Altria, eines der bekanntesten Unternehmen in der Tabakindustrie, gilt seit Jahrzehnten als zuverlässige Aktie für Einkommensinvestoren. Dies fußt insbesondere auf seiner beeindruckenden Dividendenhistorie: Die Dividende wurde in den letzten 55 Jahren 59-mal erhöht, was Altria zweifellos in den Kreis der sogenannten Dividend Kings einreiht. Aktuell liegt die Dividendenrendite bei etwa 7 Prozent, was für viele Anleger ein attraktives Einstiegsargument darstellt. Doch wie sieht die Zukunft von Altria aus, insbesondere wenn man einen Zeitraum von drei Jahren betrachtet? Welche Chancen und Herausforderungen warten auf den US-amerikanischen Konzern? Diese Fragen sollen im Folgenden ausführlich beantwortet werden.Das Geschäftsmodell von Altria steht traditionell auf dem Verkauf von Zigaretten, wobei die Marke Marlboro mit zu den wertvollsten Marken weltweit zählt.
Trotz der Wertschätzung ist der Tabakkonsum seit Jahren rückläufig. Die Gründe dafür sind vielfältig: strengere gesetzliche Regulierungen, wachsendes Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung und eine Erhöhung der Steuern auf Tabakprodukte. All diese Faktoren drücken auf die Absatzmengen. So zeigt sich in den jüngsten Zahlen, dass die Volumina der Zigarettenverkäufe von 76,4 Millionen Einheiten im Jahr 2023 auf 68,6 Millionen Einheiten im Jahr 2024 gefallen sind. Ein deutlicher Rückgang, der unumgänglich die Umsatzzahlen und das zukünftige Wachstumspotenzial beeinflusst.
Interessanterweise gelingt es Altria dennoch, die Gewinne dank Preiserhöhungen zu stabilisieren oder sogar zu steigern. Die Fähigkeit, Preiserhöhungen umzusetzen, zeigt, dass die Kundentreue trotz sinkender Volumina hoch bleibt. Dies gibt dem Unternehmen eine gewisse finanzielle Stabilität, die besonders in Krisenzeiten einen Vorteil darstellt. Zudem gilt Tabak als relativ rezessionssicheres Produkt, weil Konsumenten häufig auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht auf den Konsum verzichten. Diese Konstanz macht die Aktie potenziell attraktiv für Anleger, die Wert auf stetige Ausschüttungen legen.
Neben dem Kerngeschäft verlagert Altria den Fokus verstärkt in den Bereich rauchfreier, sogenannter Next-Gen-Produkte. Hierzu zählen unter anderem oral konsumierbare Nikotinbeutel, erhitzte Tabakprodukte und E-Zigaretten – Märkte, die weltweit stark wachsen und dabei helfen könnten, das rückläufige Geschäft mit klassischen Zigaretten teilweise auszugleichen. Ein bedeutender Schritt in diese Richtung war die Übernahme von Njoy im Jahr 2023 für 2,75 Milliarden US-Dollar. Njoy ist besonders interessant, weil es das einzige vom US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) zertifizierte Pod-basiertes E-Vapor-Produkt im Markt ist und zudem als einziges FDA-zugelassenes Menthol-E-Zigarettenprodukt gilt. Diese Zulassung ist für Altria essenziell, um regulatorische Hürden zu überwinden, wie sie beim früheren Investment in Juul entstanden sind.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Im vierten Quartal stiegen die Njoy-Konsumartikel-Verkäufe um über 15 Prozent, die Auslieferungen der Geräte um etwa 22 Prozent. Zudem konnte Njoy seine Marktanteile im Einzelhandel nahezu verdoppeln. Dieses Wachstumspotenzial ist ein lichtblickendes Zeichen für die Zukunft von Altrias Portfolio im Bereich rauchfreier Produkte. Neben Njoy besitzt Altria mit „on!“ ein weiteres Produkt im Bereich oraler Nikotinpouches, das gegen das populäre Zyn von Philip Morris antritt. Ebenfalls in der Pipeline befindet sich „Ploom“, ein neues erhitztes Tabakprodukt, das in Zusammenarbeit mit dieser Reihe von strategischen Partnerschaften wie der Mehrheitsholding an Horizon Innovations, einem Joint Venture mit der japanischen JT Group, weiterentwickelt wird.
Die Herausforderung für Altria bleibt die Frage, wie schnell der Wandel von traditionellen Tabakprodukten zu Next-Gen-Lösungen vollzogen werden kann. Einerseits wird das Rauchen insgesamt immer mehr zurückgedrängt, andererseits nehmen innovative produktspezifische Regulierungen zu. Die FDA legt hohen Wert auf sichere und von ihr freigegebene Produkte, was Njoy zum Vorteil gereicht, doch strenge Richtlinien können Wachstum auch verlangsamen. Zudem sind die Märkte außerhalb der USA oft sehr unterschiedlich reguliert. Dass Altria sich auf den amerikanischen Markt konzentriert, birgt Vor- und Nachteile: Der große heimische Markt verspricht Umsatzpotenziale, jedoch sind die regulatorischen Vorgaben dort zunehmend rigoros.
Neben den Produkteigenschaften spielt auch das Thema Cannabis eine Rolle in Altrias Geschichte. Die Investition in die Cronos Group stellte sich als Fehlschlag heraus, was das Risiko zeigt, wenn neue Marktsegmente außerhalb der Kernkompetenzen erschlossen werden sollen. Dennoch könnten zukünftig neue Revitalisierungsstrategien in diesem Bereich möglich sein, zumal das wachsende Legalisierungspotenzial von Cannabis in den USA weitere Chancen eröffnen könnte.Die wirtschaftliche Gesamtlage macht die Bewertung von Altria aktuell spannend. Die Aktien können in turbulenten Zeiten durch ihre Dividendenstrategie punkten, doch das Unternehmen steht zugleich vor der Aufgabe, das Geschäftsmodell transformationstechnisch zu modernisieren.
Das Gleichgewicht aus stabilen Einnahmen aus Zigarettenverkäufen, moderatem Wachstum im Segment der rauchfreien Produkte und möglichen zukünftigen Erfolgen in angrenzenden Märkten wird maßgeblich darüber entscheiden, wie Altria in drei Jahren dasteht.Anleger, die heute Interesse an der Altria Aktie zeigen, sollten das Unternehmen nicht nur als Tabakkonzern wahrnehmen, sondern als breit aufgestelltes Unternehmen, das sich bemüht, den Wandel aktiv zu gestalten. Die nächsten Jahre werden zeigen, wie erfolgreich Altria diese Transformation meistert und ob das Unternehmen seine Tradition als zuverlässiger Dividendenzahler bewahren kann.Abschließend ist zu sagen, dass Altria eine Aktie mit stabilen Dividendenerträgen und einem gewissen Schutzschirm in volatilen Marktphasen bleibt. Das Wachstumspotenzial liegt jedoch primär in der Entwicklung neuer Produktsegmente und der Anpassung an den regulatorischen Wandel.
Wer also in Altria investiert, setzt auf ein Unternehmen mit einer soliden Basis, aber auch auf Transformationschancen, deren Erfolg noch maßgeblich von externen und internen Faktoren abhängen wird. Die nächsten drei Jahre werden entscheidend sein, ob Altria sein Geschäftsmodell erfolgreich diversifizieren und somit langfristig an Attraktivität gewinnen kann.