Die Kryptobranche ist bekannt für ihre Innovationen, schnellen Veränderungen und gelegentlichen Skandale. Movement Labs, ein Start-up, das hohe Erwartungen schürte und von Donald Trumps World Liberty Financial unterstützt wird, geriet in den Mittelpunkt eines solchen Skandals. Geheime Vereinbarungen, die interne Dokumente enthüllten, zeigen, dass das Unternehmen erheblich große Anteile an seinem Token MOVE an sogenannte Berater versprach – ohne diese Vereinbarungen öffentlich oder gegenüber Investoren offenzulegen. Diese Enthüllungen werfen nicht nur Licht auf die internen Strukturen von Movement Labs, sondern auch auf breitere Herausforderungen bezüglich Transparenz und Governance in der Kryptowelt. Movement Labs wurde 2023 von zwei jungen Gründern ins Leben gerufen, Cooper Scanlon und Rushi Manche, beide Abbrecher von der Vanderbilt University.
Schon früh zeigte sich, dass das Startup stark auf Berater setzte, um sich in der umkämpften Kryptoindustrie zu etablieren. Der Skandal um die geheimen Zuteilungen an Berater hat nicht nur für öffentliche Diskussionen, sondern auch für interne Konflikte zwischen den Gründern gesorgt und das Vertrauen in die Firma erschüttert. Die internen Dokumente, die der Nachrichtenplattform CoinDesk vorliegen, enthüllen, dass Movement Labs zwei zentralen Beratern bis zu zehn Prozent der Gesamtversorgung des MOVE-Tokens verpflichtete – ein bemerkenswerter Schritt, zumal diese Vereinbarungen weder öffentlich noch gegenüber den Investoren transparent gemacht wurden. Diese Praxis widerspricht gängigen Standards der Offenlegung und Transparenz in der Finanzwelt und besonders in einem Sektor, der bereits mit regulatorischen Herausforderungen kämpft. Einer der wichtigsten Berater war Sam Thapaliya, der auch als „Shadow Co-Founder“ bezeichnet wird.
Thapaliya ist CEO des Zebec Protocol und spielte im Hintergrund eine wesentliche Rolle bei der Gestaltung von Movement Labs’ Tokenverteilung und Marketingstrategien. Laut den Vereinbarungen erhielt er zwischen fünf und 7,5 Prozent der Tokenversorgung, wodurch seine Vermögenswerte bei den derzeitigen Kursen auf über 50 Millionen US-Dollar geschätzt werden. Obwohl Movement Labs die Verträge als nicht bindend bezeichnete, droht Thapaliya nun mit rechtlichen Schritten, um seinen Anspruch auf diese Token durchzusetzen. Neben Thapaliya war auch Vinit Parekh eine Schlüsselfigur in den geheimen Deals. Zudem hat Parekh eine Beratungsfirma namens Digital Incubation Group, für die im Gegenzug angemessene Zahlungen vorgesehen waren, abhängig von den Finanzierungsrunden von Movement Labs.
Trotz der Behauptungen, dass diese Vereinbarungen explorativen, unverbindlichen Charakter hatten und keine Zahlungen tatsächlich geflossen sind, war Parekh ihren internen Berichten zufolge regelmäßig in den Büros von Movement Labs präsent und an strategischen Entscheidungen beteiligt. Dergleichen verdeutlicht eine damals häufige Praxis innerhalb der Kryptoindustrie: finanzielle Zugeständnisse und Stakeholder-Beteiligungen werden mitunter hinter verschlossenen Türen ausgehandelt, ohne die Community oder gar Teile des eigenen Teams darüber zu informieren. Diese Art von Geheimniskrämerei belastet das Vertrauen in Projekte signifikant und untergräbt die Prinzipien einer dezentralisierten und offenen Blockchain-Ökonomie. Die Situation verschärfte sich, als bekannt wurde, dass insbesonders die Beziehung von Movement Labs zu einem chinesischen Market Maker namens Web3Port problematisch war. Web3Port wurde beschuldigt, im Anschluss an den Token Launch MOVE-Token im Wert von 38 Millionen US-Dollar abzustoßen, was zu einem massiven Kurssturz führte und sogar Sperrungen bei Binance auslöste.
