Unter Armour, der bekannte US-amerikanische Sportbekleidungshersteller mit Sitz in Baltimore, steht trotz widriger wirtschaftlicher Umstände und eines anspruchsvollen Marktes weiterhin auf dem Pfad der Erholung. Ein Jahr nach Beginn einer umfassenden unternehmensweiten Restrukturierung hat das Unternehmen seine jüngsten Quartals- und Jahresergebnisse veröffentlicht, die zwar weiterhin Verluste aufweisen, jedoch besser ausfielen als von vielen Analysten erwartet. Diese Entwicklungen werfen ein differenziertes Licht auf die Lage des Unternehmens und die Chancen, die sich aus der strategischen Neuausrichtung ergeben. Das vierte Quartal, das am 31. März endete, brachte für Under Armour einen operativen Verlust von 72 Millionen US-Dollar, wobei der bereinigte operative Verlust, welcher Umstrukturierungskosten, Transformationsexpensen und Gerichtskosten ausschließt, bei 36 Millionen US-Dollar lag.
Das Nettoverlust betrug 67 Millionen US-Dollar bzw. ein bereinigter Nettoverlust von 35 Millionen US-Dollar. Trotz dieser Zahlen konnten die Umsätze mit 1,2 Milliarden US-Dollar einen leichteren Rückgang verzeichnen als erwartet: Statt des prognostizierten Umsatzrückgangs von 12,4 Prozent betrug das Minus lediglich 11 Prozent. Die regionalen Verkaufszahlen spiegeln eine uneinheitliche Marktperformance wider. In Nordamerika gingen die Umsätze ebenfalls um 11 Prozent auf 689 Millionen US-Dollar zurück.
International erlitt Under Armour ein Umsatzminus von 13 Prozent. Besonders stark betroffen war die Region Asien-Pazifik mit einem Rückgang von 27 Prozent, gefolgt von einem Umsatzrückgang von 10 Prozent in Lateinamerika und 2 Prozent in Europa, dem Nahen Osten und Afrika. Diese Zahlen verdeutlichen die Herausforderungen, die das Unternehmen vor allem auf globaler Ebene zu bewältigen hat. Analysten haben die Veröffentlichung der Zahlen unterschiedlich bewertet. Cristina Fernandez von der Telsey Group äußerte Skepsis hinsichtlich einer baldigen Rückkehr zu Wachstum, da Under Armour nach wie vor daran arbeiten müsse, die Markenwahrnehmung zu verbessern, mehr Konsumenten zu gewinnen und die Präsenz im stationären Handel zu erhöhen.
Joseph Civello von Truist Securities hob hervor, dass die Ergebnisse lediglich eine niedrige Messlatte übersprungen hätten und dass maßgebliche Fortschritte erst sichtbar würden, wenn sich grundlegende Verbesserungen abzeichneten. Die Absatzentwicklung im Großhandel und im Direktgeschäft (Direct-to-Consumer) spiegelte ebenfalls eine schwierige Lage wider. Der Großhandelsumsatz ging um 10 Prozent auf 768 Millionen US-Dollar zurück, während der Direktvertrieb mit einem Minus von 15 Prozent noch stärker betroffen war. Innerhalb des Direktvertriebs verzeichneten die eigenen Filialen einen Rückgang von 6 Prozent, während der eCommerce-Bereich einen empfindlichen Einbruch von 27 Prozent erlitt, obwohl dieser immerhin 37 Prozent des gesamten Direktvertriebs ausmacht. Diese Umsatzrückgänge wurden vom Unternehmen unter anderem auf bewusst reduzierte Werbe- und Promotionaktivitäten zurückgeführt.
