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Bankengruppen fordern SEC zum Rückzug der Offenlegungspflicht für Cybersecurity-Vorfälle auf

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 Banking groups ask SEC to drop cybersecurity incident disclosure rule

US-Bankengruppen drängen die Securities and Exchange Commission (SEC), die verpflichtende schnelle Meldung von Cybersecurity-Vorfällen zu kippen. Die Debatte wirft wichtige Fragen zum Schutz kritischer Infrastruktur, Investorenschutz und Datensicherheit auf.

Die Bedeutung von Cybersicherheit in der Finanzbranche ist in den letzten Jahren dramatisch gestiegen. Die zunehmende Digitalisierung und der damit verbundene wachsende Wert von Daten machen Banken und Finanzinstitute zu bevorzugten Zielen für Cyberangriffe. Um die Transparenz zu erhöhen und Anleger zu schützen, hatte die US-amerikanische Securities and Exchange Commission (SEC) 2023 eine neue Regel eingeführt, die Unternehmen dazu verpflichtet, Cybersecurity-Vorfälle innerhalb von vier Tagen öffentlich zu machen. Doch diese Regel stößt nun auf erheblichen Widerstand – insbesondere von Seiten der wichtigsten US-Bankengruppen. Die größten amerikanischen Finanzverbände, angeführt von der American Bankers Association, haben sich in einem Schreiben an die SEC gewandt und fordern die Rücknahme der neuen Offenlegungspflicht.

Dabei argumentieren sie, dass die schnelle Veröffentlichung von Cybervorfällen kontraproduktiv und schädlich für die nationale Sicherheit sei. Nach Ansicht dieser Verbände stehe die Regel im direkten Widerspruch zu vertraulichen Meldepflichten, die dazu dienen, kritische Infrastruktur zu schützen und potenzielle Opfer rechtzeitig zu warnen. Neben der American Bankers Association gehören auch weitere einflussreiche Organisationen wie die Securities Industry and Financial Markets Association, das Bank Policy Institute sowie die Institute of International Bankers und Independent Community Bankers of America zu den Unterzeichnern des Petitionsschreibens. Diese Vielfalt an Vertretern aus dem Finanzsektor verdeutlicht, wie breit die Front gegen die SEC-Regel aufgestellt ist. Die SEC-Regel, die im Juli 2023 veröffentlicht wurde, sieht vor, dass Unternehmen Vorfälle wie Datenlecks oder Hackerangriffe binnen vier Tagen melden müssen.

Die schnelle Offenlegung soll Investoren schützen, indem sie sicherstellt, dass wichtige Informationen schnell verfügbar sind. Gleichzeitig soll die Marktdisziplin erhöht und das Bewusstsein für Cyberrisiken geschärft werden. Kritiker der Regel, insbesondere die Banken, argumentieren jedoch, dass diese kurzfristige Meldefrist zu Problemen führt. Die sogenannte komplexe und enge zeitliche Vorgabe erschwere eine gründliche und koordinierte Reaktion auf Cybervorfälle. Aus ihrer Sicht behindert die Regel die Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen und Strafverfolgungsbehörden sowie Behörden, die für Cybersicherheit zuständig sind.

Zudem erzeuge die Regel Unsicherheiten bei der Unterscheidung zwischen verpflichtenden und freiwilligen Offenlegungen, was zu Marktverwirrung führen könne. Ein weiteres Problem, das die Banken hervorheben, liegt in der möglichen Missbrauchsgefahr der Offenlegung. Im Fällen von Erpressungssoftware und Ransomware-Angriffen befürchten sie, dass Angreifer die verpflichtende Veröffentlichung ihrer Attacken zu ihrem Vorteil nutzen könnten, um zusätzlichen Druck auf Unternehmen auszuüben. Die breite, sofortige Information über Vorfälle könne somit zum Instrument krimineller Erpressung werden. Darüber hinaus könnten zu schnelle oder vorschnelle Meldungen negative Auswirkungen auf Versicherungsansprüche und die Haftungsfragen von Unternehmen haben.

Auch werde die offene Kommunikation innerhalb von Unternehmen und die interne Informationsweitergabe durch die Meldepflicht gefährdet – wichtige Voraussetzungen für eine effiziente Reaktion auf Cyberangriffe. Die Petition zielt konkret auf die Abschaffung von „Item 1.05“ der SEC-Vorschriften ab, die im Rahmen des Berichtswesens über Formulare wie das 8-K und das 6-K die Meldung von Cybervorfällen regelt. Das Formular 8-K dient dazu, US-amerikanische Investoren über wesentliche Ereignisse in börsennotierten Unternehmen zu informieren. Ohne Item 1.

