ServiceNow, ein führender Anbieter von Enterprise-Software, hat kürzlich bedeutende Finanzziele für sein Geschäft mit Künstlicher Intelligenz (KI) bis zum Jahr 2026 bekanntgegeben. Diese Ankündigung signalisiert eine klare Ausrichtung des Unternehmens auf die wachsende Bedeutung von KI-Technologien in der Softwarebranche und zeigt, wie ServiceNow seine Position im Markt weiter ausbauen möchte. Die strategischen Pläne und die Analyse dieser Entwicklung sind für Investoren, Branchenteilnehmer und Technologieinteressierte gleichermaßen von großer Relevanz. Im Zentrum von ServiceNows KI-Strategie stehen die Produkte der Now Assist-Reihe, die bereits einen bemerkenswerten Jahresvertragwert (Annual Contract Value, ACV) von 250 Millionen US-Dollar erzielen. Das Unternehmen prognostiziert einen Ausbau dieses Wertes auf eine Milliarde US-Dollar bis Ende 2026, was ein beachtliches Wachstum in einem relativ kurzen Zeitraum bedeutet.
Der ACV ist ein entscheidender Finanzindikator für Software-as-a-Service (SaaS)-Unternehmen, da er den Wert der laufenden Abonnements wiedergibt und somit die Grundlage für nachhaltige Umsätze bildet. Der Fokus von ServiceNow liegt vor allem auf der Entwicklung sogenannter „agentic“ KI – einer Fortschrittsebene der Künstlichen Intelligenz, die über reine Chatbot-Funktionalitäten hinausgeht. Während traditionelle KI-Anwendungen oft als „Copilots“ bezeichnet werden, die Mitarbeiter durch dialogbasierte Unterstützung begleiten, zielen agentische KI-Systeme darauf ab, selbständig Aufgaben zu erfüllen. Diese KI-Agenten können mehrstufige Probleme erkennen, eigenständig Lösungen entwickeln und Aktionen ausführen. Solche Fähigkeiten eröffnen neue Möglichkeiten zur Automatisierung und Effizienzsteigerung in zahlreichen Unternehmensfunktionen.
Die Anwendung von agentischer KI bei ServiceNow soll verschiedene Geschäftsbereiche abdecken, darunter IT-Management, Sicherheitslösungen, Personalwesen, operative Abläufe sowie Finanzmanagement. Indem diese Technologien direkt in die Kernsoftwareprodukte integriert werden, möchte ServiceNow die Benutzerfreundlichkeit erhöhen und Kunden signifikanten Mehrwert bieten. Dies könnte die Akzeptanz für KI-basierte Lösungen auf Kundenseite erhöhen und somit zu höheren Umsätzen führen. Analysten reagieren unterschiedlich auf die Prognose von ServiceNow. Während einige die Zielsetzung von einer Milliarde US-Dollar ACV als vernünftigen Ausgangspunkt angesichts des aktuellen Entwicklungsstandes der KI-Technologie sehen, schätzen andere die Erwartungen als eher zurückhaltend ein.
Zum Beispiel äußerte ein Analyst von Bank of America, dass die Zielsetzung zwar solide sei, aber keinen außergewöhnlichen Wachstumsimpuls darstelle. Diese Sichtweise reflektiert die gegenwärtige Marktlage, in der viele Softwareunternehmen noch mit der Monetarisierung von generativer KI kämpfen und Kunden vorsichtig mit Neuanschaffungen sind. ServiceNow selbst sieht den Großteil des prognostizierten Umsatzes durch Basis-Abonnements und „Consumption Packs“ gedeckt, die es Kunden ermöglichen, KI-Dienste nach Bedarf zu nutzen. Dieses hybride Preismodell soll flexible Nutzungsszenarien unterstützen und langfristig zur Steigerung der Monetarisierung beitragen. Ein wichtiger Faktor ist hierbei die kürzliche Akquisition von KI-Startups wie Moveworks und Logik.
ai. Moveworks etwa bietet eine generative KI-Plattform, die sich auf Mitarbeitersupport spezialisiert hat – ein Bereich, der bei vielen Unternehmen großes Potenzial für Automatisierung und Kosteneinsparungen verspricht. Der Kauf von Moveworks für rund 2,85 Milliarden US-Dollar unterstreicht ServiceNows strategisches Engagement im KI-Segment. Durch Integration solcher innovativen Technologien will das Unternehmen sein Produktportfolio erweitern und seinen Kunden modernste Lösungen anbieten. Diese Akquisitionen könnten somit einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der Finanzziele im Jahr 2026 leisten.
Im Vergleich dazu haben andere Softwareanbieter wie Salesforce ebenfalls ihre KI-Umsatzziele erhöht. Salesforce meldete eine Verdopplung des Jahresumsatzes aus Data-Cloud- und KI-Produkten auf 900 Millionen US-Dollar für das Fiskaljahr 2025. Beide Unternehmen verfolgen ähnliche ambitionierte Ziele, was die zunehmende Priorität von KI in der Enterprise-Softwarebranche widerspiegelt. Trotzdem bleibt die Monetarisierung von generativer KI und autonome KI-Agenten eine Herausforderung. Viele Softwarehersteller haben durchwachsene Resonanz von Kunden erfahren, was sich auf die Kursentwicklung ihrer Aktien niederschlägt.
So sank der ServiceNow-Aktienkurs zuletzt leicht, während etwa Palantir, ein weiteres im KI-Bereich aktives Unternehmen, eine deutliche Kurssteigerung verzeichnete. ServiceNow positioniert sich mit seinem hybriden Modell und konsequentem Ausbau der KI-Produkte als Vorreiter in einer Branche, die sich inmitten eines Umbruchs befindet. Die Verlagerung von rein „copilot“-basierten Assistenzsystemen hin zu voll autonomen, zielgerichteten AI-Agenten verändert die Erwartungen und Anforderungen an Softwarelösungen grundlegend. Für ServiceNow ist die Kombination aus Kernsoftware, die in vielen Unternehmen bereits etabliert ist, und innovativen KI-Features ein entscheidender Wettbewerbsvorteil. Insbesondere im Bereich Frontoffice und Customer-Service-Management hat das Unternehmen bereits einen Jahresvertragwert von 1,4 Milliarden US-Dollar erreicht.
Damit rückt es stärker in den Wettbewerb mit Branchengrößen wie Salesforce. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ServiceNow mit seiner KI-Strategie und den finanziellen 2026-Zielen einen klaren Plan verfolgt, die Möglichkeiten von AI-Technologien in den Unternehmensanwendungen umfassend zu nutzen. Während der Markt die Entwicklungen mit Bedacht verfolgt und die tatsächliche Monetarisierung von KI-Produkten sich noch in einem frühen Stadium befindet, bietet ServiceNow Investorinnen und Investoren sowie Kunden eine vielversprechende Perspektive auf das zukünftige Potenzial. Die nächsten Jahre werden entscheidend sein, um zu sehen, wie ServiceNow den Übergang von KI-Prototypen zu breit genutzten, profitablen Lösungen meistert. Die Einbindung von agentischer KI in alltägliche Geschäftsprozesse könnte dabei ein entscheidender Faktor für Effizienzsteigerungen und Wettbewerbsvorteile in zahlreichen Branchen werden.
In einem dynamischen und wettbewerbsintensiven Umfeld wird ServiceNows Fähigkeit, innovative Technologien erfolgreich zu integrieren und zu vermarkten, maßgeblich über seinen langfristigen Erfolg entscheiden.