Der Ruhestand ist für viele Menschen ein lang ersehntes Ziel, das mit der Hoffnung auf eine sorgenfreie und entspannte Lebensphase verbunden ist. Doch trotz sorgfältiger Planung geraten viele Ruheständler spätestens im Laufe ihrer Altersjahre durch unerwartete Kosten in finanzielle Bedrängnis – und häufig kommt dies durch die unterschätzten Gesundheitsausgaben. Finanzexpertin Suze Orman hat mehrfach darauf hingewiesen, dass viele Menschen die tatsächlichen Ausgaben nicht realistisch einschätzen und deshalb gesundheitliche Kosten für eine der größten finanziellen Herausforderungen im Alter halten müssen. Gerade in den USA, aber auch in anderen Ländern, ist die Annahme verbreitet, dass staatliche Krankenversicherungen wie Medicare nahezu alle Kosten für medizinische Behandlungen übernehmen. Diese Vorstellung ist jedoch in vielerlei Hinsicht irreführend und kann zu einem gefährlichen Trugschluss werden.
Medicare, das in den Vereinigten Staaten für viele Menschen nach dem 65. Lebensjahr zur wichtigsten Form der Krankenversicherung wird, setzt sich aus verschiedenen Teilen zusammen, die unterschiedliche Leistungen abdecken. Dabei ist entscheidend zu wissen, dass Medicare Part A, das die stationäre Krankenhausversorgung abdeckt, zwar in der Regel keine monatlichen Prämien verlangt, aber dennoch Kosten durch Selbstbeteiligungen verursacht. Beispielsweise liegt die Eigenbeteiligung für einen Krankenhausaufenthalt im Jahr 2025 bei über 1.600 US-Dollar pro Aufenthalt.
Das bedeutet, dass Versicherte, selbst wenn sie eine angeblich „kostenlose“ Versicherung haben, allein für einen Krankenhausaufenthalt eine beträchtliche Summe aus eigener Tasche zahlen müssen. Medicare Part B, der ambulante Bereich, deckt zwar Arztbesuche und ambulante Behandlungen ab, jedoch müssen Versicherte häufig 20 Prozent der Kosten selbst tragen. Diese Zuzahlungen können schnell in die Tausende steigen, gerade wenn umfangreiche oder häufige Behandlungen nötig sind. Besonders brisant ist, dass wichtige Leistungen wie Zahnbehandlungen, Sehhilfen oder Hörgeräte gar nicht durch die Original Medicare Versicherung bezuschusst werden. Gerade in diesen Bereichen entstehen im Alter oft erhebliche Kosten, die von vielen unterschätzt werden.
Die Folge: Wer sich allein auf die Grundversicherung verlässt, muss im Falle von umfangreichen medizinischen Bedürfnissen oft hohe Summen aus dem eigenen Vermögen aufbringen. Um solche Lücken zu schließen, empfiehlt Suze Orman dringend den Abschluss einer Medigap-Versicherung, auch bekannt als ergänzende Krankenversicherung. Diese Policen übernehmen viele der Zuzahlungen, Selbstbeteiligungen und weitere oft kostspielige Leistungen, die Medicare nicht abdeckt. Natürlich sind sie mit zusätzlichen monatlichen Prämien verbunden, doch die Absicherung gegen plötzliche, hohe Ausgaben bietet im Zweifel einen wichtigen Schutz vor finanziellen Engpässen. Neben den direkten Kosten für Krankenhausaufenthalte und ambulante Behandlungen sind auch weitere Ausgaben im Ruhestand oft schwierig zu kalkulieren.
Over-the-counter Medikamente, die nicht auf Rezept verschrieben werden, etwa zur Linderung kleiner Beschwerden, summieren sich über die Jahre zu beachtlichen Summen. Zudem ist langfristige Pflege ein weiterer großer Kostenfaktor, der von Medicare normalerweise nicht abgedeckt wird. Viele Menschen müssen für die Unterstützung bei alltäglichen Aktivitäten im Alter selbst aufkommen oder private Zusatzversicherungen abschließen, um nicht gezwungen zu sein, ihr Erspartes zu stark anzutasten. Die finanzielle Belastung durch Gesundheitskosten im Alter kann massiv sein. Studien von großen Finanzinstituten wie Fidelity Investments zeigen, dass ein durchschnittliches Rentnerpaar nach dem 65.