05 blieben nach Ansicht der Banken die Investoren weiterhin geschützt, da „materiale Informationen“ weiterhin im bestehenden Rahmen offengelegt würden – dazu zählen auch bedeutende Cyber-Sicherheitsvorfälle. Die Debatte um die Pflicht zur schnellen Offenlegung von Cybervorfällen gewinnt auch vor dem Hintergrund konkreter Fälle an Brisanz. So ist insbesondere die Krypto-Branche von den Regelungen betroffen, wie am Beispiel der Krypto-Börse Coinbase deutlich wurde. Coinbase musste erst kürzlich öffentlich bekannt geben, dass bei einem Angriff Mitarbeiter bestochen wurden, um Kundendaten zu kompromittieren. Die Offenlegung führte zu einer Reihe von Klagen gegen das Unternehmen, das zudem mit einer möglichen Schadenssumme von bis zu 400 Millionen US-Dollar rechnet.

Würden die SEC-Regeln zurückgenommen oder gelockert, könnten Unternehmen wie Coinbase von längeren Zeiträumen für die Meldung profitieren. Dies hätte für sie den Vorteil, dass sie Sicherheitsvorfälle erst dann öffentlich machen müssen, wenn entsprechende Gegenmaßnahmen und Ermittlungen ausreichend fortgeschritten sind und Risiken für weitere Schäden minimiert werden können. Auf der anderen Seite des Arguments steht natürlich die Forderung vieler Investoren und Sicherheitsexperten nach größtmöglicher Transparenz und kurzfristiger Information. Eine Verzögerung bei der Veröffentlichung von Cybervorfällen könnte die Anleger benachteiligen und das Vertrauen in die Integrität der Unternehmen schwächen. Zudem könnte ein Mangel an Offenlegung wichtige Marktteilnehmer und Verbraucher nicht rechtzeitig vor Risiken warnen.

Diese Interessenlage spiegelt den Balanceakt wider, vor dem Regulierungsbehörden stehen: Sie müssen einerseits den Schutz kritischer Infrastruktur gewährleisten, die Sicherheit der Unternehmen und Kunden erhöhen und gleichzeitig sicherstellen, dass Investoren über wesentliche Informationen schnell und vollständig informiert werden. Die Meinungsverschiedenheiten zwischen Banken und der SEC zeigen, dass die ideale Lösung kompliziert und vielschichtig sein muss. Zudem verdeutlicht der Streit die besondere Bedeutung von Cybersecurity in der Finanzwelt. Banken sehen sich durch ihre Verantwortung für Kundendaten und Finanztransaktionen einem enormen Druck ausgesetzt, Angriffe abzuwehren und Risiken zu minimieren. Die schnelle Publizität von Angriffen kann zwar den Druck erhöhen, Sicherheitslücken zu schließen, sie kann gleichzeitig aber auch das Image schädigen und potenziellen Angreifern wertvolle Informationen liefern.

Das Thema Cybersecurity und dessen Regulierung wird auch weiterhin zentral für den Finanzmarkt bleiben. Die Entwicklungen rund um die SEC-Regel und die Reaktionen der Banken könnten richtungsweisend sein für andere Länder und Sektoren, die mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sind. Im Ergebnis wird es auf eine ausgewogene Regulierung ankommen, die sowohl Sicherheit, Transparenz als auch Schutz sensibler Informationen gewährleistet. Für Unternehmen bedeutet die Debatte, dass sie weiterhin ihre Cybersecurity-Maßnahmen stärken und gleichzeitig ihre Kommunikationsstrategien anpassen müssen. Transparenz gegenüber Investoren bleibt ein wichtiger Faktor, doch der Schutz vor Kriminellen und der effiziente Umgang mit Sicherheitsvorfällen dürfen nicht vernachlässigt werden.

Die SEC steht vor der Herausforderung, einen Mittelweg zu finden, der den unterschiedlichen Interessen gerecht wird. Inzwischen beobachten viele Marktteilnehmer die weitere Entwicklung mit Spannung. Sollte der Druck der Finanzindustrie erfolgreich sein und Item 1.05 gestrichen werden, könnte dies weitreichende Konsequenzen für den Umgang mit Cybersecurity-Vorfällen in den USA haben. Gleichzeitig fordert es alternative Wege, um die notwendigen Informationen rechtzeitig und sicher an Investoren und andere Stakeholder zu kommunizieren.

Die Zukunft der Cyberoffenlegung in der Finanzbranche bleibt somit ein spannendes und hochaktuelles Thema. Es zeigt, wie eng Regulierung, Technologie, Sicherheit und Marktinteressen miteinander verwoben sind, und wie wichtig ein sorgfältiger Dialog zwischen Regulatoren, Unternehmen und der Öffentlichkeit ist, um den Herausforderungen der digitalen Ära gerecht zu werden.

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