Wang Computers und ihre Muttergesellschaft Wang Laboratories waren Synonyme für Innovation und Wandel in der Computerindustrie der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Gegründet im Jahr 1951 von An Wang und Ge Yao Chu in Massachusetts, entwickelten sie sich von einem Hersteller spezieller Typensetzgeräte und Taschenrechner zu einem bedeutenden Akteur im Bereich der Minicomputer und frühen Office-Computersysteme. Die Erfolgsgeschichte von Wang wurde vor allem durch Pionierarbeit bei Taschenrechnern, computergestützten Schreibmaschinen und Minicomputern geprägt, die in den 1970er und 1980er Jahren viele Unternehmen und öffentliche Einrichtungen revolutionierten. Ebenso eindrucksvoll war jedoch der spätere Niedergang des Unternehmens, der wichtige Einblicke in die Herausforderungen der sich schnell ändernden IT-Branche liefert.
Die Anfänge von Wang Laboratories waren geprägt von dem Fokus auf kalkulierende und typografische Maschinen. Schon früh beeindruckte das Unternehmen mit dem LOCI-2, einem Desktop-Taschenrechner, der logarithmische Berechnungen ohne integrierte Schaltungen ermöglichte. Eine technische Meisterleistung seiner Zeit, wurde er vor allem in wissenschaftlichen und technischen Bereichen geschätzt. Wang erkannte jedoch rechtzeitig das sich abzeichnende Risiko, dass Taschenrechner bald zu massenhaft produzierten, wenig profitablen Produkten werden könnten, und verlagerte seinen Schwerpunkt verstärkt auf Büroautomatisierungslösungen, vor allem den Bereich der Textverarbeitung. In den 1970er Jahren eroberte Wang mit seinen Word-Processing-Systemen schnell den Markt für computergestützte Textverarbeitung.
Die erste Generation, der Wang 1200, nutzte eine IBM Selectric Schreibmaschine, um Texteingaben und Druck zu realisieren. Innovationsgeist und technische Finesse gipfelten im Office Information System (OIS), das 1977 eingeführt wurde und als multiuserfähiges System die Effizienz in Büros weltweit revolutionierte. Vom Betrieb aus pro Arbeitsstation integriertem Intel 8080 Prozessor bis hin zum umfassenden Netzwerkanschluss repräsentierte das OIS eine der frühesten Formen moderner Büro-Informatik, lange bevor Personal Computer im Massenmarkt etabliert waren. Parallel zum Word-Processing expandierte Wang auch in den Bereich der Minicomputer. Mit dem Wang 3300 und vor allem dem Wang 2200 baute das Unternehmen Systeme, die speziell für mittelständische Unternehmen und für wissenschaftliche Zwecke attraktiv waren.
Der Wang 2200, der 1973 auf den Markt kam, besaß ein integriertes CRT-Display und eine Tastatur und war mit einer eigenentwickelten BASIC-Variante ausgestattet. Diese Kombination ermöglichte es Unternehmen, Aufgaben und Anwendungen flexibel zu realisieren und trug so zur weitverbreiteten Nutzung in vielen Ländern bei, selbst bis in den Ostblock hinein, wo er als Vorlage für das sowjetische Iskra 226 diente. Wangs strategische Vision, IBM herauszufordern, zeigte sich besonders mit ihrer VS-Computerlinie. Diese Systeme waren speziell auf die Bedürfnisse der Datenverarbeitungsabteilungen großer Unternehmen zugeschnitten und wiesen eine IBM System/360 kompatible Befehlssatzarchitektur auf, ohne jedoch die eigentliche Softwareplattform zu übernehmen. Die VS-Serie, insbesondere die Modelle VS100, VS300 und spätere VS7000 und VS10000, kombinierten fortschrittliche Hardware mit leistungsfähiger Softwareunterstützung verschiedenster Programmiersprachen und umfangreichen Anwendungsbibliotheken.
Die bewusste Positionierung als „Midframe“-Computer ermöglichte es Wang, eine Zwischenposition zwischen klassischen Großrechnern und den aufkommenden Mikrocomputern einzunehmen. Zahlreiche Großunternehmen und Finanzinstitute setzten in den 1980er Jahren auf Wang VS-Systeme, um Geschäftsprozesse abzuwickeln, die eine hohe Verfügbarkeit und Skalierbarkeit erforderten. Wang Labs war auch Vorreiter bei der Vernetzung von Bürogeräten. Schon früh wurden Drucker, Kopierer und andere Peripheriegeräte intelligent vernetzt, was eine erhebliche Produktivitätssteigerung nach sich zog. Das Unternehmen war zudem einer der ersten, die elektronische Spracherkennung und Voicemail-Lösungen erforschten, mit dem Digital Voice Exchange (DVX) als einem der frühen integrierten Kommunikationssysteme.
