Im Zeitalter fortschrittlicher Künstlicher Intelligenz und automatisierter Systeme gewinnen Schnittstellen für die Kommunikation zwischen Softwarekomponenten enorm an Bedeutung. Während REST APIs seit Jahren als Standard für webbasierte Anwendungen etabliert sind, wird im Jahr 2025 zunehmend das Model Context Protocol (MCP) diskutiert – vor allem im Umfeld von KI-Agenten und komplexen autonomen Systemen. Ein weit verbreitetes Missverständnis ist, dass MCP im Wesentlichen ein REST API sei oder zumindest eine Erweiterung davon. Doch diese Sichtweise greift zu kurz und ignoriert die fundamentalen Unterschiede in Designphilosophie, Zweck und Einsatzgebiet dieser Technologien. Es ist essenziell, diese Divergenzen zu verstehen, um moderne Systeme effizient und nachhaltig zu gestalten.
Die klare Trennung zwischen MCP und REST API wird nicht nur die technische Integration erleichtern, sondern auch die Handhabung von Agenten und Tools bei der Interaktion mit komplexen Systemen verbessern. REST APIs und ihre Rolle in der Softwareentwicklung REST, kurz für Representational State Transfer, hat über die Jahre die Art und Weise geprägt, wie Anwendungen über das Internet miteinander kommunizieren. Der Fokus liegt auf Ressourcen, die durch eindeutige URLs identifiziert werden, und auf Aktionen, die über standardisierte HTTP-Methoden wie GET, POST, PUT und DELETE ausgeführt werden. Diese Methodik macht REST APIs besonders intuitiv und zugänglich, vor allem wenn es darum geht, Daten zu lesen, zu erstellen, zu aktualisieren oder zu löschen. REST APIs bieten eine hohe Konsistenz und sind gut dokumentiert, was sie ideal für CRUD-basierte SaaS-Anwendungen macht.
Dabei liegt der Schwerpunkt auf den Objekten selbst – den Ressourcen – während die Operationen relativ generisch sind und sich auf das Verwalten solcher Zustände konzentrieren. Der Erfolg von REST erklärt sich durch seine Einfachheit und sein Bezug zur Webarchitektur. Entwickler verstehen schnell, wie einzelne Endpunkte zu interpretieren sind, ohne tief in komplexe Protokolle eintauchen zu müssen. Außerdem lässt sich REST über standardisierte Tools und Infrastruktur wie HTTP-Cache, Authentifizierung und Loadbalancer gut skalieren. Allerdings ist REST auch begrenzt, wenn es darum geht, komplexe, transaktionale oder zustandsbehaftete Abläufe abzubilden, die in modernen Agenten-Systemen zunehmend erforderlich sind.
Was ist das Model Context Protocol (MCP)? Im Gegensatz dazu steht das Model Context Protocol, das sich aus der Evolution von Protokollen wie dem Language Server Protocol (LSP) entwickelt hat. Während LSP die Interaktion zwischen Code-Editoren und sprachspezifischen Servern ermöglicht, adaptiert MCP dieses Modell für die Kommunikation zwischen KI-Agenten und ihren Tools. Das Protokoll basiert auf JSON-RPC, einem Remote Procedure Call (RPC) Mechanismus, der funktionsorientierte Kommunikation in den Vordergrund stellt. MCP ist darauf ausgelegt, Aktionen als erste Klasse von Objekten darzustellen. Das bedeutet, dass Agenten nicht lediglich Daten verwalten, sondern klare, semantisch definierte Operationen ausführen.
Die Verwendung von RPC erlaubt es, komplexe Vorgänge und atomare Aktionen serverseitig zu kapseln. Dadurch sind Abläufe konsistent, sicher und oft transaktional, was bei REST APIs nur schwer umzusetzen ist. Zudem unterstützt MCP verschiedene Transportmechanismen wie stdio oder Server Side Events (SSE), was die Flexibilität weiter erhöht. Die Action-Orientierung von MCP harmoniert gut mit den Bedürfnissen von KI-Agenten, die nicht nur Daten abfragen oder verändern wollen, sondern auch spezifische Werkzeuge und Funktionen aufrufen müssen, um Ziele effizient zu erreichen. Beispiele wären das Veröffentlichen eines Beitrags, das Zusammenfassen von Texten oder das Planen von Meetings – alles Aktionen, die klar definiert und direkt ausführbar sind.
Konflikte zwischen MCP und REST: Warum eine einfache Wrapper-Lösung scheitert Viele Entwickler versuchen, MCP protokolltechnisch als eine Art Wrapper über bestehende REST APIs zu implementieren, um von beiden Welten zu profitieren. Dies führt jedoch zu einer Reihe von Schwierigkeiten, die das Potenzial von MCP stark beeinträchtigen. Das zentrale Problem liegt in der semantischen Übertragung von Aktionen: Agenten denken und planen in Handlungen, während REST APIs in Ressourcen und deren Zustandsänderungen denken. Diese Diskrepanz erzeugt eine semantische Unschärfe, die Agenten zwingt, ihre Ziele in viele kleine, niedrigstufige CRUD-Operationen herunterzubrechen. Beispielhaft wäre ein Szenario, in dem ein Agent die Eigentümerschaft eines Blogbeitrags übertragen will.
