Die Bank of Nova Scotia, auch bekannt als Scotiabank, zählt zu den größten und bedeutendsten Finanzinstituten Kanadas und genießt durchgehend hohe Kreditbewertungen internationaler Agenturen. Im Juni 2025 hat Fitch Ratings erneut die langfristigen und kurzfristigen Emittentenausfallratings der Bank mit „AA-“ respektive „F1+“ bestätigt und dabei den Ausblick auf stabil gesetzt. Diese Einschätzung verdeutlicht die anhaltende solide Finanzlage von BNS trotz eines komplexen und herausfordernden makroökonomischen Umfelds. Die Kreditratings von Fitch spiegeln eine Reihe von Faktoren wider, die die operative Umgebung der Scotiabank charakterisieren. Mit einem operativen Umfeld-Score von „aa-“ werden einerseits Chancen und Stärken, andererseits aber auch Einschränkungen und Risiken innerhalb der Hauptmärkte der Bank, darunter Kanada, die Vereinigten Staaten, Chile, Mexiko, Peru und Kolumbien, berücksichtigt.
Diese regionalen Diversifikationen bringen verschiedene wirtschaftliche Dynamiken mit sich, die zu unterschiedlichen Herausforderungen führen. Kanada bleibt nach wie vor das Herzstück des Geschäftsmodells von BNS. Die Bank hält eine marktdominierende Position im Retailbanking, was sich in einem stabilen Kundenstamm und verlässlichen Erträgen niederschlägt. Die 2023 eingeführte Fünfjahresstrategie zielt darauf ab, das Kerngeschäft auszubauen, die Kundenbeziehungen zu vertiefen und zugleich die interne Effizienz zu steigern. Schlüsselmaßnahmen umfassen unter anderem die Beteiligung an KeyCorp, bei dem BNS einen Anteil von 14,9 % erworben hat, sowie die strategische Vereinfachung der Lateinamerika-Exponierung durch den Rückzug aus Ländern wie Kolumbien, Costa Rica und Panama.
Die regionalen Herausforderungen bestehen jedoch vor allem in der starken Präsenz in Mexiko, die BNS anfällig gegenüber neuen US-Zollmaßnahmen macht. Tönernd sind außerdem die begrenzten Wachstums- und Margenchancen sowie makroökonomische Schwierigkeiten in diesen Märkten, die sich direkt auf die Kreditqualität auswirken. Im zweiten Quartal 2025 signalisiert der Anstieg des Anteils notleidender Kredite auf 90 Basispunkte, ein Zuwachs gegenüber 83 Basispunkten im Vorjahr, vor allem Schwächen im kanadischen Privat- und Geschäftskundensegment. Diese kontinuierlichen Schwierigkeiten bei der Kreditqualität zeigen, dass trotz einer breiteren geografischen Streuung die Risiken aus dem internationalen Engagement nicht zu unterschätzen sind. Die Tatsache, dass BNS hier im Vergleich zu anderen kanadischen Banken relativ höhere Problemkredite aufweist, weist auf den komplexeren Charakter seines Geschäftsmodells hin und verdeutlicht gleichzeitig den Bedarf an einem vorsichtigen Risikomanagement.
Positiv hervorzuheben ist die verbesserte Ertragslage bei BNS, die vor allem auf ein effektiveres Kreditmanagement und eine verbesserte Marge zurückzuführen ist. Diese Faktoren tragen zu einer erhöhten Profitabilität bei, auch wenn kurzfristig noch Margendruck spürbar bleibt, da die Bank weiterhin an der Neuausrichtung ihrer Strukturen arbeitet. Zur Absicherung gegen die möglichen negativen Folgen der Handelszölle hat BNS zudem die Rückstellungen für Kreditausfälle aufgestockt. Die solide Kapitalbasis der Scotiabank wird durch eine CET1-Quote von 13,2 % unterstrichen, was ihr eine beachtliche Pufferwirkung gegen wirtschaftliche Unsicherheiten verleiht. Diese starke Kapitalposition sorgt für ein hohes Maß an Widerstandskraft und stabilisiert die Bank auch in Phasen erhöhter Volatilität.
Fitch Ratings äußert sich in seiner Analyse eher zurückhaltend bezüglich einer kurzfristigen Anhebung der Bewertung. Ein positiver Ausblick erfordert für Fitch vor allem eine Reduzierung der Abhängigkeit von Schwellenländern sowie eine Verminderung der Risiken, die sich aus der kanadischen privaten Verschuldung und dem Immobilienmarkt ergeben. Diese strukturellen Herausforderungen bleiben somit maßgebliche Einflussfaktoren für die zukünftige Entwicklung der Bank und ihrer Bonität. Die strategischen Schritte der Bank – wie die Fokussierung auf Kernmärkte, Kooperationen mit etablierten US-Banken sowie der Ausstieg aus weniger profitablen Märkten in Lateinamerika – sind Teil eines konsolidierten Plans, um Risiken zu minimieren und Wachstum in stabileren Regionen zu forcieren. Langfristig liegt der Schlüssel zum Erfolg in der Balance zwischen regionaler Diversifikation und Risikokontrolle.
Aus Anlegerperspektive bietet die Bank of Nova Scotia attraktive Grundlagen, nicht zuletzt aufgrund ihrer starken Marktposition in Kanada und ihres gestärkten Kapitalprofils. Dennoch sollten Investoren die gegenwärtigen Herausforderungen in internationalen Märkten sowie die Unsicherheiten im kanadischen wirtschaftlichen Umfeld genau beobachten. Andere Branchen, vor allem Technologiewerte wie Künstliche Intelligenz, könnten kurzfristig höhere Renditechancen bieten, doch BNS sichert sich mit ihrer stabilen Bonität einen Platz in jedem diversifizierten Portfolio. Die Bewertung durch Fitch ist somit ein Indikator für die derzeitige Stärke der Bank of Nova Scotia, aber auch ein Hinweis darauf, dass langfristiger Erfolg von strategischem Management und Anpassungsfähigkeit abhängt. Die Kombination aus konservativem Risikomanagement, solider Kapitalausstattung und gezielter Geschäftsentwicklung wird entscheidend sein, um sowohl bestehende Risiken zu bewältigen als auch neue Wachstumschancen zu realisieren.
Insgesamt bleibt die Bank of Nova Scotia ein wichtiger Akteur im nordamerikanischen Bankenbereich, dessen Stabilität von internationalen Ratingagenturen regelmäßig bestätigt wird. Diese Konstanz sorgt für Vertrauen bei Investoren, Kunden und Partnern und legt den Grundstein für eine nachhaltige Weiterentwicklung – trotz eines ökonomischen Umfelds, das durch Unsicherheiten und geopolitische Spannungen geprägt ist.