Der indische Markt für Kryptowährungen ist in den letzten Jahren rasant gewachsen und hat weltweit für Aufsehen gesorgt. Doch neben dem Boom in der Nutzung und dem Handel von digitalen Assets hat die indische Regierung eine zunehmend strenge Haltung gegenüber internationalen Krypto-Börsen und Anbietern eingenommen. Im Januar 2024 setzte Apple diesem Trend ein deutliches Zeichen, indem es mehrere namhafte Krypto-Apps aus dem indischen Apple App Store entfernte. Zu den betroffenen Plattformen gehören bekannte Namen wie Binance, Kraken, Mexc und Kucoin. Diese Handlung hat nicht nur die Aufmerksamkeit von Investoren und Nutzern auf sich gezogen, sondern deutet auch auf eine intensivere Regulierung und Überwachung der Kryptowährungslandschaft in Indien hin.
Die Entscheidung von Apple, diese Apps aus dem indischen App Store zu entfernen, erfolgte nur wenige Wochen nach Bekanntwerden offizieller Vorwürfe gegen mehrere dieser Unternehmen durch indische Behörden. Die Financial Intelligence Unit (FIU), eine Behörde, die Finanztransaktionen im Land überwacht, hat insgesamt neun internationale Krypto-Börsen mit sogenannten Show Cause Notices konfrontiert. Diese Schreiben verpflichten die Firmen dazu, sich zu den Vorwürfen einer missbräuchlichen Nutzung und Nichtbeachtung der Anti-Geldwäsche-Gesetze (AML) zu äußern. Nach eigenen Aussagen der FIU operieren die betroffenen Firmen ohne die erforderlichen Genehmigungen und umgehen somit die in Indien gültigen Geldwäscheregeln. Im Zuge dieser Entwicklungen riet die FIU auch dem indischen Informationsministerium, die Websites der genannten Unternehmen zu blockieren.
Bemerkenswert ist, dass Apple trotz der Entfernung dieser Apps aus seinem Store noch keine vollständigen Sperren der Websites und anderer Zugangsmöglichkeiten veranlasst hat. Die Anwendungen sind weiterhin über den Google Play Store erhältlich, und die offiziellen Webseiten der Börsen sind ungehindert zugänglich. Diese Teilhabe über andere Kanäle zeigt, wie komplex und vielfältig das Ökosystem der Kryptowährungen in Indien ist. Die Nutzer haben weiterhin die Möglichkeit, sich auf globalen Plattformen zu bewegen, wenn auch unter erhöhter Beobachtung seitens der indischen Regierung und Regulierungsbehörden. Ein wesentlicher Grund für die zunehmende Skepsis gegenüber internationalen Krypto-Plattformen in Indien liegt in der im Jahr 2023 eingeführten Besteuerung von Kryptowährungsgewinnen.
Indien erhebt seitdem eine Steuer von 30 Prozent auf Gewinne aus Krypto-Investitionen sowie eine Transaktionsabgabe von 1 Prozent auf jede einzelne Krypto-Transaktion. Diese recht hohe Steuerlast soll das offiziell geregelte Investieren fördern, führt aber gleichzeitig dazu, dass viele Nutzer verstärkt auf alternative Wege ausweichen, um Steuerabgaben zu umgehen. Der Trend zeigt in Richtung weltweiter Börsen, die oftmals weniger strenge Kontrollen bieten und so für manche Nutzer attraktiv erscheinen. Der Umgang mit KYC (Know Your Customer) und AML (Anti Money Laundering) Vorschriften ist dabei ein zentraler Streitpunkt. Während viele internationale Plattformen teilweise unzureichende oder zumindest leicht umgehbare Verifizierungsverfahren anbieten, halten lokale indische Anbieter wie CoinSwitch Kuber, CoinDCX und WazirX rigorose Überprüfungen aufrecht.
Diese lokale Einhaltung stärkt das Vertrauen in diese Plattformen und verschafft ihnen einen Wettbewerbsvorteil in einem Umfeld, das von regulatorischer Unsicherheit geprägt ist. Ashish Singhal, der CEO von CoinSwitch, hat öffentlich betont, wie wichtig die Einhaltung von Indiens Prevention of Money Laundering Act (PMLA) ist. Er schlägt vor, dass sich ausländische Krypto-Börsen bei der Financial Intelligence Unit (FIU-IND) registrieren und sich so den indischen Vorschriften unterwerfen sollten. Nach seiner Darstellung gewährleistet eine solche Registrierung nicht nur die legale Geschäftstätigkeit der Anbieter, sondern verbessert auch den Schutz der indischen Verbraucher. Ein stärkerer regulatorischer Rahmen würde dazu beitragen, Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu bekämpfen und gleichzeitig die Transparenz in der Branche zu erhöhen.
