklagen gegenüber, die seine Vormachtstellung in unterschiedlichen Marktsegmenten bedrohen. Die geplante Anhörung im Herbst 2025 wird wegweisend sein, um zu klären, wie die US-Regierung künftig mit Monopolen im Tech-Sektor umgeht. Wird Google sich durchsetzen und seinen Werbetechnologie-Bereich verteidigen können, oder kommt es zur Zerschlagung, die als Präzedenzfall für andere amerikanische und internationale Tech-Konzerne dienen könnte? Diese Frage beschäftigt nicht nur die Wirtschaft und Juristen, sondern auch die breite Öffentlichkeit, da die Entscheidung maßgeblich die Gestaltung der digitalen Kommunikation und des Internets in den kommenden Jahren mitbestimmen wird.
Zum Schluss lässt sich sagen, dass Google trotz mehrfacher Niederlagen weiterhin über enorme Ressourcen verfügt, um vor Gericht und in der Öffentlichkeit für seine Interessen zu kämpfen. Zugleich signalisiert die US-Justiz, dass sie bereit ist, einen neuen Kurs im Umgang mit Technologie-Giganten einzuschlagen, der nicht mehr nur auf Bußgelder und geringe Strafen setzt, sondern tief greifende strukturelle Eingriffe anstrebt. Das Verfahren im Bereich der Werbetechnologie wird als ein bedeutender Gradmesser gelten, wie stark und effektiv amerikanischer Wettbewerbsschutz im digitalen Zeitalter tatsächlich sein kann und soll.