Die US-amerikanische Börsenaufsicht SEC (Securities and Exchange Commission) hat kürzlich eine aufsehenerregende Klage gegen die Krypto-Investmentplattform Unicoin erhoben. Die Behörde wirft dem Unternehmen und mehreren hochrangigen Verantwortlichen vor, Investoren systematisch durch falsche Versprechungen geschädigt zu haben. Die gesamten Schadenssummen sollen sich auf über 100 Millionen US-Dollar belaufen. Die Klage wirft wichtige Fragen zum Umgang der US-Regulierungsbehörden mit der Kryptowährungsindustrie auf und verdeutlicht einmal mehr die Risiken, die mit Investments in diesem Sektor verbunden sind. Unicoin fiel mit angeblichen Versprechen auf, seine Krypto-Token und Rechtezertifikate seien durch umfangreiche Immobilienvermögen im Wert von mehreren Milliarden US-Dollar gedeckt.
Dieses Versprechen zog Tausende von Anlegern an, die an eine solide Absicherung der gehandelten Kryptowerte glaubten. Laut SEC sei dem jedoch nicht so gewesen. Die zugrundeliegenden Immobilienbestände sollen nur einen Bruchteil des beworbenen Werts aufgewiesen haben, während die meisten Verkäufe der Zertifikate schlicht illusorisch gewesen seien. Die Rede ist von einem großangelegten Täuschungsmanöver seit 2022. Die SEC richtete ihre Klage nicht nur gegen die Unicoin-Plattform an sich, sondern bezog auch mehrere Führungspersonen in die Verantwortung.
Als Angeklagte benannt sind insbesondere der CEO Alex Konanykhin, die Vorstandsmitglied Silvina Moschini sowie der ehemalige Investmentchef Alex Dominguez. Alle drei sollen falsche und irreführende Aussagen gegenüber über 5.000 Investoren gemacht haben, insbesondere im Hinblick auf die beschriebene Besicherung der Token und die Höhe der verkauften Zertifikate. Mark Cave, stellvertretender Direktor der Durchsetzungsabteilung der SEC, erklärte, die Angeklagten hätten durch ihre Versprechen, die Token stünden für reale Vermögenswerte, das Vertrauen einer Vielzahl von Anlegern ausgenutzt. Dieses Vertrauen basierte auf dem vermeintlichen Wert eines internationalen Portfolios hochwertiger Immobilien, das in Wahrheit nur einen Bruchteil dessen darstellte, was propagiert wurde.
Die Behörde wirft Unicoin daher eine Vielzahl von Verstößen gegen die US-Wertpapiergesetze vor. Die in der SEC-Beschwerde festgehaltenen Vorwürfe werfen ein kritisches Licht auf die Praxis von Unicoin, die eigenen Verkäufe und die tatsächlichen finanziellen Verhältnisse stark zu beschönigen. So behauptete das Unternehmen, es habe Zertifikate im Wert von über drei Milliarden US-Dollar verkauft – tatsächlich lag der tatsächliche Verkaufswert jedoch bei knapp 110 Millionen US-Dollar. Weiterhin wurden viele der Token und Rechtezertifikate fälschlicherweise als von der SEC registriert beworben, was die Anleger zusätzlich in die Irre geführt haben soll. Das Unternehmen selbst sowie die betroffenen Führungspersönlichkeiten bestreiten die Anschuldigungen vehement.
Silvina Moschini bezeichnete die SEC-Maßnahmen als „systematischen und kalkulierten Angriff“ auf die amerikanische Unternehmerkultur. Ihr zufolge handle es sich um eine kampagnenartige Verfolgung, die darauf abzielt, bahnbrechende technologische Innovationen zu unterdrücken und mutige Unternehmer einzuschüchtern. Moschini fügte hinzu, Unicoin habe von unabhängigen und zugelassenen Experten die Werte der Immobilienportfolio bewerten lassen, bereits zwei SEC-Untersuchungen erfolgreich durchlaufen, über fünf Jahre hinweg geprüfte Finanzberichte vorgelegt sowie seit drei Jahren öffentlich berichtet. Auch CEO Alex Konanykhin wies die Anschuldigungen zurück und bezeichnete die Vorwürfe der SEC als „offensichtlich falsch“. Er betonte gegenüber Cointelegraph, dass Unicoin stets transparent mit den Investoren kommuniziert habe.
