Das Thema der Temperaturentwicklung in den USA ist nicht nur für Klimaforscher, sondern auch für die breite Öffentlichkeit von großer Bedeutung. Vor allem in Zeiten zunehmender Klimaerwärmung ist es wichtig, dass Daten wissenschaftlich korrekt dargestellt und interpretiert werden. Dennoch begegnen viele Angebote im Internet und sozialen Medien verzerrten Darstellungen, die den Eindruck erwecken, dass sich die Temperaturen in den USA nicht erhöhen oder gar sinken würden. Ein prominentes Beispiel hierfür ist eine von Tony Heller, der auch unter dem Pseudonym Steve Goddard bekannt ist, verbreitete Grafik von 2018, die suggeriert, dass die US-Temperaturen keineswegs steigen. Hinter dieser Behauptung verbirgt sich eine Reihe von methodischen Fehlern und gezielter Datenmanipulation, wie fundierte Analysen aufzeigen.
Das vermeintliche Argument, dass die Temperaturen in den USA nicht steigen oder sogar fallen, basiert oft auf der Auswahl von besonderen Datenkombinationen, die nicht repräsentativ sind. Beispielsweise beschränken sich solche Darstellungen manchmal auf nur einen Temperaturparameter, etwa nur die Sommertemperaturen oder nur die Höchstwerte, und wählen zudem einen speziell begrenzten Zeitraum, etwa ab 1918, der zufällig den Höhepunkt der extremen Hitzewellen während der Dust Bowl-Ära Anfang der 1930er Jahre einschließt. Dieses Vorgehen ist eine klassische Form des Cherry-Pickings, bei dem gezielt Daten ausgesucht werden, die den gewünschten (meist skeptischen) Eindruck vermitteln. Wesentlich für die korrekte Interpretation von Temperaturdaten ist zudem die umfassende Berücksichtigung aller Messwerte inklusive Tiefst- und Höchsttemperaturen, die verschiedenen Jahreszeiten sowie eine korrekte Berücksichtigung der räumlichen Verteilung der Messstationen. Die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) in den USA und andere wissenschaftliche Institutionen investieren große Anstrengungen, um Daten, die aus verschiedensten Quellen kommen und über unterschiedliche Zeiträume erhoben wurden, methodisch zu homogenisieren.
Dabei werden Änderungen im Netzwerk der Wetterstationen berücksichtigt, z.B. wenn alte Stationen stillgelegt oder neue Stationen mit anderen Umweltbedingungen (Höhe, Breitengrad, städtische Nähe) in Betrieb genommen werden. Auch technische Änderungen bei Messinstrumenten und Beobachtungszeiten werden in die Datenkorrekturen einbezogen. Ohne diese systematischen Anpassungen entsteht leicht ein verzerrtes Bild.
Eine naive Durchschnittsbildung der Rohdaten über alle Stationen hinweg, ohne Berücksichtigung dieser Effekte, verfälscht den langfristigen Trend. So kann ein einfacher, ungefilterter Mittelwert von Hochtemperaturen im Sommer, ohne Gewichtung nach Fläche oder Berücksichtigung von Messstationswechseln, fälschlicherweise den Eindruck eines rückläufigen Trends erzeugen. Doch diese Methode vernachlässigt wichtige wissenschaftliche Standards und führt zu Fehlschlüssen. Auch die räumliche Verteilung der Messstationen spielt eine wichtige Rolle. Einige „sogenannte“ Rückgänge bei der Durchschnittstemperatur ergeben sich häufig daraus, dass neue Stationen Erhebungsbesonderheiten aufweisen, etwa weiter im Norden gelegen sind, wo es im Mittel kühler ist, oder dass die Beobachtungsstationen im Laufe der Zeit unterschiedlich verteilt sind.
