In den letzten Jahren hat die Kryptowährungsbranche immer wieder um Klarheit und faire regulatorische Rahmenbedingungen gerungen, die Innovationen nicht behindern, sondern fördern. Ein aktuelles Beispiel für die inneramerikanische Regulierung zeigt jedoch, wie tiefgreifend Interessenskonflikte und geopolitische Einflussnahmen die Entwicklung prägen. Caitlin Long, CEO der renommierten Custodia Bank und eine erfahrene Vordenkerin im Bereich Blockchain und digitale Vermögenswerte, hat jüngst eine geheime Regelung der US-Notenbank Federal Reserve angeprangert, die Großbanken einen signifikanten Vorteil beim Thema Stablecoins verschafft – zum Nachteil der gesamten Kryptoindustrie. Diese Enthüllung erfolgte wenige Tage, nachdem die Federal Reserve angekündigt hatte, mehrere wegweisende Leitlinien im Bereich Kryptowährungen zurückzuziehen. Auf den ersten Blick wirkte dies wie ein bedeutender Fortschritt: Die Fed schien viele einschränkende Vorschriften fallen zu lassen, die Banken bislang daran hinderten, sich näher mit digitalen Vermögenswerten und Stablecoins zu beschäftigen.
Doch Caitlin Long warnte umgehend, dass dies lediglich eine öffentliche PR-Inszenierung sei, hinter der eine zentrale Beschränkung verborgen bleibe. Eine Schlüsselregel aus dem Januar 2023, die gemeinsam mit dem Weißen Haus veröffentlicht wurde, ist weiterhin aktiv – und genau sie beeinträchtigt Banken, die direkt im Krypto-Sektor Fuß fassen wollen. Die Regel besagt im Kern, dass Banken Kryptowährungen nicht direkt halten dürfen. Das schließt selbst minimale Mengen aus, die beispielsweise für Transaktionsgebühren oder Gas benötigt werden, um On-Chain-Operationen zu ermöglichen. Das hat zur Folge, dass Banken nicht in der Lage sind, einfache Abläufe wie die Zahlung der benötigten Blockchain-Gebühren aus eigener Tasche zu begleichen.
Insbesondere bei der Verwahrung von Kryptowährungen als Dienstleistung führt dies zu erheblichen Problemen: Transaktionen können fehlschlagen, wenn die geschätzten Gebühren plötzlich steigen und Banken diese Differenz nicht übernehmen dürfen. Ein weiteres zentrales Problem liegt in der Herstellung von Stablecoins. Während kleinere oder innovative Unternehmen stabile digitale Währungen auf öffentlichen Blockchains wie Ethereum erschaffen können, ist dies Banken offiziell untersagt. Stattdessen fördert die Fed private Blockchains, welche von den großen Finanzinstituten kontrolliert und betrieben werden. Diese permissioned Netzwerke bieten höheren Grad an Kontrolle und Privatsphäre, sind aber beschränkt auf eine geschlossene Nutzergruppe.
Beispiele sind etwa die JPM Coin von JP Morgan oder Mastercards Multi-Token Netzwerk. Die Folge ist eine deutlich verzerrte Wettbewerbssituation – große Banken profitieren von regulatorischer Gunst und haben freien Zugang zu eigenen Stablecoinausgaben, während andere Marktteilnehmer auf eine noch ausstehende Stablecoin-Gesetzgebung warten müssen. Senatorin Cynthia Lummis, bekannt für ihre starke Unterstützung der Kryptowährungen im US-Kongress, bezeichnet die Fed-Maßnahmen als bloße Lippenbekenntnisse. Sie weist darauf hin, dass die Federal Reserve trotz der zurückgezogenen Leitlinien weiterhin mit dem Schlagwort „Reputationsrisiko“ Banken davon abhält, sich freier im Kryptomarkt zu bewegen. Die Fed hält digitale Assets offiziell für unsicher und „unklug“ - trotz aller Innovationsvorteile, die dezentrale Technologien bieten können.
Lummis sieht Parallelen zur sogenannten Operation Chokepoint 2.0, einer gezielten staatlichen Initiative, die bereits in der Vergangenheit Finanzdienstleistern den Umgang mit Kryptowerte erschwerte. Dieses politische Erbe beeinflusst noch immer, wie die Fed und andere Behörden mit Kryptowährungen umgehen. Die Hintergründe dieser Politik verdeutlichen die Spannungen zwischen traditionellem Finanzsystem und aufkommenden digitalen Ökosystemen. Die Federal Reserve scheint zwar offen für neue Technologien, möchte jedoch zugleich die Kontrolle über das Finanzsystem aufrechterhalten und gibt großen Banken im Bereich Stablecoins deutliche Privilegien.