Seinen Angaben zufolge habe er fast täglich über die Ziele, Geschäftspolitiken, Investitionsbedingungen und Fortschritte des Unternehmens berichtet. Zudem betonte Konanykhin, dass die geplante Notierung von Unicoin an Aktien- und Kryptobörsen unter dem Druck der SEC aufgegeben worden sei und die Klage als Reaktion auf diese Entwicklungen zu sehen ist. Neben den Hauptakteuren wurden auch der General Counsel von Unicoin, Richard Devlin, von der SEC beschuldigt. Dieser zahlte eine Zivilstrafe in Höhe von 37.500 US-Dollar, ohne dabei die Vorwürfe einzugestehen oder zu bestreiten.
Dies zeigt, dass die SEC gezielt auf individueller Ebene gegen Verantwortliche vorgeht, um sowohl Wiedergutmachung als auch abschreckende Signale in der Branche zu setzen. Die Vorgehensweise der SEC gegenüber Unicoin reiht sich ein in eine Reihe regulatorischer Maßnahmen und Klagen, mit denen die amerikanische Finanzaufsicht verstärkt gegen potenzielle Betrugsmuster im Krypto-Sektor vorgeht. Bereits im Dezember erhielt Unicoin ein sogenanntes Wells Notice, eine Vorwarnung über bevorstehende Maßnahmen seitens der Behörde, insbesondere im Zusammenhang mit einem Token-Airdrop. Auf eine Einladung zu Verhandlungen im April reagierte das Unternehmen ablehnend, was letztlich zur gerichtlichen Auseinandersetzung führte. Die Situation rund um Unicoin wirft grundlegende Fragen bezüglich der Regulierung von Kryptowährungen und der Absicherung von Investoren auf.
Die Tokenisierung von Vermögenswerten, verbunden mit der Aussicht auf hohe Renditen, hat in den letzten Jahren sowohl großes Interesse als auch Risiken für Betrugspotenzial geschaffen. Die Herausforderung für Regulierungsbehörden liegt darin, auf der einen Seite innovative Geschäftsmodelle nicht zu ersticken, auf der anderen Seite aber klare Grenzen zu setzen, um Anleger vor betrügerischen Machenschaften zu schützen. Für Anleger bedeutet der Fall eine Mahnung zu besonderer Vorsicht bei Investments in Plattformen, die unrealistische Versprechen machen oder die Transparenz über reale Vermögenswerte und Verkaufszahlen vermissen lassen. Trotz der wachsenden Akzeptanz von Kryptowährungen bleibt die Branche volatil und teilweise noch wenig reguliert, was Betrügern Chancen bietet. Der Fall Unicoin illustriert die komplexen Herausforderungen in einer zunehmend digitalisierten Finanzwelt, in der traditionelle Wertpapiergesetze auf neue Technologien angewandt werden müssen.
Der Ausgang des Rechtsstreits wird nicht nur für Unicoin und seine Investoren, sondern auch für den regulatorischen Umgang mit Kryptoplattformen in den USA von großer Bedeutung sein. Die SEC plant, durch diese und ähnliche Verfahren der Kryptoindustrie klare Regeln aufzuerlegen und insbesondere Investoren vor unrealistischen Versprechungen zu schützen. Gleichzeitig zeigt der Fall, wie dynamisch und umstritten das Feld der Kryptowährungen bleibt, wo technische Innovation auf regulatorische Unsicherheiten trifft. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Gesetzgebung und Gerichtsurteile in den nächsten Monaten entwickeln und welche präzedenzbildenden Einsichten das Verfahren gegen Unicoin liefern wird.