In der heutigen wirtschaftlichen Landschaft sehen sich viele Startups mit einer der größten Herausforderungen konfrontiert: der Kapitalbeschaffung. Besonders in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit berichten viele Gründer, dass die Finanzierung schwieriger zu bekommen ist als je zuvor. Doch trotz dieser Hürden betonen erfahrene Investoren, dass es keineswegs unmöglich ist, Kapital von Angel-Investoren und Risikokapitalgebern zu erhalten. Sarah Kunst, etablierte Angel-Investorin und Unternehmerin, gibt tiefe Einblicke in die aktuellen Herausforderungen und erklärt, welche Wege Startups einschlagen können, um sich trotz eines schwierigen Umfelds zu behaupten. Die Erkenntnisse Kunsts bieten wertvolle Orientierungshilfen für Gründer, die nach Investitionen suchen und sich auf ein volatiles Marktumfeld einstellen müssen.
Das aktuelle Marktumfeld ist vor allem durch eine ausgeprägte Unsicherheit geprägt, die auf verschiedene Faktoren wie geopolitische Spannungen, anhaltende Inflation und volatile Aktienmärkte zurückzuführen ist. Dieses makroökonomische Umfeld führt dazu, dass Investoren wesentlich vorsichtiger agieren und oft zögern, Kapital bereitzustellen. Ein entscheidender Punkt, den Sarah Kunst auf dem Podcast Financial Freestyle auf Yahoo Finance hervorhebt, ist die Verlangsamung im Bereich der Firmenübernahmen (M&A). Da viele Investoren darauf angewiesen sind, Renditen aus Verkaufstransaktionen zu realisieren, verlangsamt sich ihre Investitionsbereitschaft, wenn M&A-Deals in der Pipeline ausbleiben oder länger dauern. Für Startups bedeutet dies, dass sie nicht nur gegen die Unsicherheit ankämpfen müssen, sondern auch gegen einen insgesamt geschrumpften Pool an verfügbarer Risikokapitalfinanzierung.
Dennoch bleibt die Tür für Gründer offen, die gut vorbereitet sind und sorgfältig die Potenziale ihres Geschäftsfeldes analysiert haben. Kunst betont, wie wichtig es ist zu verstehen, in welchen Sektoren und Märkten wirklich Wachstum möglich ist. Insbesondere Unternehmen in zukunftsträchtigen Bereichen wie der Cybersicherheit ziehen weiterhin das Interesse von Investoren auf sich. Diese Branchen weisen häufig langfristig großes Marktwachstum auf, was sie für Kapitalgeber attraktiver macht. Ein zentraler Faktor für den Erfolg bei der Kapitalbeschaffung ist demnach die Wahl des richtigen Marktes.
Investoren wollen nicht nur das aktuelle Produkt oder die Dienstleistung sehen, sondern auch eine klare Vision, wie das Startup in einem großen Marktsegment wachsen kann. Sarah Kunst formuliert dies prägnant: Es ist leichter, ein milliardenschweres Unternehmen in einem Billionen-Dollar-Markt aufzubauen als in einem Markt, der zu klein oder übersättigt ist. Selbst wenn etwas schiefgeht oder unvorhergesehene Probleme auftreten, sollte das Unternehmen genug Potenzial haben, um trotz solcher Rückschläge eine große Wertentwicklung zu erreichen. Ebenso scharf beurteilen Angel-Investoren den Gründer und das Managementteam. Kunst hebt hervor, dass nicht nur eine gute Idee entscheidend ist, sondern vor allem die Frage, warum gerade der Gründer die richtige Person ist, um diese Idee erfolgreich umzusetzen.