Diese Konstellation könnte potenziell Innovationen ausbremst und das Wachstum der dezentralen Finanzwirtschaft (DeFi) behindern. Auf der anderen Seite entstehen zunehmend dezentrale Lösungen, die regulatorische Einschränkungen umgehen. Plattformen wie Aave, Uniswap oder PancakeSwap ermöglichen Peer-to-Peer-Transaktionen und Selbstverwahrung, sodass Nutzer nicht auf Bankinstitute angewiesen sind. Diese Entwicklung birgt Chancen, stärkt aber zugleich das Risiko zunehmender Fragmentierung des Finanzmarktes und regulatorischer Unsicherheit. Während die Federal Reserve ihren Kurs nur vorsichtig ändert, setzen einzelne US-Bundesstaaten auf progressive Regulierung.
Besonders Wyoming gilt mit seinem Special Purpose Depository Institution (SPDI) Framework als Vorreiter, der Finanzunternehmen ermöglicht, digitale Vermögenswerte zu verwahren und Dienste anzubieten, ohne sich den strengsten Bundesvorgaben unterwerfen zu müssen. Caitlin Longs Custodia Bank profitiert von diesem Modell und zeigt damit Wege auf, wie die Industrie regulatorische Hürden umgehen und Innovation vorantreiben kann. Ausblick und Folgen für die Branche Die Kritik von Caitlin Long hat breite Reaktionen ausgelöst. Viele Experten sehen in der Aufrechterhaltung der Fed-Geheimregel eine bewusste Strategie zur Sicherung der Dominanz großer Banken über den Krypto-Markt. Das bringt eine potenzielle Monopolisierung mit sich, die der eigentlichen Philosophie dezentraler Kryptowährungen widerspricht.
Für Investoren und Nutzer bedeutet dies, dass sie Augenmaß bewahren sollten: Trotz positiver Nachrichten über zurückgenommene Restriktionen hindern noch immer erhebliche Hürden am Marktwachstum. Das Misstrauen gegenüber Fed und anderen staatlichen Akteuren ist gestiegen, was womöglich auch die vermehrte Hinwendung zu dezentralen Lösungen und ausländischen Krypto-Ökosystemen fördert. Politisch wird der Druck auf die US-Regierung wachsen, echte Klarheit und Gleichbehandlung für alle Marktteilnehmer zu schaffen. Senatorin Lummis steht dabei beispielhaft für das Engagement, die Branche vor unfairen Einschränkungen zu schützen und eine Innovationskultur zu etablieren. Nur mit einem ausgewogenen regulatorischen Rahmen kann die USA ihre Führungsrolle im globalen Krypto-Wettbewerb behaupten und Vertrauen bei Unternehmen und Nutzern aufbauen.
Fazit Die Enthüllungen von Caitlin Long verdeutlichen, wie komplex und tückisch die aktuelle Entwicklung rund um Krypto-Regulierung in den USA ist. Während die Federal Reserve scheinbar einen liberaleren Kurs einschlägt, bleiben fundamentale Beschränkungen bestehen, die etablierte Großbanken bevorzugen und andere Akteure benachteiligen. Die Folge ist eine künstliche Verzerrung des Wettbewerbsumfelds zugunsten privilegierter Finanzinstitutionen, die eigene private Stablecoins auf geschlossenen Plattformen anbieten dürfen. Diese Situation hemmt eine breite Adaption von Kryptowährungen, behindert Innovation und fördert eine Zwei-Klassen-Wirtschaft im digitalen Finanzbereich. Langfristig wird sich zeigen, ob die Kombination aus revolutionären Technologien, staatlichem Druck und zunehmendem Interesse von Nutzern zu einer regulatorischen Wende führen kann, die echten Wettbewerb und mehr Transparenz ermöglicht.
Die Rolle von engagierten Persönlichkeiten wie Caitlin Long sowie von progressiven Politikern wie Cynthia Lummis ist dabei entscheidend, um die Interessen einer ganzen Branche zu vertreten und ein faires Spielfeld für alle Marktteilnehmer zu fordern.