Lebensjahr mit Kosten von rund 330.000 US-Dollar für medizinische Versorgung rechnen muss. Diese Summe übersteigt die Erwartungen vieler Ruheständler bei Weitem und verdeutlicht, wie kritisch eine frühzeitige und umfassende Finanzplanung für die Gesundheitsvorsorge ist. Suze Orman rät daher nicht nur den Menschen, die kurz vor oder bereits im Ruhestand stehen, sondern auch jüngeren Generationen, sich schon heute aufmerksam mit dem Thema Gesundheitskosten und Altersvorsorge auseinanderzusetzen. Es reicht nicht, lediglich auf die Grundversicherung zu vertrauen und darauf zu hoffen, dass im Ernstfall alles gedeckt wird.
Vielmehr sollte man sein finanzielles Polster entsprechend aufbauen und zusätzliche Absicherungen in Betracht ziehen. Wer sich frühzeitig um eine soliden Medigap-Police kümmert, kann Horrorszenarien mit unvorhergesehenen Rechnungen weitgehend vermeiden. Darüber hinaus ist es sinnvoll, die eigenen Ausgaben im Alltag regelmäßig zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Ein realistisches Budget hilft dabei, Rücklagen für medizinische Ausgaben anzulegen, so dass unvorhergesehene Kosten nicht zum K.O.
-Kriterium werden. Neben klassischem Sparen können auch Investitionen oder Nebenjobs im Ruhestand helfen, das finanzielle Gleichgewicht zu stabilisieren. Wer auch im Alter ein Einkommen erzielen kann, verringert die Abhängigkeit von Ersparnissen und Krankenversicherungen. Ein weiterer Punkt, den Suze Orman hervorhebt, ist die Tatsache, dass Gesundheitskosten im Alter tendenziell steigen. Medizinische Innovationen, längere Lebenszeiten und chronische Krankheiten führen dazu, dass viele Menschen im höheren Alter mehr medizinische Versorgung benötigen.
Deshalb ist es wichtig, nicht nur die aktuellen Kosten zu betrachten, sondern eine langfristige Strategie zu entwickeln. Dabei spielen auch präventive Maßnahmen, ein gesunder Lebensstil und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen eine zentrale Rolle, um die Gesundheitskosten langfristig zu minimieren. Die Wahl der richtigen Medigap-Versicherung ist dabei individuell unterschiedlich und hängt von den eigenen Gesundheitsbedürfnissen, der finanziellen Situation und der Risikobereitschaft ab. Eine Beratung durch erfahrene Experten kann helfen, die passende Police zu finden, die im Ernstfall optimale Leistungen bietet. Gleichzeitig verschafft eine gute Beratung Klarheit über die realistischen Kosten und gibt Sicherheit bei der Planung.
Neben der deutschen und amerikanischen Versicherungssituation zeigt die Warnung von Suze Orman exemplarisch, wie wichtig es ist, Gesundheitskosten im Ruhestand nicht zu unterschätzen. Während viele Menschen beim Gedanken an den Ruhestand zuerst an Freizeit, Reisen und Wohlstand denken, ist es essenziell, die finanzielle Seite der Gesundheit in den Blick zu nehmen. Nur wer frühzeitig vorausschauend plant, kann den Ruhestand wirklich genießen ohne Angst vor finanziellen Engpässen durch unerwartete Gesundheitsausgaben. Eine umfassende Vorbereitung bedeutet, zu verstehen, dass öffentliche Versicherungen oft nur einen Teil der Kosten decken, dass private Zusatzversicherungen nicht nur sinnvoll, sondern in vielen Fällen notwendig sind und dass finanzielle Rücklagen gegenüber gesundheitlichen Risiken ein wichtiger Schutz sind. Letztlich sichert dieser vorausschauende Umgang mit dem Thema Gesundheitskosten einen gelasseneren Ruhestand und mehr Freiheit im Alter.
Die Botschaft von Suze Orman appelliert daher an alle, egal in welchem Alter, eine realistische Sicht auf die finanziellen Herausforderungen des Alterns zu entwickeln, um entsprechend gewappnet zu sein und finanzielle Sorgen weitgehend zu vermeiden.