Die US-amerikanische Securities and Exchange Commission (SEC) hat ihre Entscheidung über den Antrag von Bitwise zur Aufnahme von Staking in seinen Ether Exchange Traded Fund (ETF) und über den XRP ETF-Antrag von Grayscale verschoben. Diese Verzögerung war von Branchenexperten erwartet worden und spiegelt die komplexen Herausforderungen wider, mit denen die Regulierungsbehörde derzeit bei der Überprüfung von Krypto-ETF-Anträgen konfrontiert ist. Die SEC gab am 20. Mai bekannt, dass sie die Frist für ihre Entscheidung über Bitwises Antrag um weitere 45 Tage verlängert habe, um die vorgeschlagenen Regeländerungen und die damit verbundenen Fragen eingehender prüfen zu können. Ursprünglich hätte die Entscheidung bis zum 22.
Mai fallen müssen, doch die Behörde nutzte die ihr zustehende Fristverlängerung, um den eingegangenen Anträgen mehr Zeit zur Bewertung zu geben. Neben dem Bitwise Ether Staking ETF hat die SEC auch ihre Entscheidung über den Grayscale XRP ETF sowie den Bitwise Solana ETF verzögert. Diese Verschiebung erfolgt, während die SEC öffentliche Kommentare einholt und Verfahren einleitet, um eine detailliertere Analyse der ETF-Vorschläge zu gewährleisten. Der Hintergrund dieser Vorgehensweise liegt darin, dass die US-Börsenaufsicht sicherstellen will, dass alle Anträge den regulatorischen Standards entsprechen, bevor eine endgültige Entscheidung getroffen wird. Der Bloomberg ETF-Analyst James Seyffart kommentierte auf der Social-Media-Plattform X (ehemals Twitter), dass die Verzögerungen durchaus erwartbar seien.
Die SEC nehme für sogenannte 19b-4-Filings – die formal für Änderungen von ETF-Vorschriften gestellt werden – gewöhnlich die gesamte zur Verfügung stehende Zeitspanne in Anspruch. Seyffart erläuterte weiter, dass fast alle Anträge finale Fristen im Oktober hätten. Daher wäre eine vorzeitige Entscheidung aktuell ungewöhnlich. Er betont, dass trotz einer zunehmend krypto-freundlichen Haltung der aktuellen SEC keine Verschwörungstheorien Bestand hätten. Interessanterweise äußerte Seyffart die Einschätzung, dass die SEC wahrscheinlich zuerst einen Litecoin ETF genehmigen werde, wenn es zu einer baldigen Zulassung eines Krypto ETFs komme.
Litecoin wird wegen seiner regulatorischen Struktur und der Handelsbedingungen als eine der Wahrscheinlichkeiten für eine baldige Zulassung gesehen, deutlich vor Ether oder XRP. Aus Sicht der SEC und der Analysten ist es eher unwahrscheinlich, dass frühe Genehmigungen für Ether-, XRP- oder andere Spot-Crypto-ETFs vor Ende Juni oder Anfang Juli erfolgen. Die meisten Experten rechnen sogar mit einem frühestens im vierten Quartal 2025 stattfindenden Start. Die SEC hat in den letzten Monaten eine Flut von Anträgen für alternative Kryptowährungs-ETFs erhalten. Neben den Bitwise- und Grayscale-Anträgen stehen weitere bedeutende Entscheidungen aus, wie die zu Polkadot ETFs von Grayscale und 21Shares, deren Fristen im Juni anstehen.
Die Welle an Anträgen war auch eine Reaktion auf den politischen Wandel nach der Wahl von Donald Trump und dem Rücktritt des ehemaligen SEC-Vorsitzenden Gary Gensler, dessen Amtszeit von einer strengen Regulierungspolitik gegenüber Krypto geprägt gewesen war. Gensler hatte während seiner Amtszeit von 2021 bis Anfang 2025 rund 100 regulatorische Maßnahmen gegen Krypto-Unternehmen ergriffen. Mit dem Rückzug Genslers wird die SEC nun als deutlich offener gegenüber der Kryptoindustrie wahrgenommen. Dies zeigte sich auch daran, dass mehrere von der SEC angestrengte Verfahren gegen große Krypto-Firmen wie Gemini und Cumberland DRW kürzlich eingestellt oder abgewiesen wurden. Die Verschiebungen bei der Entscheidung zu Ether Staking und XRP ETFs spiegeln somit nicht allein eine zurückhaltende Regulierung wider, sondern zeigen auch, dass die SEC ihre Sorgfaltspflicht ernst nimmt und eine gründliche Prüfung aller Risiken und gesetzlichen Anforderungen anstrebt.
Die Erwartungen an die mögliche Zulassung von Litecoin ETFs als erste von mehreren Krypto-ETFs sind besonders deshalb interessant, weil Litecoin technisch eine bewährte und weit verbreitete Kryptowährung ist, für die es bereits liquide und regulierte Märkte gibt. Dies erleichtert aus Sicht der Aufsichtsbehörde die Kontrolle und das Monitoring. Dennoch führt die Vielzahl der eingegangenen Anträge dazu, dass die SEC bestrebt ist, den Prozess systematisch und geordnet abzuarbeiten, was zwangsläufig zu längeren Bearbeitungszeiten führt. Für den europäischen Markt und globale Investoren ist es wichtig, die Entwicklungen in den USA genau zu beobachten, da die SEC Entscheidungen häufig wegweisend für andere Regulierungsbehörden sind. Die Genehmigung von Krypto-ETFs wird allgemein als ein Schlüsselelement für eine weitere Mainstream-Adaption von Kryptowährungen gesehen, da sie eine niedrigschwellige und regulierte Möglichkeit bieten, in digitale Assets zu investieren.
Neben den Herausforderungen regulatorischer Natur sind technische Aspekte wie die Einhaltung von Anti-Geldwäsche-Richtlinien und die Sicherstellung von Marktschutzmechanismen wichtige Faktoren in der Entscheidungsfindung der SEC. Auch die gestiegene Wettbewerbsdynamik im Bereich der Krypto-Fondsanträge trägt zu einem vorsichtigen Vorgehen bei, da die Behörde verhindern will, dass ein zu schnelles Wachstum ohne hinreichende Schutzmaßnahmen erfolgt. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die jüngsten Verzögerungen bei der SEC keine negativen Signale für den Kryptomarkt darstellen, sondern vielmehr Teil eines erwarteten Prozesses sind, in dem die Aufsichtsbehörde ihre Prüfungen finalisiert. Die Expertenmeinungen deuten darauf hin, dass Investoren und Marktteilnehmer weiterhin Geduld walten lassen sollten, bis erste Entscheidungen frühestens im Sommer und eher im letzten Quartal des Jahres 2025 getroffen werden. Insbesondere Litecoin ETFs stehen dabei aufgrund ihrer relativ einfachen regulatorischen Struktur im Fokus und könnten als Türöffner für weitere genehmigte Krypto-Investmentprodukte dienen.
Die SEC scheint den Weg für eine regulierte, transparente und sichere Teilnahme an Kryptomärkten weiter zu ebnen, auch wenn dies derzeit länger dauert als von manchen Marktteilnehmern erhofft. Diese Entwicklung könnte letztlich zu einem stabileren und vertrauenswürdigeren Umfeld für digitale Assets in den USA führen und damit auch international Impulse setzen.