In der Tat hat sich der geographische Schwerpunkt der Stationen im Laufe der Jahrzehnte leicht verschoben, was bei unbehandelten Daten Erklärungen für Temperaturabweichungen liefern kann, die nichts mit dem tatsächlichen Klimaeffekt zu tun haben. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der sogenannte „Time-of-Observation Bias“ (TOB). Das bedeutet, dass sich die Tageszeit, zu der Messungen vorgenommen werden, im Laufe der Zeit verändert hat und diese Änderung die Tagesmitteltemperaturen beeinflussen kann. Wird dieser Effekt nicht herausgerechnet, kann er systematische Verzerrungen verursachen, die wiederum fälschlich als Klimatrend interpretiert werden könnten. Wissenschaftliche Institute passen die Daten daher entsprechend an, um solche Verzerrungen zu eliminieren.
Die sogenannte Dust Bowl-Periode in den 1930er Jahren ist aufgrund ihrer extremen klimatischen Bedingungen ein wichtiger Bezugspunkt bei US-Temperaturvergleichen. Damals kam es in großen Teilen der US-amerikanischen Prärie während der Sommermonate zu außergewöhnlichen Hitzewellen kombiniert mit schweren Dürren und Bodenverschleppungen. Diese Periode stellt in der Klimageschichte der USA einen Gipfel extremer Hitze dar und beeinflusst die langfristigen Trendbetrachtungen, da die Temperaturen damals besonders hoch lagen. Wer als Startzeitpunkt seiner Auswertung die Jahre kurz nach der Dust Bowl wählt, erhält mitunter verzerrte Eindrücke über den Verlauf seither. Daher ist es essenziell, bei der Auswertung von Temperaturtrends stets den gesamten verfügbaren Datensatz zu betrachten und die Daten wissenschaftlich korrekt aufzubereiten.
Die Öffentlichkeit sollte kritisch bleiben bei einfachen Grafiken oder Behauptungen, die auf selektiver Datenverwendung basieren. Solche manipulativen Darstellungen sind häufig gezielt so gewählt, um Ängste vor der globalen Erwärmung zu schüren oder eben zu unterminieren. Darüber hinaus sollten Korrekturen an Daten nicht ohne Verständnis als „Manipulation“ oder „Fälschung“ verurteilt werden. Datenanpassungen basieren auf fundierten wissenschaftlichen Methoden zur Sicherung der Homogenität der Zeitreihen und zur Beseitigung von Verzerrungen durch externe Faktoren wie Messgerätewechsel, Verlagerungen der Stationen oder veränderte Messzeiten. Sie dienen dem Ziel, tatsächliche Klimatrends erkennbar zu machen und nicht statistische Artefakte.
Die Debatte um die Temperaturentwicklung in den USA zeigt exemplarisch, wie komplex die Analyse von Klimadaten ist und wie gefährlich unsachgemäße Auswertungen sein können. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Klimawandel sind konsistent und belegen klar, dass die Temperaturen in den USA, ebenso wie global, zunehmen. Auch wenn einzelne Teilbereiche oder Monate gelegentlich Abweichungen zeigen, ist der Gesamttrend eindeutig. Die öffentliche Wahrnehmung wird jedoch häufig durch manipulierte Grafiken, Halbwahrheiten und Absichtstäuschungen beeinträchtigt, die von einigen Blog-Betreibern und in sozialen Netzwerken verbreitet werden. Eine wichtige Verantwortung liegt daher auch bei Journalisten, Wissenschaftskommunikatoren und Medien, klar und verständlich aufzuklären, wie solche Verzerrungen entstehen und wie wissenschaftliche Daten korrekt zu lesen sind.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Temperaturdaten der USA eine deutliche Erwärmung zeigen. Sorgfältige Analyse, vollständige Datenbasis und fachgerechte Anpassungen sind Voraussetzung für ein aussagekräftiges Bild. Selektive Auswahl einzelner Jahre, Temperaturparameter oder unsachgemäße Mittelungen führen zu Täuschungen. Die Klimaforschung bietet umfangreich belegte Erkenntnisse, die den fortschreitenden Klimawandel aufzeigen – und auf die einzelne missverständliche Grafiken keinen Einfluss haben.