Inmitten der atemberaubenden Landschaft der Schweizer Alpen erhebt sich seit Mai 2025 ein architektonisches Meisterwerk der besonderen Art – Tor Alva, der höchste 3D-gedruckte Turm der Welt. Das außergewöhnliche Bauwerk befindet sich im abgelegenen Dorf Mulegns, nahe dem Julierpass, und stellt einen Meilenstein in der digitalen Baukultur und nachhaltigen Architektur dar. Mit einer Höhe von 30 Metern ist der weiße Turm nicht nur ein beeindruckendes Wahrzeichen, sondern auch ein Symbol für Innovation und technische Präzision im Bauwesen. Die Realisierung von Tor Alva erfolgte durch die enge Zusammenarbeit der Fundaziun Origen, einer Institution, die sich der kulturellen Förderung widmet, und renommierten technischen Universitäten, darunter ETH Zürich, deren Digital Building Technologies Gruppe federführend für die Entwicklung der Drucktechnologie war. Die Entstehung von Tor Alva markiert einen bedeutenden Schritt in der Anwendung von 3D-Drucktechnologien im Bauwesen.
Der Bau begann im Februar 2024 mit der Fertigung der ersten acht Säulen des unteren Stockwerks, deren einzigartige Form durch einen roboterbasierten 3D-Druckprozess erschaffen wurde. Dabei wurde ein spezieller, weicher Beton verwendet, der Schicht für Schicht extrudiert wurde, um filigrane, hohle und verdrehte Säulen ohne die Notwendigkeit einer konventionellen Schalung zu formen. Das Material konnte durch seine Malleabilität und schnellen Aushärtungsprozess nahtlos aneinanderhaften und bot dabei von Beginn an Stabilität für die folgenden Schichten. Diese innovative Methode spart nicht nur Material und reduziert den Einsatz von Zement, sondern dauert auch die durch die Produktion verursachten CO2-Emissionen ein, was angesichts der aktuellen klimatischen Herausforderungen von großer Bedeutung ist. Der gesamte Turm wurde so konzipiert, dass eine modulare Bauweise, bei der die einzelnen Elemente mit Schrauben verbunden sind, ein einfaches Montieren und gegebenenfalls späteres Demontieren ermöglicht.
Dies gibt der Struktur die Möglichkeit, ihren Standort nach einer geplanten Nutzungsdauer von etwa fünf Jahren zu wechseln und somit einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen zu gewährleisten. Das architektonische Konzept von Tor Alva stammt von den Architekten Benjamin Dillenburger und Michael Hansmeyer, die über die ETH Zürich eine Symbiose aus digitaler Fertigung, Strukturdesign und Materialwissenschaft entwickelten. Das Design ist von der barocken Handwerkskunst der Region inspiriert und zeigt ein komplexes Spiel aus formverzweigten, organisch gestalteten Säulen, die sich zu einem freien, atmosphärischen Innenraum formen. Die Fassade ist bewusst fensterlos gehalten, um die charakteristischen Strukturen der 3D-Drucktechnik hervorzuheben, die sich in einem Gittermuster über den Turm ziehen und ihm eine außergewöhnliche Ästhetik verleihen. Der Innenraum von Tor Alva ist mehr als nur ein architektonisches Experiment.
Ab Juli 2025 wird die 3D-gedruckte Konstruktion als kultureller Veranstaltungsort genutzt. Geplant sind intime Konzerte, Theateraufführungen und Kunstausstellungen, die dank der außergewöhnlichen Akustik und Atmosphäre des Turms einen besonderen Rahmen erhalten. Besucher können über eine vertikale Treppe bis zum oberen Stockwerk aufsteigen, wo ein gewölbter Aufführungsraum eröffnet wird, der einen spektakulären Panoramablick über das Julier-Tal bietet. Diese Verbindung von Naturerlebnis und moderner Technologie macht den Turm zu einem begehrten Ziel für Architekturliebhaber, Technikinteressierte und Kulturschaffende gleichermaßen. Die Bedeutung von Tor Alva geht jedoch über seine bloße Funktion hinaus.