Erfahrung in der jeweiligen Branche spielt dabei eine elementare Rolle. Bildung, berufliche Praxis oder persönliche Erfahrungen im Problemfeld des Startups schaffen Vertrauen bei Investoren, da sie Kompetenz und ein tiefes Verständnis der Herausforderungen suggerieren. Ein Gründer, der seine Zielgruppe genau kennt und die zugrunde liegenden Probleme authentisch nachvollziehen kann, vermittelt ein glaubwürdiges Bild und steigert die Chancen auf eine Finanzierung deutlich. Investoren wollen zudem genau verstehen, wie das Startup das bestehende Problem löst, welche Auswirkungen diese Lösung auf die Zielkunden hat und warum gerade diese Kunden bereit sind, für die angebotene Lösung zu zahlen. Hierbei sind klare, nachvollziehbare Geschäftsmodelle gefragt, die eine skalierbare Monetarisierung erlauben.
Kunst sucht häufig nach einem narrativen roten Faden: Was sind die sogenannten „Knock-on-Effekte“ — also Folgeeffekte — der Lösung? Welcher Mehrwert entsteht für Kunden und wie breit ist das Potential, ein nachhaltiges Wachstum zu generieren? Finanzielle Bewertung und die Erwartungshaltung der Investoren spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Startups müssen realistische, aber ambitionierte Bewertungsvorstellungen mitbringen, die zu den Wachstumsaussichten und dem Geschäftsplan passen. Ein überzogene Bewertung kann abschreckend wirken, zu niedrige hingegen den Kapitalbedarf und den notwendigen Finanzierungsspielraum einschränken. Im aktuellen Marktumfeld, so macht Kunst deutlich, gibt es außerdem weniger „Spielraum“ für Fehltritte oder Fehler in der Präsentation. Pitch-Decks, Businesspläne und Vorträge müssen daher besonders gut ausgearbeitet, überzeugend und auf den Punkt gebracht sein.
Investoren haben in unsicheren Zeiten eine größere Auswahl an Startups, aus denen sie wählen können, und sind gezwungen, noch strenger zu selektieren. Daher ist Professionalität, Vorbereitung und Transparenz wesentlicher als je zuvor. Trotz dieser Hürden gibt es auch positive Nachrichten. Einige Startups profitieren von der Zurückhaltung der großen Fonds, denn Angel-Investoren füllen diese Lücke und bieten Kapital zu frühen Phasen an. Kunst gibt zu verstehen, dass der Fokus wieder stärker auf die Ansätze zurückkehrt, bei denen Startups nicht nur finanzielle Mittel, sondern auch strategische Beratung und Netzwerkzugänge erhalten.
Das macht Angel-Investoren oft zu wertvollen Partnern mit langfristigem Interesse am Erfolg des Unternehmens. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Kapitalbeschaffung für Startups aktuell ohne Zweifel herausfordernder geworden ist. Die belegbaren Gründe wie wirtschaftliche Unsicherheit, geringere M&A-Aktivitäten und Zurückhaltung etablierter Investoren erfordern Anpassungen in der Herangehensweise an die Finanzierung. Dabei zeigen die Ratschläge von Angel-Investorin Sarah Kunst, dass mit sorgfältiger Vorbereitung, der Fokussierung auf skalierbare Märkte und einem erfahrenen Gründerteam dennoch Chancen bestehen. Erfolgreiche Gründer zeigen ein tiefes Verständnis für ihren Markt, überzeugen durch Authentizität und Professionalität und können ihren Investoren klare Wachstumsperspektiven liefern.
In einer Zeit, in der weniger Geld im Umlauf ist, gewinnt Qualität an Bedeutung. Wer als Startup in der Lage ist, schlüssige Argumente für sein Geschäftsmodell zu liefern und gleichzeitig zeigt, dass das Gründerteam solide aufgestellt ist, kann auch gegenwärtig Finanzierungen sichern. Die Herausforderungen sind also real, aber keineswegs unüberwindbar – mit der richtigen Strategie, dem passenden Markt und überzeugenden Gründern bleiben Investoren für hochqualitative Startups weiterhin offen.