In der heutigen Arbeitswelt sind technische Systeme und Projekte häufig komplex und vielschichtig. Es reicht längst nicht mehr aus, nur über das eigene Fachwissen zu verfügen: Wer schnell und effektiv vorankommen will, muss vor allem wissen, wen man fragen kann. Das richtige „Wen“ zu finden kann den entscheidenden Unterschied machen, wenn es um die schnelle Lösung von Problemen, ein tiefgründiges Verständnis eines neuen Systems oder die Einarbeitung in einen fremden Codebereich geht. Der Spruch „Es ist nicht immer, was man weiß, sondern wen man kennt“ bringt diesen Gedanken auf den Punkt und verdeutlicht, warum Teamarbeit und Kommunikation in der modernen Arbeitswelt eine zentrale Rolle spielen. Wer diese Fähigkeit beherrscht, spart wertvolle Zeit und Ressourcen und trägt maßgeblich zu einem erfolgreichen Projektabschluss bei.
In komplexen Systemen ist es oft nahezu unmöglich, alle Facetten, Details und Zusammenhänge allein zu durchdringen. Daher empfiehlt es sich, gezielt auf Expertenwissen zurückzugreifen. Doch wie findet man diese Experten? In größeren Unternehmen sind Verantwortlichkeiten häufig klar definiert. Es existieren oft offizielle Dokumentationen, in denen Systemverantwortliche benannt werden. Ebenso teilen sich Teams meist bestimmte Aufgabenbereiche oder Module, die als Anhaltspunkt dienen können, um den richtigen Ansprechpartner zu finden.
Wer beispielsweise neu in einem Projekt eingestiegen ist, kann so schnell herausfinden, welche Kollegen sich mit welchen Systemteilen, Programmbibliotheken oder Prozessen besonders gut auskennen. Diese formalen Strukturen erleichtern die Suche nach Wissensträgern erheblich und fördern die Zusammenarbeit im Team. Doch nicht in allen Organisationen ist dies so eindeutig geregelt. Gerade in kleineren Firmen oder Start-ups existieren selten klare Dokumentationen oder dedizierte Systemverantwortliche. Hier kommt es darauf an, subtile Indikatoren zu erkennen, die die Expertise bestimmter Kollegen erahnen lassen.
Beispielsweise zeigen sich diese oft in der Kommunikation: Einige Mitarbeiter sind besonders aktiv darin, im Firmenchat gezielte Fragen zu beantworten oder ihr Wissen in informellen Gesprächen und Diskussionsrunden weiterzugeben. Ein Blick in das Versionskontrollsystem offenbart, wer häufig an einem Teilcode arbeitet oder Veränderungen vornimmt – solche Personen sind meist tief im Thema drin und daher gute Ansprechpartner. Präsentationen, sogenannte „Lunch and Learn“-Sessions, in denen Kollegen ihr Spezialgebiet vorstellen, bieten weitere wertvolle Einblicke und erleichtern die Identifikation von Experten. Sollte sich im eigenen Arbeitsumfeld keiner als kompetenter Ansprechpartner herausstellen, entsteht hier zugleich eine Chance: Durch gezieltes eigenständiges Lernen kann man sich selbst zum Experten in diesem Bereich entwickeln. Dies erfordert zwar zunächst einen höheren Zeitaufwand, zahlt sich langfristig jedoch aus, indem man als verlässlicher Ansprechpartner geschätzt wird.
Ein aktiver Austausch wird so angekurbelt und stärkt das gesamte Team. In der Praxis ist die Fähigkeit, die richtigen Fragen zur richtigen Zeit zu stellen und die passenden Ansprechpartner zu finden, ein entscheidender Erfolgsfaktor für kollaborative Entwickler und Ingenieure. Sie hebt sie deutlich von den sogenannten „brillianten Einzelkämpfern“ ab, die zwar über viel Fachwissen verfügen, aber oft nur unzureichend kommunizieren und somit wertvolle Synergien und Hilfestellungen nicht nutzen. In einer Welt, in der die Komplexität von Software- und IT-Systemen stetig zunimmt, sind kollaborative Kompetenzen wichtiger denn je. Wer weiß, wen er fragen kann, kann nicht nur Zeit sparen, sondern auch Fehler vermeiden, die durch Missverständnisse oder mangelndes Wissen entstehen.
Dies senkt die Gefahr, unbeabsichtigt in eine fehlerhafte Produktion einzugreifen, was besonders in kritischen Umgebungen gefährlich und kostenintensiv sein kann. Die Bedeutung eines guten sozialen Netzwerks innerhalb der Arbeitsumgebung lässt sich daher nicht unterschätzen. Vertrauen und gegenseitige Unterstützung sind Grundpfeiler für ein produktives Arbeitsklima. Die Bereitschaft zu fragen und Hilfe zu suchen wird als Stärke gewertet, nicht als Schwäche. Dies schafft eine Atmosphäre, in der Wissensaustausch gefördert wird und ein konstruktives Miteinander entsteht.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass nicht nur das reine Fachwissen zählt, sondern vor allem die Fähigkeit, den Experten im eigenen Umfeld zu kennen und rechtzeitig um Rat zu fragen. In größeren Organisationen helfen formelle Strukturen wie Systemdokumentationen und klare Zuständigkeitsbereiche, diese Ansprechpartner zu identifizieren. In kleineren Teams bieten die Analyse von Kommunikationsverhalten, Commit-Historien und informellen Lernveranstaltungen wichtige Hinweise. Sollte kein passender Ansprechpartner existieren, ist individuelles Engagement gefordert, um sich selbst zum Experten zu entwickeln. Das Prinzip „Know Who to Ask“ steht für effizientes und kollaboratives Arbeiten, spart Ressourcen und minimiert Risiken in komplexen technologischen Umgebungen.
Die Erkenntnis, dass das Wissen um Ansprechpartner mindestens ebenso wichtig ist wie das eigene Fachwissen, kann Karrieren beschleunigen und die Qualität von Projekten nachhaltig steigern. Wer weiß, wen er fragen kann, hat den Schlüssel zu produktiver Arbeit in der Hand.