In einer richtungsweisenden Entscheidung hat ein kalifornisches Berufungsgericht ein Verbot von Apple für alternative Zahlungsmethoden in Apps als rechtswidrig eingestuft. Diese Entscheidung hat das Potenzial, die Mobile-App-Branche, insbesondere den Bereich von Kryptowährungen und nicht-fungiblen Token (NFTs), grundlegend zu verändern und den Entwicklern mehr Freiheit zu geben. Im Kern geht es um den sogenannten „Anti-Steering“ Mechanismus, mit dem Apple seine Entwickler daran hindert, Nutzer auf alternative Zahlungswege außerhalb des App Stores hinzuweisen. Die Folge war, dass Apple für Käufe in Apps bequem eine Provision von bis zu 30 Prozent verlangen konnte. Das Urteil vom 24.
April 2023, das vom United States Court of Appeals für den Ninth Circuit gefällt wurde, gibt nun App-Entwicklern die Möglichkeit, Kunden auf andere Zahlungsmöglichkeiten außerhalb von Apple zu verweisen und damit die dominierende Apple-Kommission zu umgehen. Der Fall entstand aus dem bekannten Rechtsstreit zwischen Apple und Epic Games, dem Entwickler des populären Spiels Fortnite. Epic Games hatte sich gegen Apples Vorgaben gewehrt und argumentiert, dass das Verbot alternativer Zahlungssysteme wettbewerbswidrig und benachteiligend sei. Das Gericht entschied in dieser Sache, dass Apples Politik gegen kalifornisches Wettbewerbsrecht verstoße und dass die Anti-Steering-Klausel unfair gegenüber den Entwicklern sei. Das Urteil stützt sich auf die Analyse, dass Apple Entwickler und Verbraucher durch die Einschränkung der Wahlmöglichkeiten benachteilige und zugleich die Kosten für App-Entwickler unnötig erhöhe.
Für Verbraucher gehe der Nachteil darin einher, dass sie nicht auf günstigere oder vielfältigere Zahlungsoptionen hingewiesen würden. Besonders interessant ist der Effekt dieser Entscheidung für den Krypto- und NFT-Sektor, der in den letzten Jahren rasant gewachsen ist. Bislang war es für Entwickler von Krypto- und NFT-Apps schwierig, auf iOS-Plattformen ohne Apples hohe Gebühren zu operieren. Das Verbot externer Zahlungen und Hinweise auf alternative Zahlungsmethoden schränkte viele Funktionen und Geschäftsmodelle ein. Künftig könnten Entwickler ihre Nutzer direkt zu Webseiten oder anderen Plattformen führen, wo kostengünstigere und offenere Zahlungssysteme genutzt werden können.
Dies könnte insbesondere bei Transaktionen mit Kryptowährungen oder beim Verkauf von NFTs zu einer Kostenreduktion führen und mehr Innovation ermöglichen. Der von Apple erhobene Schnitt von 30 Prozent auf In-App-Käufe hatte bislang viele kleinere Entwickler abgeschreckt oder ihre Margen stark gedrückt. Für Unternehmen wie Epic Games war die Differenz zwischen Apples Provision und der deutlich geringeren eigenen Kommission von etwa 12 Prozent ein zentraler Streitpunkt. Das Gericht betonte, dass Verbraucher, wenn sie über günstigere Preise auf alternativen Plattformen informiert werden, auch tatsächlich zu diesen wechseln würden und dadurch eine größere Auswahl und fairere Marktbedingungen entstünden. Der Weg für alternative App-Stores und Zahlungsmethoden im iOS-Ökosystem wird durch das Urteil zudem durch die neuen Regeln der Europäischen Union gestützt.
Die EU hat kürzlich Regeln eingeführt, die Monopolstellungen im digitalen Markt einschränken und die Zulassung von Drittanbieter-Stores auf Apple-Geräten fordern. Diese Kombination aus gerichtlichen Entscheidungen und regulatorischem Druck könnte Apple dazu zwingen, sein Geschäftsmodell bei den App Store-Kommissionen grundsätzlich zu überdenken. Ein prominentes Beispiel für den Kampf um eine faire Marktpräsenz im Krypto-Bereich ist die dezentrale Börse Uniswap. Die App hatte zunächst Schwierigkeiten, im App Store zugelassen zu werden, was auch auf Apples restriktive Richtlinien zurückzuführen war. Andere Projekte wie Coinbase, die selbstverwahrte Krypto-Wallets anbieten, sahen sich ebenfalls mit dem Anspruch Apples konfrontiert, 30 Prozent der Gas-Gebühren für NFT-Transaktionen über die Wallet einzufordern.
Das neue Gerichtsurteil könnte dazu führen, dass solche Forderungen künftig rechtlich nicht mehr haltbar sind und diese Gebührenlast vom Verbraucher weg verlagert oder sogar ganz abgeschafft wird. Die Auswirkungen auf den deutschen und europäischen Markt sind ebenfalls nicht zu unterschätzen. Apple betreibt auch hier den weltgrößten App Store und hat mit seinen Richtlinien großen Einfluss auf die digitalen Geschäftsmodelle vieler Entwickler. Eine Lockerung des Verbots gegen alternative Zahlungsmethoden könnte den Wettbewerbsdruck erhöhen und für Nutzer mehr Wahlfreiheit und günstigere Preise bedeuten. Für die Entwickler-Community ist das Urteil ein Ansporn, kreative und kundenzentrierte Geschäftsmodelle umzusetzen, die nicht von der Apple-Provision abhängig sind.
Dies gilt insbesondere für den Blockchain-Bereich, der durch Dezentralisierung und Offenheit geprägt ist. Die Zukunft der App-Ökosysteme auf iOS könnte dank dieses Urteils vielfältiger, innovativer und wettbewerbsfähiger werden. Dennoch ist zu beachten, dass Apple das Urteil noch anfechten kann. Ein möglicher Einspruch könnte die endgültige Wirkung des Urteils verzögern oder verändern. Sollte Apple jedoch keine Berufung einlegen, hätte das Urteil in den USA und womöglich weltweit Signalwirkung.
Insgesamt markiert die Entscheidung einen großen Schritt hin zu mehr Freiheit für Entwickler und Verbraucher im Apple-Ökosystem. Sie könnte neue Geschäftsmodelle für NFTs, Kryptowährungen und digitale Güter ermöglichen und die Art und Weise verändern, wie Zahlungen innerhalb von Apps künftig abgewickelt werden. Dieses Urteil ist damit nicht nur ein Sieg für Epic Games, sondern für die gesamte Kreativ- und Innovationsszene im digitalen Bereich – insbesondere im wachstumsstarken Krypto-Sektor. Es bleibt spannend zu beobachten, wie Apple nach dem Urteil reagieren wird und welche neuen Möglichkeiten sich für Entwickler und Nutzer eröffnen. Die zunehmende Regulierung des digitalen Marktes und der unerbittliche Innovationsdruck dürften dazu führen, dass etablierte Plattformen wie Apple künftig offener und nutzerfreundlicher agieren müssen.
Die Chancen für NFT- und Krypto-Enthusiasten, von einer liberalisierten Plattformpolitik zu profitieren, sind damit größer denn je. Dieses Urteil könnte also der Beginn eines neuen Kapitels in der Entwicklung digitaler Ökosysteme sein – weg von monopolistischen Strukturen hin zu mehr Wettbewerb, Vielfalt und Innovation.