Im Jahr 2024 zeigt sich eine bemerkenswerte Veränderung im Verhalten von Ethereum-Nutzern, insbesondere in Bezug auf Layer-2-Netzwerke (L2s). Die jüngsten Daten verdeutlichen, dass die Menge an Ethereum (ETH), die sich auf Layer 2 befindet, drastisch abnimmt. Diese Entwicklung steht in engem Zusammenhang mit dem fallenden Tokenpreis von Layer-2-Netzwerken und den damit verbundenen Auswirkungen auf das gesamte Ethereum-Ökosystem. Die Analyse dieser Entwicklung ist für Investoren, Entwickler und alle Akteure im Kryptobereich von entscheidender Bedeutung, da sie wichtige Hinweise auf die künftige Ausrichtung von Ethereum und den Stellenwert von Layer 2 bietet. Layer-2-Lösungen sind dazu gedacht, die Skalierbarkeit von Ethereum zu verbessern, indem sie Transaktionen von der Hauptkette auf separate Netzwerke verlagern.
Dadurch sollen Transaktionsgebühren reduziert und die Netzwerkgeschwindigkeit erhöht werden. Beispiele für populäre Rollups sind Optimism, Arbitrum und Base. Trotz ihrer Zweckmäßigkeit hat die jüngste Entwicklung gezeigt, dass ETH-Bestände auf diesen Plattformen innerhalb weniger Monate signifikant gefallen sind. Michael Nadeau, Gründer von The DeFi Report, veröffentlichte Auswertungen, die einen Rückgang der ETH-Bestände auf Layer 2 um etwa 25 % veranschaulichen. Besonders dramatisch ist der Rückgang auf Optimism mit einem Einbruch von 54 % seit März 2025.
Arbitrum und Base folgen mit Rückgängen von 17 % beziehungsweise 14 %. Diese Entwicklung stellt eine Kehrtwende zu den Befürchtungen aus früheren Monaten dar. Noch Anfang 2024 gab es Diskussionen darüber, ob Layer-2-Netzwerke Ethereum als Mainnet schaden könnten. Insbesondere nach der Einführung des EIP-4844 im Rahmen des Dencun-Upgrades wurde die Reduzierung der Gebührenerlöse auf Ethereum befürchtet. Kritiker bezeichneten Layer 2 teilweise als „Vampirattacke“, da diese Netzwerke Nutzer und Gebühren vom Hauptnetz abziehen.
Diese Vermutung wurde u.a. von Justin Bons, dem Gründer von CyberCapital, geteilt. Er warnte davor, dass Layer 2 Nutzer und Gebühren „stehlen“ und somit Ethereum schwächen könnten. Die aktuellen Zahlen belegen jedoch eine ganz andere Realität: Ethereum-Nutzer ziehen ihre ETH in wachsender Zahl aus Layer-2-Netzwerken ab.
Laut L2Beat sind beispielsweise die gebridgten ETH auf Optimism von 1,12 Millionen zu Beginn des Jahres auf etwa 566.000 Mitte Juni gefallen – ein Rückgang um die Hälfte in nur sechs Monaten. Solche Zahlen werfen Fragen zum wirklichen Treiber dieses Trends auf. Eine mögliche Erklärung bietet die Beobachtung, dass große zentrale Krypto-Börsen wie Binance offenbar Gelder von Layer 2 zurück auf Ethereum Mainnet transferieren. Coinbase-Protokollspezialist Viktor Bunin deutete an, dass Binance einen maßgeblichen Anteil an dieser Migration haben könnte.
Unterstützt wird diese Theorie durch die Daten von Binance, die einen Anstieg der auf der Börse gestakten ETH um mehr als 20 % in den letzten 90 Tagen zeigen. Dies könnte bedeuten, dass institutionelle Akteure und Großinvestoren strategisch ETH vom Layer 2 in das Mainnet bewegen, um von dessen jüngster Stärke und Stabilität zu profitieren. Der Preisverfall von nativen Layer-2-Token scheint dabei eine wichtige Rolle zu spielen. Optimisms eigener Token OP hat in den letzten drei Monaten über 38 % an Wert verloren. Auch andere Layer-2-Tokens wie Arbitrum (ARB) und ZKsync (ZK) verbuchten Verluste von 21 % beziehungsweise 44 %.
Ethereum selbst hat demgegenüber einen signifikanten Kursanstieg von etwa 25 % verzeichnet. Dieser Aufwärtstrend von ETH wird durch erfolgreiche technische Upgrades wie das Pectra-Upgrade im Mai 2025 begünstigt, das die Funktionalität des Netzwerks verbesserte und das Vertrauen der Investoren stärkte. Die zunehmende ETH-Stake-Aktivität unterstreicht dieses positive Momentum. Mitte Juni wurde ein neuer Rekord bei der Menge an gestaktem ETH mit 34,84 Millionen verzeichnet, ein Plus von etwa 1 % gegenüber dem Vorwochenwert. Zusätzlich wächst die Anzahl der sogenannten Accumulation Addresses – Wallets, die Ethereum halten, ohne es zu verkaufen – kontinuierlich und erreichte ebenfalls einen Allzeithochstand von 22,8 Millionen ETH.
Diese Daten deuten darauf hin, dass viele Investoren langfristiges Vertrauen in Ethereum setzen und ihre Bestände im Mainnet aufbauen, während das Interesse am Layer-2-Ökosystem nachlässt. Doch was bedeutet das alles für die Zukunft von Layer 2? Während Layer-2-Lösungen weiterhin deren Rolle als Skalierbarkeitswerkzeuge für Ethereum spielen, weisen die jüngsten Rückzüge auf Herausforderungen hin, die es zu beachten gilt. Die sinkenden Tokenpreise resultieren offenbar aus einem mangelnden Interesse der Anleger und können auf ein begrenztes Wachstumspotential oder auf das Fehlen nachhaltiger Anreizmodelle hinweisen. Gleichzeitig zeigt Ethereum mit seiner gestärkten Marktposition jedoch, dass das Mainnet nach wie vor als zentrale Anlaufstelle für Ether-Besitzer gilt. Für Entwickler und Projekte auf Layer 2 bedeutet dies, dass es wichtig ist, die Nutzererfahrung zu verbessern, Anreize zu schaffen und mehr Vertrauen zu gewinnen, um das Momentum zurückzugewinnen.
Für Anleger empfiehlt es sich, diese Entwicklungen aufmerksam zu beobachten, da die Balance zwischen Layer 2 und Ethereum Mainnet weiterhin dynamisch bleibt. Zudem wird die Rolle von großen Akteuren wie Binance entscheidend sein, da ihr Verhalten die Verteilung der ETH-Bestände stark beeinflusst. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Rückgang der ETH-Mengen auf Layer 2 und der gleichzeitige Preisverfall von Layer-2-Token auf ein komplexes Zusammenspiel von Marktkräften, technologischen Fortschritten und Nutzerpräferenzen zurückzuführen ist. Ethereum als Netzwerk zeigt sich stabil und wird durch technische Upgrades und wachsende Staking-Aktivitäten gestärkt. Layer-2-Netzwerke stehen vor der Herausforderung, sich neu zu positionieren, um weiterhin eine sinnvolle Rolle im Ethereum-Ökosystem zu spielen und die Vorteile der Skalierbarkeit langfristig zu sichern.
Die weiteren Entwicklungen in diesem Bereich bleiben spannend und werden die Weichen für die Zukunft von Ethereum maßgeblich beeinflussen.