Eine naheliegende REST-Implementierung würde hier einzelne GET- oder PUT-Anfragen benötigen, um Status zu prüfen, Daten zu aktualisieren und Änderungen zu protokollieren. Das Ergebnis ist eine erhöhte Komplexität auf Agentenseite, die Fehleranfälligkeit steigt und Konsistenz kann verloren gehen, da REST APIs von Natur aus stateless sind und keine serverseitigen Transaktionen über mehrere Anfragen bieten. Zusätzlich führt die notwendige Aufteilung in mehrere REST-Calls zu ineffizienten Netzwerkoperationen und erhöhter Latenz. Im Gegensatz dazu ermöglicht MCP als RPC eine atomare Funktionsausführung, bei der alle notwendigen Schritte in einem einzigen, logisch konsistenten Aufruf verarbeitet werden. Bei komplexen oder geschäftskritischen Aktionen ist dies ein nicht zu unterschätzender Vorteil.
Darüber hinaus verursacht ein MCP-Wrapper über REST APIs einen Aufblähungseffekt: Die Agenten müssen zwei Zustände verwalten – den MCP-Wrapper-Zustand und den REST API-Zustand. Diese zwei parallelen Schichten erzeugen unnötige Komplexität, die es zu vermeiden gilt, wenn man robuste und wartbare Systeme anstrebt. Warum eine dedizierte RPC-Schnittstelle für KI-Agenten sinnvoll ist Klarheit und Zweckmäßigkeit bei Schnittstellen entstehen durch einen Designansatz, der die Zielgruppe und deren Interaktionsmodell in den Mittelpunkt stellt. KI-Agenten sind grundsätzlich darauf ausgelegt, Aktionen auszuführen, Zustände zu verändern und Aufgaben zielgerichtet zu bearbeiten. Eine Schnittstelle, die auf Remote Procedure Calls basiert, bildet dies direkt ab.
RPC-Protokolle wie JSON-RPC oder moderne Frameworks wie gRPC bieten den Vorteil, dass sie native Unterstützung für typisierte Nachrichten haben, komplexe Transaktionen ermöglichen und eine schnelle, effiziente Kommunikation unterstützen. Sie erlauben die präzise Definition von Operationen, Parametern und Rückgabeformaten, die genau auf die Bedürfnisse der Agenten abgestimmt sind. Somit können diese APIs echte „Werkzeuge“ darstellen, die der Agent für seine Arbeit nutzt, anstatt lediglich Daten zu manipulieren. Außerdem sind RPC APIs leichter zu versionieren und zu erweitern, ohne dass die bestehende Funktionalität beeinträchtigt wird. Das macht die Wartbarkeit besser und senkt das Risiko für Regressionen oder Brüche, die Agenten sonst erheblich stören können.
Die Bedeutung der Agent–Computer-Interaktion (ACI) bei der API-Gestaltung Ein zentraler Leitgedanke im Zusammenhang mit MCP und REST ist das Konzept der Agent–Computer-Interaktion (ACI). Dabei geht es um die Gestaltung von Schnittstellen, die nahtlos und natürlich die Arbeitsweise von Agenten widerspiegeln. Ein gutes ACI-Design unterstützt den Agenten dabei, seine Aufgaben intuitiv umzusetzen, und reduziert technische Reibungsverluste. REST APIs sind stark datenorientiert und eignen sich hervorragend für menschliche Nutzer – also für die klassische Human–Computer-Interaktion (HCI). Agenten hingegen denken in Begriffen von Ende-zu-Ende Aktionen, Workflow-Abläufen und funktionalen Fähigkeiten.
Die technische Infrastruktur muss dies berücksichtigen, wenn sie Agenten wirkliche Autonomie und Effizienz ermöglichen will. Ein MCP, das ausschließlich als Fassade über REST läuft, führt zu einer Art „Sprachbruch“ und erschwert es Agenten, ihr Potenzial voll auszuschöpfen. Demgegenüber ermöglicht eine von Grund auf action-orientierte, RPC-basierte API eine klare, kompakte und aufgabenfokussierte Kommunikation, die sowohl Robustheit als auch Übersichtlichkeit gewährleistet. Zusammenfassung und Ausblick REST APIs revolutionierten die Webentwicklung durch ihren Fokus auf Ressourcen und CRUD-Operationen. Doch in der Welt moderner KI-Agenten und autonomer Systeme ergeben sich neue Anforderungen, die ein Umdenken bei der Gestaltung von Schnittstellen erfordern.
Das Model Context Protocol (MCP) basiert auf RPC-Prinzipien, die Funktionen und Aktionen als zentrale Elemente begreifen und so besser zu den Arbeitsweisen von Agenten passen. Ein einfaches Wrapping von REST APIs mit MCP ist keine tragfähige Langzeitlösung, da es wesentliche Designunterschiede ignoriert und Probleme bei Transaktionssicherheit, Effizienz und Wartbarkeit nach sich zieht. Stattdessen sollten APIs für Agenten von Anfang an als dedizierte, funktionsorientierte Schnittstellen entworfen werden. Die Orientierung an Agent–Computer-Interaktion wird in Zukunft zunehmend an Relevanz gewinnen, wenn mehr autonome Systeme kooperativ mit Menschen und anderen digitalen Instanzen agieren. Das Verständnis und die Integration von MCP als eigenständiges Protokoll öffnen Perspektiven für eine effizientere, sicherere und intelligenter gestaltete Softwarelandschaft, die den Herausforderungen von KI-gestützten Systemen besser gerecht wird.
Der Erfolg moderner Anwendungen wird maßgeblich davon abhängen, wie gut Entwickler die richtigen Konzepte und Technologien zur richtigen Zeit einsetzen und so innovative Lösungen ermöglichen.