Tim Cook und sein Team stehen auf der diesjährigen WWDC 2025 vor einer ungewöhnlichen Situation. Nachdem die Veranstaltungen der letzten Jahre mit viel Vorfreude und aufregenden Ankündigungen verbunden waren, scheint sich in Cupertino ein spürbarer Wandel vollzogen zu haben. Die Atmosphäre ist deutlich angespannt, und es wird klar, dass Apple derzeit mehr auf Verteidigung als auf Angriff setzt. In den vergangenen Jahren wurde viel über die technische Innovationskraft und die Branchenführerschaft der Firma berichtet. Doch die jüngsten Entwicklungen sowie die mediale Wahrnehmung deuten darauf hin, dass Apple mit einigen Herausforderungen kämpft, die das Unternehmen ins Stolpern bringen könnten.
Ein Blick auf die Geschehnisse der letzten Monate und die angekündigten Neuerungen gibt Aufschluss über den aktuellen Zustand und die mögliche Zukunft des kalifornischen Konzerns. Die Hoffnungen, die 2023 mit der Vorstellung des Vision Pro verbunden waren, haben sich bislang nur eingeschränkt erfüllt. Das Produkt, das als revolutionäres Headset für Mixed Reality angepriesen wurde, steht weiterhin im Schatten seiner Erwartungen. Trotz der hochgesteckten Ziele und der aufwendigen Präsentation zeigen die Verkaufszahlen bisher eine dürftige Resonanz. Berichte aus der Produktion deuten sogar auf eine Reduzierung der Herstellung hin, was bei einem Vorzeigeprodukt in der Regel ein schlechtes Zeichen ist.
Der Umstand, dass sich das Vision Pro inzwischen auf Second-Hand-Plattformen wie eBay auch mit deutlichen Rabatten kaufen lässt, schlägt weiter auf das Markenimage. Es stellt sich die Frage, ob der anfängliche Preis schlichtweg zu hoch angesetzt wurde oder ob das Produktkonzept noch nicht ausgereift genug ist, um breite Kundenschichten zu überzeugen. Neben diesem Hardware-thema gerät Apple 2025 auch im Bereich der künstlichen Intelligenz zunehmend unter Druck. Im Vorfeld der vergangenen WWDC gab es große Erwartungen an Siri und Apples Fortschritte im Bereich AI. Immer wieder wurde spekuliert, dass das Unternehmen mit neuen intelligenten Assistenzfunktionen endlich einen technologischen Durchbruch erzielen könnte.
Diese Hoffnungen haben sich bislang größtenteils zerschlagen. Die Entwicklungen im Bereich Apple Intelligence stagnieren und die Funktionen, die bisher implementiert wurden, wirken eher enttäuschend. Das geplante große Update für Siri verzögert sich massiv und soll erst in mehreren Jahren in vollem Umfang bereitstehen. In internen Kreisen und Berichten spricht man von einer regelrechten Misere, bei der die Konzepte und Umsetzungen nicht nur hinter den Erwartungen zurückbleiben, sondern auch intern für Frust sorgen. Öffentlich wurde das Problem unterstrichen durch das Entfernen einer Werbekampagne, die Funktionen von Siri anpries, die faktisch noch nicht existieren.
Dieses Debakel schadet nicht nur der Glaubwürdigkeit Apples, sondern wirft auch Fragen zur Wettbewerbsfähigkeit auf, gerade im Vergleich zu Konkurrenten, die im AI-Bereich deutlich mehr Tempo und Innovation zeigen. Ein weiterer bedeutender Aspekt, der Apple in diesem Jahr belastet, sind die anhaltenden rechtlichen Auseinandersetzungen. Noch immer hängt die Umsetzung eines wichtigen Gerichtsbeschlusses vom Jahr 2021 über Kopf. Das Urteil verpflichtete Apple dazu, Entwicklern die Möglichkeit zu geben, Links zu externen Kaufoptionen in ihre Apps einzubinden, wodurch Käufe außerhalb des Apple-Ökosystems leichter möglich werden. Gleichzeitig musste Apple eine nachvollziehbare Begründung für seine Kommissionsregelungen vorlegen.
Allerdings verlief die Umsetzung seitens Apple offenbar alles andere als reibungslos. Die zuständige Richterin Yvonne Gonzalez Rogers äußerte sich in einem umfangreichen und scharfen Urteil äußerst kritisch, bezeichnete die Compliance von Apple als unzureichend und blockierte jegliche Gebührenerhebung für externe Käufe. Darüber hinaus schlug sie Strafverfahren wegen möglicher Missachtung gerichtlicher Anordnungen vor. Diese Situation stellt nicht nur eine massive Belastung dar, sondern hat auch Auswirkungen auf die Strategie und die Einnahmenstruktur von Apple. Die Auseinandersetzung mit Regulierungsbehörden und Gerichten ist ein Thema, das das Unternehmen in den kommenden Monaten weiterhin beschäftigen wird.
Aus dieser Gesamtlage ergibt sich ein Bild von Apple, das von Herausforderungen geprägt ist. Die üblicherweise als Innovationsführer geltende Firma zeigt Anzeichen von Schwäche und tut sich schwer, die einstigen Erwartungen zu erfüllen. Die anstehende WWDC bot deshalb die Gelegenheit für Apple, sich zu präsentieren, neue Impulse zu setzen und verlorenes Vertrauen wiederzugewinnen. Gleichwohl liegt der Fokus in diesem Jahr merklich mehr darauf, Schadensbegrenzung zu betreiben und auf Kritik zu reagieren, anstatt mit bahnbrechenden Neuerungen zu glänzen. In den angekündigten Updates für iOS 26 und andere Betriebssysteme finden sich zwar einige durchaus beachtenswerte Verbesserungen – von Anpassungen im Nutzerinterface bis zu unterstützenden Funktionen –, doch sie reichen nicht aus, um in der Gesamtbilanz den Eindruck zu erwecken, Apple sei wieder auf der Überholspur.
Die aktuelle Situation von Apple auf der WWDC 2025 lässt daran zweifeln, ob der Konzern über kurz oder lang seine selbst gesteckten Ziele im Bereich Innovation, Kundenzufriedenheit und Marktführerschaft halten kann. Es ist denkbar, dass der Druck von Wettbewerbern wie Google, Microsoft oder Meta sowie die gestiegenen Erwartungen der Nutzer das Unternehmen zu einer strategischen Neuorientierung zwingen. Apple steht nicht grundlos unter Beobachtung internationaler Medien und der Tech-Community. Die kommenden Monate und Jahre werden zeigen, wie das Unternehmen auf die aktuellen Herausforderungen reagiert und ob neue Technologien, verbesserte Produkte oder eine veränderte Ausrichtung das Vertrauen zurückgewinnen können. Für Fans und Beobachter bleibt die WWDC 2025 nicht nur ein technisches Ereignis, sondern auch ein Gradmesser für die Zukunft eines der einflussreichsten Player in der globalen Technologiebranche.
Die Antwort darauf, ob Apple seine Rolle im Wettbewerb behaupten kann, steht noch aus, doch die Zeichen auf der diesjährigen Entwicklerkonferenz sprechen aktuell für eine Phase der Verteidigung und Anpassung. Nur die Zeit wird zeigen, in welche Richtung sich der Konzern weiterentwickelt und ob das Unternehmen erneut die Branche prägen wird oder sich mit einem veränderten Profil in einem zunehmend komplexen Marktumfeld behaupten muss.