Nach Produktkategorien betrachtet zeigte sich ein vergleichbares Bild der Herausforderungen. Die Umsätze im Bekleidungssegment sanken um 11 Prozent auf 780 Millionen US-Dollar. Der Bereich Footwear musste sogar einen Rückgang von 17 Prozent auf 282 Millionen US-Dollar hinnehmen. Die Umsätze mit Accessoires blieben mit einem Minus von 2 Prozent bei 92 Millionen US-Dollar nahezu stabil, was auf eine gewisse Widerstandsfähigkeit in diesem Segment hinweist. Trotz der technischen Verluste und zahlreicher Herausforderungen glaubt die Unternehmensführung an den eingeschlagenen Kurs.
Kevin Plank, Präsident, CEO und Unternehmensgründer, präsentierte die Ergebnisse mit einem positiven Ausblick. Er betonte, dass ein Jahr nach Einleitung der strategischen Neuausrichtung bereits eine solide Grundstruktur für ein fokussierteres Under Armour gelegt wurde. Die Initiativen zur Verbesserung der Produktqualität und Storytelling, eine straffere Vertriebssteuerung sowie Optimierungen im Geschäftsmodell sollen die Marke wieder relevant machen und für nachhaltiges und profitables Wachstum sorgen. Die Bemühungen zielen darauf ab, die Wahrnehmung der Marke zu verändern und das Vertrauen der Verbraucher wieder zu gewinnen. Der strategische Fokus auf Produktinnovation und Markenkommunikation soll dazu beitragen, Wettbewerbsvorteile gegenüber rivalisierenden Sportartikelherstellern zurückzugewinnen.
Dabei ist es entscheidend, den Großhandel zu stärken, ohne das Direktkundengeschäft zu vernachlässigen, welches trotz aktueller Verzögerungen ein wichtiger Wachstumstreiber im digitalen Zeitalter bleibt. In der heutigen, hart umkämpften Sportbekleidungs- und Schuhbranche, in der Global Player wie Nike und Adidas eine dominierende Rolle spielen, ist Under Armour gezwungen, sich klar zu positionieren und seine einzigartige Identität zu stärken. Neben der Anpassung an veränderte Marktdynamiken und Kundenerwartungen muss das Unternehmen auch mit internationalen Handelsschwierigkeiten, darunter höhere Zölle und geopolitische Unsicherheiten, zurechtkommen. Diese Faktoren tragen zu einem komplexen wirtschaftlichen Umfeld bei, was die Erholung zusätzlich erschwert. Positiv hervorzuheben ist, dass das Unternehmen trotz der Belastungen in der Lage war, die Erwartungen des Marktes zu übertreffen, was als erstes Indiz für eine stabile Grundlage für künftige Verbesserungen gewertet werden kann.
Die Herausforderungen fungieren somit nicht nur als eine Belastung, sondern auch als Ansporn für Unter Armour, die strategischen Maßnahmen mit Nachdruck weiter umzusetzen. Die Marktakteure und Investoren beobachten die weiteren Entwicklungen mit großem Interesse, da die kommenden Quartale entscheidende Hinweise darauf geben werden, ob die Neuausrichtung tatsächlich zu nachhaltigem Wachstum und einer Stärkung der Markenposition führt. Unternehmenskritiker und Marktbeobachter weisen jedoch darauf hin, dass Under Armour weiterhin erhebliche Anstrengungen unternehmen muss, um rentabler zu werden. Dabei spielen auch Faktoren wie eine effizientere Kostenstruktur, stärkere Präsenz im Online-Handel und gezielte Investitionen in Marketing und Produktentwicklung eine Rolle. Nur so kann der Konzern die Balance zwischen kurzfristigen Verlusten und langfristiger Rentabilität finden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Under Armour sich aktuell in einer Übergangsphase befindet. Die finanzielle Situation bleibt angespannt, doch die Weichen sind auf Veränderung gestellt. Strategische Neuausrichtung, verbesserte Produktangebote und eine fokussierte Markenkommunikation sind die zentralen Bausteine, mit denen sich das Unternehmen den Herausforderungen stellt. Die nächsten Monate werden zeigen, wie stark die Maßnahmen Früchte tragen und ob Under Armour seine Position auf dem stark umkämpften Sportbekleidungsmarkt nachhaltig festigen kann.