Die indische Regierung hat schon in der Vergangenheit immer wieder signalisiert, dass sie kein uneingeschränktes Wachstum der Kryptowährungsbranche will. Vor etwa fünf Jahren verhängte die Reserve Bank of India (RBI) noch ein umfassendes Krypto-Verbot, das allerdings vom Obersten Gerichtshof aufgehoben wurde. Dennoch bleibt die Zentralbank skeptisch und sieht in Kryptowährungen oft Parallelen zu Ponzi-Systemen und betrügerischen Konstruktionen. Diese Haltung prägt maßgeblich die politische Debatte um digitale Assets und hat Auswirkungen auf die operativen Bedingungen für Krypto-Börsen im Land. Coinbase, eine der weltweit größten Krypto-Börsen, hat bereits im letzten Jahr entschieden, keine neuen Kunden mehr aus Indien zu akzeptieren.
Als Grund nannte das Unternehmen den sogenannten "informellen Druck" seitens der Zentralbank. Dies verdeutlicht, wie stark die regulatorischen Rahmenbedingungen die Geschäftsstrategie multinationaler Krypto-Plattformen beeinflussen. Auch wenn offizielle Vorgaben fehlen, können einflussreiche Institutionen durch indirekte Maßnahmen erhebliche Wirkungen entfalten. Vor diesem Hintergrund versuchen lokale Börsen wie CoinDCX, die negativen Auswirkungen der Regulierungsverschärfungen abzufedern. So bietet CoinDCX seinen Nutzern Anreize, wenn sie ihre Krypto-Investments von internationalen Plattformen auf die indische Börse übertragen.
Diese Maßnahmen sollen Vertrauen aufbauen und zugleich das Wachstum lokaler Anbieter fördern. Gleichzeitig signalisiert dies den Wunsch der Branche, sich stärker an die gesetzlichen Vorgaben zu halten und die Kontrolle in Indien zu respektieren. Indien bewegt sich in diesem Kontext auf einem schmalen Grat. Einerseits existiert ein gigantischer Markt für digitale Währungen mit enormem Potenzial für Wachstum, Innovation und finanzielle Inklusion in der Bevölkerung. Andererseits ist die Regierung bemüht, Risiken im Zusammenhang mit Geldwäsche, Steuerhinterziehung und Betrug zu minimieren und die finanzielle Stabilität zu gewährleisten.
Die neueste Maßnahme von Apple, die Entfernung der umstrittenen Apps, verkörpert eine Reaktion auf diese komplexen Herausforderungen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Ausschluss von Binance, Kraken und anderen Krypto-Apps aus dem indischen Apple App Store das Ergebnis einer Kombination von Faktoren ist: regulatorischem Druck, fehlender Einhaltung von Anti-Geldwäsche-Vorschriften sowie der politischen Haltung gegenüber Kryptowährungen. Dieser Schritt ist bezeichnend für die wachsende Kontrolle des indischen Staates über einen einst weitgehend unregulierten Markt. Gleichzeitig entsteht dadurch eine Chance für lokale Anbieter, die strengeren Regeln Folge leisten und so ihre Position auf dem heimischen Markt stärken können. Für Nutzer in Indien bedeutet dies eine verstärkte Verantwortung, genau zu prüfen, auf welchen Plattformen sie aktiv sind und wie sicher und legal deren Angebote sind.
Auch die internationale Krypto-Industrie steht vor der Herausforderung, sich besser an unterschiedliche gesetzliche Anforderungen anzupassen und das Vertrauen der Regulierungsbehörden weltweit zu gewinnen. Die Entwicklungen in Indien könnten hierbei als wichtiger Referenzpunkt dienen und zeigen, dass künftiges Wachstum im Bereich der Kryptowährungen nicht losgelöst von gesetzlichen Rahmenbedingungen erfolgen kann. In den kommenden Monaten und Jahren bleibt somit spannend zu beobachten, wie die Beziehungen zwischen globalen Krypto-Anbietern, lokalen indischen Firmen und der staatlichen Regulierung weiter gestaltet werden. Marktteilnehmer, Investoren und technikaffine Nutzer sollten diese Dynamik aufmerksam verfolgen, da sie weitreichende Folgen für die Nutzung und Entwicklung von Kryptowährungen im aufstrebenden indischen Markt haben wird.