Die Regulierung von Stablecoins rückt in den USA zunehmend in den Fokus der Politik. Federalstaatliche Gesetzgeber sehen sich mit dem dringenden Bedürfnis konfrontiert, klare und umfassende Richtlinien für diese spezielle Form von Kryptowährungen zu entwickeln, die angesichts ihrer wachsenden Nutzung im Zahlungsverkehr und Finanzsystem zunehmend an Bedeutung gewinnen. Vor diesem Hintergrund gab der führende Mehrheitsführer des US-Senats, John Thune, bekannt, dass noch vor dem Memorial Day, dem 26. Mai, eine Abstimmung über das sogenannte GENIUS-Gesetz erfolgen soll. Diese Information stammt aus einer vertraulichen Sitzung mit republikanischen Senatoren und wurde durch einen Bericht von Politico Anfang April publik gemacht.
Das GENIUS-Gesetz, vollständig ausgeschrieben als Guiding and Establishing National Innovation for US Stablecoins Act, wurde ursprünglich im Februar von Senator Bill Hagerty eingebracht und erhielt im März bereits eine Mehrheit im Banken-Ausschuss des Senats. Es verfolgt das Ziel, die Herausgabe von Stablecoins in den Vereinigten Staaten strikt auf sogenannte „permitted payment stablecoin issuers“ zu beschränken und somit eine regulierte Infrastruktur für digitale Zahlungsmittel zu schaffen. Die Motivation hinter diesem Gesetzesvorhaben ist vielschichtig. Stablecoins, die meist an den Wert einer Fiatwährung wie den US-Dollar gekoppelt sind, haben sich als Bindeglieder zwischen dem traditionellen Finanzsystem und der Kryptowelt etabliert. Trotz ihrer relativen Stabilität bergen sie nicht unerhebliche Risiken, etwa für die Finanzmarktstabilität, Liquidität und Verbraucherschutz.
Vor allem der Einfluss großer privater Akteure, die ohne ausreichende Regulierung solche digitalen Assets ausgeben, wird als Problem wahrgenommen. Zusätzlich ist der Markt für Stablecoins seit Jahren mit Bedenken wegen Geldwäsche und illegaler Finanzaktivitäten in Verbindung gebracht worden, wie jüngste Studien belegen. Das GENIUS-Gesetz zielt darauf ab, das Vertrauen und die Transparenz im Umgang mit Stablecoins zu stärken, indem klare Anforderungen an Emittenten gestellt werden und nur geprüfte Institutionen diese Rolle übernehmen dürfen. Dies soll ein sicheres, nachvollziehbares und kontrolliertes Ökosystem schaffen, das öffentliche und private Interessen in Einklang bringt. Neben dem GENIUS-Gesetz setzt auch das Repräsentantenhaus Maßnahmen in diese Richtung um.
Dort wurde mit dem STABLE Act (Stablecoin Transparency and Accountability for a Better Ledger Economy Act) ein begleitendes Gesetz eingebracht, das ebenfalls die Transparenz bei der Ausgabe und dem Handel mit Stablecoins verbessern will. Somit formiert sich ein koordiniertes Vorgehen beider Kammern des US-Kongresses, angetrieben von der republikanischen Mehrheit, die derzeit beide Häuser kontrolliert. Eine besondere Rolle spielt hierbei auch der Präsident der Vereinigten Staaten, Donald Trump. Bereits kurz nach seinem Amtsantritt unterzeichnete er Anfang 2025 eine exekutive Anordnung, die eine Arbeitsgruppe einrichtete, welche sich mit der Schaffung eines nationalen Krypto-Reservesystems sowie der Regulierung von Stablecoins beschäftigen soll. Diese Entscheidung wurde allerdings kritisch betrachtet, da sie formal keine gesetzliche Grundlage schafft.
Interessanterweise geschah dies im Kontext enger Verbindungen Trumps zu einer Krypto-Firma namens World Liberty Financial, die einen eigenen US-Dollar-gebundenen Stablecoin herausgeben wollte. Demokratische Politiker warnten vor möglichen Interessenkonflikten und bezeichneten die Kombination aus Trumps geschäftlichen Verbindungen und seinem politischen Einfluss als erhebliche Gefahr für die Stabilität und Sicherheit des amerikanischen Finanzsystems. Die Bemühungen, eine stabile und gesetzeskonforme Infrastruktur für Stablecoins zu etablieren, kommen zu einem Zeitpunkt, in dem der Umgang mit Kryptowährungen weltweit neu definiert wird. Bei regulatorischen Vorstößen dieser Art steht nicht nur die Akzeptanz dieser digitalen Vermögenswerte auf dem Spiel, sondern auch das langfristige Potenzial zur Entwicklung innovativer Zahlungsmethoden und Finanzprodukte. Aus Sicht von Investoren, Unternehmen und Verbrauchern ist eine klare rechtliche Rahmengebung essenziell, um Risiken zu minimieren und Vertrauen zu schaffen.
Die bevorstehende Abstimmung im Senat vor dem Memorial Day könnte ein wegweisendes Signal für die Branche sein. Sollte das GENIUS-Gesetz verabschiedet werden, wäre dies ein bedeutender Schritt in Richtung regulierter Stablecoin-Märkte, die stärker von Aufsichtsbehörden kontrolliert werden. Gleichzeitig bleiben viele Fragen offen, etwa wie strikt die definierten Kriterien für Emittenten umgesetzt werden, welche institutionellen Änderungen notwendig sind und wie sich dies auf die Innovationskraft der Blockchain-Technologie auswirkt. Hinzu kommt, dass innerhalb des Kongresses keine einheitliche Meinung herrscht. Einige Demokraten äußern Bedenken hinsichtlich möglicher Korruption und der Einflussnahme von Lobbygruppen, was die Debatte zusätzlich komplex gestaltet.
Zudem zeichnet sich ab, dass internationale Koordinierung im Bereich der Kryptoregulierung künftig eine immer größere Rolle spielen wird, da digitale Assets sich kaum an Landesgrenzen halten. Insgesamt steht die anstehende Senatsabstimmung damit exemplarisch für die Herausforderungen, vor denen Gesetzgeber und Regulierungsbehörden weltweit stehen. Es geht weniger um eine bloße technische Angelegenheit, sondern um die grundlegende Frage, wie die Finanzlandschaft im digitalen Zeitalter gestaltet werden soll. Die Entwicklungen rund um Stablecoins bieten dabei ein spannendes Zukunftsfeld, bei dem Innovation und Regulierung sorgfältig austariert werden müssen. Für den US-amerikanischen Markt könnte die Entscheidung vor dem 26.
Mai maßgeblich darüber entscheiden, wie sicher, transparent und effizient digitale Zahlungsmittel zukünftig eingesetzt werden und wie sich die USA im globalen Wettkampf um die Kryptowährungsführerschaft positionieren. Beobachter aus der Kryptobranche, Finanzwelt und Politik verfolgen die Vorgänge mit großem Interesse, da sie weitreichende Folgewirkungen für Märkte, Unternehmen und Nutzer zeitigen könnten.