Apple, ein weltweit führender Technologiekonzern, steht vor einer signifikanten Veränderung seiner bisherigen Richtlinien bezüglich App-Vertrieb und Zahlungsabwicklung. Diese Veränderung ist insbesondere für die Krypto- und NFT-Branche von großer Bedeutung. Grund dafür sind die neuen gesetzlichen Vorgaben der Europäischen Union, die Apple dazu zwingen, alternative App-Stores auf seinen Geräten zuzulassen. Damit öffnet sich das zuvor strikt kontrollierte Ökosystem des iPhones und iPads einem breiteren Entwicklerpublikum und den Endverbrauchern in Europa. Diese Entwicklung verspricht einen neuen Aufschwung für dezentrale Anwendungen sowie für die gesamte Blockchain-Industrie, die bislang vielfach durch Apples strenge Monetarisierungs- und Nutzungsregeln eingeschränkt war.
Die EU hat mit dem Digital Markets Act (DMA) eine umfassende Regulierungsmaßnahme verabschiedet, die gegen sogenannte Gatekeeper-Plattformen vorgehen soll. Gatekeeper dominieren bestimmte digitale Märkte und können durch ihre Marktmacht den Wettbewerb verzerren und Innovationen behindern. Apple gilt aufgrund seiner Marktdominanz mit dem App Store als eines der zentralen Ziele dieser Regulierung. Unter dem Druck des DMA muss Apple künftig Drittanbietern erlauben, ihre App-Stores auf iOS-Geräten zu betreiben. So können Nutzer außerhalb des klassischen App Stores alternative Wege zum Herunterladen und Installieren von Applikationen nutzen.
Bisher verlangt Apple für App-Verkäufe und In-App-Zahlungen eine Provision von 30 Prozent. Diese Gebühr hat immer wieder Kritik von Unternehmen und Entwicklern hervorgerufen, gerade in der Krypto-Community. Viele NFT- und Krypto-Apps, wie z.B. Wallets oder Marktplätze, mussten sich an diese Regel halten, was sich negativ auf ihre Wirtschaftlichkeit und Funktionalität auswirkte.
Beispielsweise blockierte Apple erst im Dezember 2022 ein Update der Coinbase-Selbstverwaltungs-Wallet, weil das Unternehmen keine Provision auf Transaktionsgebühren zahlen wollte, die über die App abgewickelt wurden. Apple forderte eine Integration seines Zahlungssystems, was technisch und ideell kaum umsetzbar war. Die Erlaubnis alternativer App-Stores öffnet damit unter anderem Entwicklern die Möglichkeit, Krypto-Zahlungen und NFT-Transaktionen abseits von Apples reguliertem Umfeld zu implementieren. Nutzer können zukünftig Apps herunterladen, bei denen keine 30-prozentige Abgabe auf Transaktionsgebühren anfällt. Auch die bislang verbotene oder stark eingeschränkte Zahlungsabwicklung außerhalb von Apples Systemen könnte erweitert werden.
Dies könnte die Entwicklung moderner Crypto-Apps erheblich beschleunigen und die Vielfalt im Ökosystem erhöhen. Darüber hinaus diskutiert Apple intern, inwieweit man Drittentwicklern tatsächlich erlauben kann, eigene Zahlungssysteme zu verwenden, wie es der Digital Markets Act vorsieht. Sollte Apple hier vollumfänglich zustimmen, wäre dies ein beispielloser Schritt, der Kryptowährungen als Zahlungsmittel innerhalb von Apps begünstigt. Durch das Zulassen alternativer Zahlungsverfahren könnten Apps mit dezentralen Finanzprodukten (DeFi) und weiteren Blockchain-Diensten künftig ohne Apple-Kommission Gebühren erheben und abwickeln. Trotz dieser Fortschritte plant Apple offenbar gewisse Sicherheitsvorkehrungen.
So soll es weiterhin verpflichtende Prüfungen oder Zertifikate für Software geben, die nicht über den offiziellen App Store installiert wird. Dies soll die Nutzer vor unsicheren Anwendungen schützen und die Qualität gewährleisten. Dennoch zahlt diese Balance zwischen offener Plattform und Sicherheitsanspruch den langjährigen Forderungen der Entwickler und Nutzer nach mehr Freiheit Rechnung. Wichtig ist außerdem, dass diese Lockerungen zunächst nur für Europa gelten. In anderen Regionen wie den USA sind ähnliche gesetzliche Maßnahmen noch in Diskussion oder in einem frühen Stadium.
So versucht dort vor allem der vorgeschlagene Open App Markets Act, vergleichbare Öffnungen für den iOS-Markt durchzusetzen. Es ist davon auszugehen, dass Apple den Umgang mit Drittanbieter-Stores in anderen wichtigen Märkten wie Nordamerika oder Asien ebenfalls anpassen wird, wenn entsprechende Gesetze in Kraft treten. Die Auswirkungen auf die Krypto- und NFT-Branche könnten enorm sein. Viele Experten sehen die Erlaubnis alternativer App-Stores als „Gamechanger“. Die Möglichkeit, dass Startups eigene App-Stores speziell für Crypto- und Blockchain-Anwendungen aufbauen könnten, wird bereits als eine große Chance gewertet.
So twitterte jüngst Alex Salnikov, Mitgründer des NFT-Marktplatzes Rarible, dass dies ein idealer Zeitpunkt sei, einen spezialisierten „Crypto App Store“ ins Leben zu rufen, der als zentrale Anlaufstelle für dezentralisierte Anwendungen fungiert. Zudem könnte die Öffnung des Apple-Ökosystems neue Investitionen in die europäische Krypto-Industrie anziehen und Startups Skalierungschancen bieten. Durch den Wegfall der hohen Provisionen verbessern sich Geschäftsmodelle und finanzielle Spielräume. Es entsteht ein attraktiverer Markt für Nutzer, die bislang durch die restriktiven Bedingungen abgeschreckt wurden. Insgesamt steht die Entscheidung von Apple, Drittanbieter-App-Stores unter bestimmten Bedingungen zuzulassen, für einen Paradigmenwechsel.
Der Schritt zugunsten eines offeneren digitalen Markts ist Teil eines größeren Trends – nämlich der staatlichen Regulierung, die darauf abzielt, digitale Monopole aufzulösen und faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen. Für die Kryptobranche bedeutet das weitreichende neue Möglichkeiten in Bezug auf Entwicklung, Nutzerakquise und ökonomische Modelle. Trotzdem steht Apple auch vor Herausforderungen. Das Unternehmen muss sicherstellen, dass neben dem offenen Zugang auch die Sicherheit der Nutzer nicht leidet. Die Balance zwischen Offenheit und Kontrolle wird entscheidend dafür sein, wie die neue App-Landschaft langfristig funktioniert.