Die Cyberwelt sieht sich einer weiteren bedrohlichen Entwicklung gegenüber: Mit dem HTTPBot-Botnet hat sich eine neue Malware-Generation etabliert, die insbesondere den Gaming- und Technologiesektor innerhalb kurzer Zeit ins Visier genommen hat. Seit ihrer ersten Entdeckung im August 2024 zeigt diese Windows-basierte Malware eine aggressive Ausbreitung und führt mit chirurgischer Präzision mehr als 200 DDoS-Angriffe durch. Dabei zielt sie vor allem auf hochkritische Systeme wie Login- und Zahlungsschnittstellen von Spielen sowie auf wichtige Geschäftsanwendungen, was die Auswirkungen dieser Attacken weit über klassische Überlastungsversuche hinausgehen lässt. Die Dimension und die spezifische Zielauswahl dieser Botnet-Kampagne zeichnen eine bedrohliche neue Strategie in der Cyberabwehr: Der gezielte Angriff auf Echtzeitsysteme mit dem Ziel der funktionalen Lahmlegung. NSFOCUS, ein führendes Cybersicherheitsunternehmen mit Sitz in Peking, warnte jüngst vor dieser Entwicklung und beschreibt HTTPBot als eine neue Generation von DDoS-Angriffen, die sich durch hochgradige Simulation von HTTP-Verkehr und dynamisches Verschleiern der Angriffsmerkmale auszeichnet.
Dies macht eine Erkennung durch klassische regelbasierte Systeme nahezu unmöglich und verleiht dem Botnet einen enormen Vorteil gegenüber traditionellen Abwehrmaßnahmen. Die technische Basis von HTTPBot ist bemerkenswert: Geschrieben in Golang und fokussiert auf Windows-Systeme – eine ungewöhnliche Kombination, da viele herkömmliche Botnets eher Linux oder IoT-Geräte als Angriffsbasis bevorzugen. Die Malware nutzt etwa verborgene Google Chrome Browser-Instanzen, um legitimen Traffic zu imitieren, was die Unterscheidung zwischen bösartigem und echtem Datenverkehr erheblich erschwert. Darüber hinaus verwendet HTTPBot unterschiedliche Angriffsmodule, die jeweils auf bestimmte Schwachstellen in der Kommunikation und Serverleistung abzielen. Dazu gehört beispielsweise das Nachahmen von legitimen Sitzungen durch cookie-basierte Techniken oder die gezielte Überlastung von CPU-Ressourcen durch das Erzwingen großer Antwortpakete mittels HTTP/2-Protokoll.
Besonders auffällig sind die Methoden, mit denen das Botnet sich auf dem kompromittierten System tarnt: Es verbirgt sein Benutzerinterface, manipuliert die Windows-Registry, um beim Systemstart automatisch zu laufen, und kontaktiert dabei kontinuierlich seinen Command-and-Control-Server, um aktuellste Angriffsbefehle zu erhalten. Das Ausmaß der Angriffe ist beeindruckend und beängstigend zugleich: Seit April 2025 wurden über 200 präzise ausgeführte DDoS-Attacken registriert. Ziel sind dabei nicht nur die Spieleindustrie, sondern auch Technologieunternehmen, Bildungseinrichtungen und Tourismusportale in China. Diese Industrievielfalt zeigt, dass das Botnet auf eine breite Palette von Systemen angewiesen ist, bei denen eine Funktionsstörung gravierende wirtschaftliche und gesellschaftliche Folgen haben kann. Experten sprechen von einem Paradigmenwechsel im Bereich der DDoS-Angriffe.
Wo früher vor allem die schiere Menge an Datenpaketen zum Zusammenbruch von Servern führte, setzt HTTPBot auf raffinierte Strategien zur Ressourcenerschöpfung, die sich an den typischen Kommunikationsmustern legitimer Nutzer orientieren. Mit dynamisch wechselnden URL-Pfaden, regelmäßiger Auffrischung von Session-Cookies und dem Nachahmen von Browserverhalten verursacht das Botnet gezielt Engpässe bei Server-Ressourcen und erschwert so die automatisierte Erkennung und Abwehr. Der Fokus auf Windows-Systeme ist ebenfalls ungewöhnlich für Botnets, die oft auf IoT-Geräte und Linux-Server gesetzt haben. Diese Wahl deutet auf eine gezielte Anpassung an Unternehmensumgebungen hin, die vorwiegend mit Windows operieren, und unterstreicht die Absicht, besonders sensible und kritische Systeme anzugreifen. Für betroffene Unternehmen und Institutionen bedeutet dies eine gravierende Bedrohung ihrer Geschäftsprozesse und eine Herausforderung für ihre Sicherheitsarchitektur.
Insbesondere im Gaming-Sektor mit Echtzeitinteraktionen bei Logins, Transaktionen und Spielabläufen kann ein derart präziser Angriff zu erheblichen Störungen führen, Reputationsschäden anrichten und finanzielle Verluste erzeugen. Die Technologieunternehmen und Bildungseinrichtungen stehen vor der Aufgabe, komplexe und ausgefeilte Maßnahmen gegen diese Angriffe zu implementieren. Die Möglichkeiten reichen von der Optimierung traditioneller Firewalls über das Einführen von Verhaltensanalysen bis hin zu der Nutzung künstlicher Intelligenz, um feinste Abweichungen im Nutzerverhalten zu erkennen. Auch die schnelle Erkennung von Veränderungen im Traffic-Muster sowie das Monitoring von nicht sichtbaren Prozessen auf Endgeräten werden zunehmend wichtiger. Ein weiterer Aspekt ist die Zusammenarbeit mit öffentlichen Sicherheitsbehörden und die internationale Koordination im Kampf gegen Botnets wie HTTPBot.