In der heutigen Zeit, in der Technologie und Bildung zunehmend miteinander verschmelzen, ist es wichtig, neue Wege zu finden, um das volle Potenzial des Lernens zu entfalten. Ein besonders innovatives Beispiel dafür ist MinorMiner, eine Plattform, die die Mathematikhausaufgaben von Schulkindern nutzt, um Bitcoin zu schürfen – und damit eine völlig neue Denkweise in Sachen Energieeffizienz und Bildungsförderung eröffnet. Diese Idee wird von Robert Heaton, einem Softwareingenieur, vorgestellt, der überzeugt ist, dass die tägliche Rechenleistung von Schülern nicht ungenutzt verpuffen darf. Stattdessen soll sie produktiv für das digitale Zeitalter eingesetzt werden. Die durchschnittliche Schullaufbahn eines Kindes in Vollzeit beinhaltet etwa fünf Mathematikarbeitsblätter pro Woche, die jeweils zwanzig Rechenaufgaben enthalten.
Im Laufe der gesamten Schulzeit summiert sich das auf ungefähr 80.000 einzelne Berechnungen. Trotz des motivierenden Erfolgsgefühls, das Kinder durch das Lösen dieser Aufgaben erfahren, bleiben die Ergebnisse dieser mühevollen Arbeit gänzlich ungenutzt. Die Antwort auf Fragen wie "Was ist 5 plus 5?" oder "Wie viel ist 7 mal 7?" ist den meisten Menschen bereits bekannt, weshalb das Ergebnis intellektuell wenig Neues liefert. Robert Heaton stellt diese Ressourcenverschwendung jedoch in Frage und sieht einen wertvollen Beitrag, der bislang lihtsalt ignoriert wird.
MinorMiner hat genau hier angesetzt und sich zum Ziel gesetzt, den zeitraubenden Rechenaufwand, den Kinder mit ihren Hausaufgaben leisten, als Basis für das Mining von Bitcoin einzusetzen. Das Konzept ist dabei ebenso clever wie simpel: Komplexe mathematische Operationen, die normalerweise von kraftvollen Computern gelöst werden müssen, werden in einfache Anweisungen und Rechenaufgaben zerlegt, die Kinder mit ihren Fähigkeiten mühelos bewältigen können. Das Bitcoin-Mining basiert auf dem Lösen von kryptografischen Aufgaben, die in Form eines sogenannten SHA-256 Hash-Algorithmus vorliegen. Dabei müssen Miner einen sogenannten "Nonce" – eine zufällige Zahlen- bzw. Buchstabenkombination – finden, die zusammen mit den Transaktionsdaten einen Hash erzeugt, der unter einem vorgegebenen Schwellenwert liegt.
Nur wer dies schafft, hat die Berechtigung, einen neuen Block in der Bitcoin-Blockchain hinzuzufügen und eine Belohnung in Form von Bitcoins zu erhalten. Bisher erledigen dies spezialisierte Maschinen, die immense Rechenleistung und damit einen enormen Stromverbrauch verursachen. Tatsächlich verschlingt das Bitcoin-Netzwerk etwa ein Prozent des weltweiten Energieverbrauchs – ein enormer ökonomischer und ökologischer Faktor. MinorMiner versucht nun, dieses aufwendige Verfahren durch die kollektive Rechenleistung von Kindern zu ersetzen oder zumindest zu ergänzen. Dazu zerlegt die Plattform den komplexen Hash-Algorithmus in eine Abfolge einfacher Rechenaufgaben – Addition, Multiplikation, Vergleiche – die in Online-Mathematik-Quizzes vermittelt werden.
So wird der SHA-256 Algorithmus auf eine Weise aufgesplittet, die es Kindern ermöglicht, durch das Lösen ihrer Hausaufgaben direkt und aktiv an der Generierung von Bitcoin teilzunehmen, ohne dass sie die zugrunde liegende Komplexität verstehen müssen. Ihre mathematischen Fähigkeiten werden Stück für Stück verbessert, während im Hintergrund komplexe kryptografische Berechnungen automatisch aggregiert werden. Wie funktioniert das in der Praxis? Lehrer oder sogenannte "Distribution Associates" stellen den Schülern Quizzes als Hausaufgaben zusammen. Diese Fragen entsprechen genau den notwendigen Rechenschritten, die der Miningprozess erfordert. Wenn Schüler diese Aufgaben dann zuhause lösen, werten intelligente Algorithmen die Antworten aus und verknüpfen sie wieder zu einer vollständigen Hash-Berechnung.
Um Fehler zu vermeiden, wird jede Aufgabe mehrmals vergeben und die Qualität der Antworten genau überwacht. Fällt die Leistung eines Kindes ab, erhält es zusätzliche Unterstützung oder wird bei anhaltender Schwierigkeit auf andere Bildungswege verwiesen. Dieses System stellt sicher, dass die Berechnungen korrekt und verlässlich sind und die Blockchain nicht gefährdet wird. Das technische Herzstück von MinorMiner ist eine eigens entwickelte Python-Bibliothek namens CUDAAAAGH (Centralized Underage Distributed Arithmetic - Automated Assignment And Group Hashing). Diese Open-Source-Software verteilt komplexe Rechenaufgaben automatisiert an eine unbegrenzte Zahl von Computation Partners, also den Kindern, und sammelt die Ergebnisse zurück.