Die Hintergründe dieser Absprachen zeigen eine koordinierte Strategie zur Marktmanipulation, die von mehreren Insidern angeführt wurde. Im Zuge der Enthüllungen entstand ein öffentlicher Streit zwischen den beiden Gründern Scanlon und Manche. Trotz früherer Funktionen, in denen Manche für die technischen Aspekte zuständig war, schob er später Verantwortung für die undurchsichtigen Deals Scanlon zu. Manche wurde schließlich bei Movement Labs entlassen, während Scanlon sich aus der Rolle des CEO zurückzog und das Unternehmen weiterhin unterstützt. Diese innerbetrieblichen Spannungen verdeutlichen die Instabilität und den regulatorischen Druck, denen Krypto-Startups in heutiger Zeit ausgesetzt sind.
Darüber hinaus zeigen die Vorfälle bei Movement Labs ein verbreitetes Problem in der Blockchain-Start-up-Kultur: Es ist vergleichsweise einfach, bedeutende finanzielle Verpflichtungen in vertraulichen Abkommen zu zeichnen, die dann vollständig außerhalb des Blickfelds der Öffentlichkeit oder Investoren bleiben. Dies schwächt letztlich die Integrität der Projekte und kann zu einem Ansehensverlust in der gesamten Branche führen. Einen weiteren kritischen Aspekt liefert die Verknüpfung zu weiteren Krypto-Projekten, etwa Eclipse, wo ebenfalls ähnlich geartete geheime Token-Allokationen an wichtige Akteure vorgenommen wurden. Das Beispiel zeigt, dass Überwachende und Investoren wie Polychain – einer der großen Player im Kryptobereich, der sowohl in Movement Labs als auch in Eclipse investierte – ebenfalls in diese komplexen Netzwerke verstrickt sind. Die daraus resultierenden Probleme mit Interessenkonflikten und mangelnder Transparenz sind längst nicht vollständig gelöst.
Die Konsequenzen aus dem Movement Skandal sind weitreichend. Coinbase, die größte amerikanische Krypto-Börse, kündigte an, den MOVE-Token aus dem Handel zu nehmen. Der Kurs des Tokens brach anschließend um etwa 50 Prozent ein. Auch innerhalb der Community wächst die Skepsis gegenüber Projekten, die hinter verschlossenen Türen wesentliche Unternehmensentscheidungen treffen oder Tokenverteilungen ohne öffentliche Einsicht vornehmen. Movement Labs versucht, den Schaden zu begrenzen, indem ein neuer Betrieb namens Move Industries gegründet wird, der künftig als primärer Entwickler für das Netzwerk fungieren soll.
Cooper Scanlon bleibt zwar an Bord, hat aber seine Rolle als Geschäftsführer niedergelegt. Ob dieser Schritt genügt, um das Vertrauen der Community oder Investoren zurückzugewinnen, bleibt fraglich. Der Fall Movement Labs zeigt exemplarisch, wie wichtig Transparenz, Offenlegung und klare Governance-Strukturen innerhalb von Krypto-Projekten sind. Ohne diese Grundlagen läuft die Branche Gefahr, ihr Ansehen durch undurchsichtige Praktiken weiter zu beschädigen. Für Investoren, Regulatoren und Nutzer bedeutet dies, wachsam zu bleiben und genaue Einblicke in die Hintergründe von Token-Allokationen, Unternehmensentscheidungen und Marktmechanismen zu fordern.
Die Kryptobranche ist noch jung und entwickelt sich rasant, weshalb sich Fehler und Missstände schnell offenbaren. Doch der Umgang mit solchen Herausforderungen wird darüber entscheiden, ob die Branche dauerhaft als vertrauenswürdig und nachhaltig gelten kann oder weiterhin mit Skandalen, rechtlichen Problemen und Wertverlusten zu kämpfen hat. Movement Labs ist ein Beispiel für die Schattenseiten moderner Krypto-Startups, aber auch eine Mahnung, wie Transparenz in Zukunft gestaltet werden muss, um das volle Potenzial der Blockchain-Technologie sinnvoll und sicher zu entfalten.