Die 1980er Jahre waren für Wang eine Zeit des Expansionswahns, gleichzeitig aber auch der Herausforderungen. Die Einführung des Personal Computers setzte den bisherigen Geschäftsmodellen zu, wobei die standardisierten PC-Systeme von IBM und kompatiblen Herstellern wie Compaq und später Microsoft mit ihren Softwarepaketen den Markt radikal veränderten. Wang reagierte mit eigenen PC-Angeboten, wie dem Wang PC und später kompatiblen Modellen der Alliance-Serie, konnte jedoch nie die Dominanz von IBM-kompatiblen Systemen brechen, zumal die eigene Hardwarearchitektur und das Betriebssystem viele Kompatibilitätsprobleme mit sich brachten. Das Versäumnis, sich rechtzeitig und konsequent den aufkommenden offenen Standards anzupassen, führte dazu, dass Wang zunehmend an Bedeutung verlor. Ein weiterer Faktor für den Niedergang war die Unternehmensführung, insbesondere die Nachfolgeplanung durch Gründer An Wang.
Die Entscheidung, seine Söhne an die Spitze zu setzen, obwohl diese weder die notwendige technische Expertise noch den Führungsstil der damaligen Zeit mitbrachten, führte zu inneren Konflikten, Fluktuation bei Schlüsselkräften und einer Verfehlung der Marktentwicklungen. Das als „Vaporware-Ankündigung“ bekannt gewordene Großprojekt Ende 1983, bei dem zahlreiche Produktneuvorstellungen angekündigt, aber kaum fristgerecht realisiert wurden, schadete dem Vertrauen von Kunden und Investoren nachhaltig. Bankrott und Neuausrichtung folgten Anfang der 1990er Jahre. Wang Laboratories meldete 1992 Insolvenz an, konnte jedoch im Folgejahr unter dem Namen Wang Global wieder aufstehen und orientierte sich stärker hin zu network services und der Dienstleistungsbranche. Die Hardwaresparte wurde ausgegliedert oder verkauft, und das Unternehmen konzentrierte sich nach und nach auf Softwarelösungen und Managed Services.
1999 erfolgte schließlich die Übernahme durch das niederländische Unternehmen Getronics, womit der Name Wang aus der aktiven Computerindustrie weitgehend verschwand. Trotz des letztendlichen Scheiterns der Marke Wang sind ihre Pionierleistungen nicht zu unterschätzen. Sie haben entscheidend dazu beigetragen, die Bürowelt zu digitalisieren und Grundlagen für Word Processing, vernetzte Bürokommunikation und modulare Computersysteme zu legen. Viele der technologischen Innovationen waren ihrer Zeit voraus und bildeten eine Brücke zwischen Großrechnern und der PC-Ära. Die Geschichte von Wang erinnert zugleich daran, wie dynamisch und unbarmherzig der IT-Markt ist.
Innovationskraft, Anpassungsfähigkeit und strategische Weitsicht sind unerlässlich, um langfristig erfolgreich zu bleiben. Wang war ein Unternehmen, das Innovation in seinen Anfangsjahren verkörperte, aber später an der Geschwindigkeit des technologischen Wandels scheiterte. Dennoch bleibt Wang ein wichtiger Bestandteil der Computergeschichte und ein Symbol für das „Massachusetts Miracle“, das den Aufstieg der US-amerikanischen Techindustrie in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts symbolisiert. Noch heute existieren Wang VS-Systeme bei einigen Unternehmen und Organisationen weltweit, die den zuverlässigen Betrieb ihrer die Unternehmensprozesse unterstützenden Anwendungen sicherstellen. Dies zeigt die Nachhaltigkeit der Wang-Hardwareplattformen, selbst wenn der Hersteller längst von der Bildfläche verschwunden ist.
Zudem laufen diverse Emulatoren und Virtualisierungslösungen, die alte Wang-Anwendungen auf modernen Systemen erhalten, was die Bedeutung der Softwareerbe-Werte unterstreicht. In der Gesamtschau ist Wang Computers ein Kapitel, das von visionärer Technik, bahnbrechenden Innovationen und einem dramatischen Aufstieg und Fall erzählt. Die Geschichte des Unternehmens ist wertvoll sowohl für Technologiehistoriker als auch für heutige Manager und Entwickler, die sich den Herausforderungen eines technologischen Wandels gegenübersehen. Wang Laboratories hinterlassen ein Erbe, das trotz aller Rückschläge und Schwierigkeiten die Entwicklung der Informationstechnologie maßgeblich prägt und inspirierend für kommende Generationen ist.