Der Turm ist ein Schaufenster für die Zukunft des Bauens, indem er zeigt, wie digitale Fertigungsmethoden nicht nur ästhetische, sondern auch nachhaltige und funktionale Innovationen vorantreiben können. Die Kombination aus weich extrudiertem Beton und robotergestütztem 3D-Druck ermöglicht es, komplexe Strukturen ohne traditionelle Schalungen oder Formen zu erstellen und damit den Materialverbrauch drastisch zu senken. Gleichzeitig wird durch das modulare Prinzip ein zirkuläres Baukonzept realisiert, das eine Wiederverwendung der Bauteile vorsieht. Neben der technologischen Meisterleistung stellt Tor Alva auch einen kulturellen Beitrag für die Region dar. Die Fundaziun Origen nutzt den Turm, um die lokale Identität zu stärken und Kunst sowie Kultur in die entlegene Bergwelt zu bringen.
Das Projekt fördert das Bewusstsein für nachhaltiges Bauen und regt zu Diskussionen über die Rolle digitaler Technologien im Architekturalltag an. Gleichzeitig ist es eine Hommage an traditionelle Bautechniken und handwerklichen Formen, die nun in ein modernes, digitales Zeitalter überführt werden. Die Herausforderungen, die mit dem 3D-Druck im Bauwesen einhergehen, sind zahlreich. Von der Materialentwicklung über die Druckgeschwindigkeit bis hin zur Wetterbeständigkeit von Betonstrukturen in alpinem Klima mussten fortwährend technische Hürden überwunden und innovative Lösungen implementiert werden. Die Wissenschaftler und Techniker der ETH Zürich arbeiteten eng mit den Architekten zusammen, um die Materialzusammensetzung zu optimieren und die Statik der Säulen durch integrierte Stahlbewehrung sicherzustellen.
Diese wurde direkt während des Druckprozesses eingesetzt, was ein neues Level der Effizienz und Präzision in der Bauausführung bedeutete. Ein weiterer bemerkenswerter Aspekt des Projekts ist die Fähigkeit des Turms, seine Beleuchtung farblich zu verändern. Dieses Designmerkmal verleiht Tor Alva nicht nur im Tageslicht, sondern auch bei Nacht eine spektakuläre Präsenz und erlaubt vielfältige Inszenierungen, die besonders bei den kulturellen Veranstaltungen zum Tragen kommen. Somit wird der Turm zu einem lebendigen Kunstobjekt, das über seine Nutzung als Raum hinausgeht. Mit der Eröffnung des Turms Ende Mai 2025 begann eine neue Ära in der Baugeschichte der Alpenregion.
Der weiße, turmartige Koloss steht für Fortschritt, Nachhaltigkeit und innovative Architektur und zieht bereits zahlreiche Besucher und Fachleute aus aller Welt an. Er zelebriert den gezielten Einsatz von Technologie zugunsten kreativer Lösungen und zeigt, wie der Bausektor sich radikal wandeln kann, um den Anforderungen der Zukunft gerecht zu werden. Tor Alva definiert außerdem das Potenzial von 3D-Druck im Hochbau ganz neu. Während 3D-Druck in der Industrie seit vielen Jahren zur Produktion kleinerer Komponenten etabliert ist, beweist dieser Turm, dass mit den richtigen Materialien, präzisen Steuerungssystemen und einem interdisziplinären Ansatz auch großmaßstäbliche, langlebige und funktionale Bauwerke realisierbar sind. Diese Entwicklung eröffnet eine Welt neuer Möglichkeiten für Architekten, Bauunternehmen und Materialwissenschaftler.
Die Zukunft von Tor Alva wird spannend bleiben. Nach Ablauf der geplanten fünf Jahre in Mulegns kann der modular aufgebaute Turm abgebaut und an einem anderen Ort wieder aufgebaut werden, was den Gedanken der Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung weiter stärkt. Wo die Reise des Turms hingehen wird, ist bislang unklar, doch es ist anzunehmen, dass weitere internationale Schauplätze im Fokus stehen, um innovative Baukunst und Kultur mit nachhaltigen Technologien zu verbinden. Abschließend lässt sich feststellen, dass Tor Alva weit mehr als ein bloßer 3D-gedruckter Turm ist. Er ist zugleich ein Symbol für die Verschmelzung von Technologie und Kunst, eine Pionierleistung im Baubereich und ein lebendiges Beispiel dafür, wie innovative Materialien und digitale Fertigung das Gesicht der Architektur verändern können.
Der Turm in den Schweizer Alpen gibt Antworten auf drängende Fragen nach Ressourceneffizienz und Umweltschutz und steht als Einladung an die Welt, die Zukunft des Bauens schon heute visionär zu gestalten.