Entwickler können CUDAAAAGH einfach in ihre Anwendungen integrieren, indem sie normale Zahlenoperationen durch speziell gekennzeichnete Datentypen ersetzen, die dann im Hintergrund auf das Netzwerk von lernenden Kindern verteilt werden. Neben der Anwendung für das Bitcoin-Mining lässt sich CUDAAAAGH auch hervorragend für das Training und die Ausführung von KI-Modellen nutzen. Natürlich existieren Herausforderungen im praktischen Einsatz. Zum einen ist das Bitcoin-Mining ein Wettlauf gegen die Zeit. Neue Blöcke werden alle zehn Minuten erzeugt, weshalb die Berechnungen innerhalb eines solchen Zeitfensters abgeschlossen sein müssen, um relevant zu sein.
Zum anderen lässt sich der Hash-Algorithmus nicht komplett parallelisieren, da viele Teilschritte voneinander abhängig sind. MinorMiner begegnet diesen Hindernissen durch clevere Parallelisierung der unabhängigen Rechenoperationen und durch das Optimieren des Lehrplans, sodass die Schüler Stück für Stück besser auf komplexere Aufgaben vorbereitet werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Motivation der Lehrkräfte. MinorMiner hat daher ein Anreizsystem implementiert, bei dem Lehrkräfte anteilig an den Erträgen beteiligt werden, die aufgrund der von ihnen betreuten Schüler generiert werden. Dieser "Teacher Incentive Alignment"-Mechanismus sorgt dafür, dass Lehrkräfte verstärkt motiviert sind, umfangreichere und anspruchsvollere Hausaufgaben zu verteilen und die Lernfortschritte ihrer Schüler zu fördern.
Um die Geschwindigkeit und Qualität der Berechnungen weiter zu steigern, wird der Mathematikunterricht sukzessive um mehr Themen ergänzt, die für das Mining notwendig sind – etwa das Erlernen von Bit-Operationen wie XOR, AND und OR. Diese werden bereits ab der ersten Klasse implementiert. Mit der geplanten Schulreform SB-1337 soll sogar ein vollständiger Kurs zur manuellen Berechnung von SHA-256 Hashes eingeführt werden, sodass Schüler künftig ohne Zwischenrechenoperationen direkt die wesentlichen kryptografischen Algorithmen verstehen und anwenden können. Dies würde einen riesigen Fortschritt sowohl für das Lernen als auch für die Effizienz des Plattformbetriebs bedeuten. Die Vision von MinorMiner reicht jedoch weit über Bitcoin hinaus.
Die Plattform plant, ihre Technologie auf den Bereich Künstliche Intelligenz auszuweiten. Da maschinelles Lernen und neuronale Netzwerke auf mathematischen Operationen wie Matrixmultiplikationen beruhen, die sich ebenfalls in einfache Additionen und Multiplikationen zerlegen lassen, könnte die Rechnenskraft von Kindern für das Training und den Einsatz von KI genutzt werden. Auch hierfür werden entsprechende Lehrplananpassungen ins Auge gefasst, um Schüler möglichst früh mit den notwendigen Grundlagen vertraut zu machen. Auf lange Sicht stellt sich die Frage nach den ethischen und philosophischen Implikationen dieser neuen Form menschlicher Arbeit und Zusammenarbeit mit Technologie. Wenn Milliarden von Kindern weltweit gemeinsam komplexe und hochentwickelte Rechenaufgaben lösen, entsteht eine Art emergentes System, das traditionelle Vorstellungen von Bewusstsein, Verantwortung und Autonomie hinterfragen könnte.
MinorMiner wirft damit nicht nur neue technische, sondern auch gesellschaftliche Fragen auf. Doch die pragmatische Antwort auf die Herausforderungen des Klimawandels und der Ressourceneffizienz lautet: Warum nicht die bereits vorhandene, nicht genutzte menschliche Rechenleistung mobilisieren? MinorMiner schlägt einen mutigen Weg ein, um Bildung produktiv und zukunftsorientiert zu gestalten, sie mit wirtschaftlichen Anreizen zu verknüpfen und gleichzeitig Technologien wie Blockchain und KI für breite Teile der Gesellschaft zugänglich zu machen. Abschließend lässt sich sagen, dass MinorMiner ein Beispiel für visionäres Denken ist, das traditionelle Grenzen aufbricht. Es verbindet Mathematikunterricht mit digitaler Währung und bietet dadurch Möglichkeiten, die wir bislang als Science-Fiction abgetan hätten. Eltern, Lehrer und Bildungspolitiker sollten diese Entwicklungen beobachten und das Potenzial erkennen, das in der Verbindung von Bildung und moderner Rechentechnik steckt.
In einer Zeit, in der Kinder zunehmend als digitales Kapital gesehen werden, bietet MinorMiner einen Rahmen, der nicht nur ihre Fähigkeiten fördert, sondern sie auch wertschätzt und in den globalen technologischen Wandel integriert.