Die Metro Bank, ein einst vielversprechender Newcomer unter den britischen Banken, sorgt erneut für Schlagzeilen – diesmal wegen eines Bonussystems, das dem Vorstandsvorsitzenden Daniel Frumkin eine satte Auszahlung von bis zu 60 Millionen Pfund ermöglichen könnte. Dieses geplante Programm hat bei einflussreichen Aktionärsberatern wie ISS und Glass Lewis ernste Bedenken ausgelöst. Beide Organisationen sind bekannt dafür, großen Anlegern Orientierungshilfen zu bieten, wie sie bei Hauptversammlungen stimmen sollen. Ihre Warnungen vor einem möglichen „Übermaß“ an Bonusauszahlungen basieren auf der Tatsache, dass die Höhe der Prämie hauptsächlich an den Aktienkurs der Metro Bank gekoppelt ist und nicht zwingend an die tatsächliche operative Leistung des Unternehmens oder seine langfristige Entwicklung. Führen solche Modelle zu einem falschen Anreiz für Manager? Kritiker sehen darin die Gefahr, dass Marktkräfte und externe Faktoren den Bonus pushen, unabhängig davon, wie gut die Führung ihr Institut wirklich steuert.
Neuerdings verlangt das vorgeschlagene System, dass Metro Bank-Aktien langfristig an Wert gewinnen müssen, damit Boni überhaupt ausgelöst werden. Konkret müsste die Aktie innerhalb von drei Jahren von rund 110 Pence auf über 120 Pence steigen, damit eine Auszahlung überhaupt möglich wird. Erreicht der Kurs gar die Marke von 437 Pence, käme es zu einem massiven Einmalbonus, der den Vorstandschef mit bis zu 60 Millionen Pfund entlohnen würde – ein riesiger Sprung im Vergleich zu seinem bisherigen Jahresgehalt von rund 1,15 Millionen Pfund. Dieser immense Unterschied hat viele Anteilseigner aufgeschreckt, die befürchten, dass ein derartiger Bonus keine realistische Messlatte für unternehmerischen Erfolg darstellt. Während Daniel Frumkin im vergangenen Jahr mit einem vergleichsweise bescheidenen Bonus von knapp 153.
000 Pfund vergütet wurde, scheint die jetzt vorgeschlagene Vergütungsskala unverhältnismäßig zu sein, gerade angesichts der Herausforderungen, denen sich die Bank gegenüber sieht. Die Metro Bank hat eine bewegte jüngere Geschichte hinter sich. Gegründet im Jahr 2010 vom amerikanischen Milliardär Vernon Hill als die erste neue High-Street-Bank Großbritanniens seit über einem Jahrhundert, sorgte das Institut für Aufsehen mit innovativen Angeboten wie hundefreundlichen Filialen und einer Woche mit sieben Öffnungstagen. Diese kundenorientierte Philosophie lockte anfangs zahlreiche Neukunden, die auf frische Konzepte und Flexibilität setzten. Doch die nächsten Jahre waren für das Unternehmen von großen Rückschlägen geprägt.
Ein schwerwiegender Buchhaltungsfehler im Jahr 2019 führte nicht nur zu einem massiven Einbruch des Aktienkurses, sondern auch zum Rücktritt der obersten Führungsebene – ein Vertrauensverlust, der die Bank nachhaltig erschütterte. Der Kursverfall intensivierte sich weiter, als im Jahr 2023 bekannt wurde, dass die Bank zusätzliches Kapital benötigt, weil ihre Risikobewertung unter regulatorischer Kritik stand. Das Vertrauen der Aufsichtsbehörden schwand, was Metro Bank in eine schwierige Lage brachte. In einem Krisenjahr rettete der kolumbianische Milliardär Jaime Gilinski Bacal das Institut mit einem milliardenschweren Rettungspaket im Wert von 925 Millionen Pfund. Im Zuge dieser Rettung wurde eine umfangreiche Sanierungsstrategie eingeleitet, die unter anderem den Abbau von über 1.
000 Stellen und die Schließung der Filialen an Sonntagen vorsieht. Doch trotz dieser anpackenden Maßnahmen steht das Institut weiterhin unter großem Druck, Stabilität und Wachstum zu beweisen. Es ist vor diesem Hintergrund verständlich, dass die Bank Führungskräfte mit leistungsorientierten Anreizsystemen motivieren möchte. Dennoch werfen Experten und Aktionärsvertreter die Frage auf, ob das vorgeschlagene Modell wirklich den richtigen Anreiz setzt oder eher Risikoerwartungen am Aktienmarkt belohnt – eine Entwicklung, die auch zu exzessiven Auszahlungen führen könnte, wenn der Markt in eine günstige Phase eintritt, ohne dass die Bank selbst nachhaltig erfolgreich wirtschaftet. ISS kommentierte, dass die Metro Bank keine überzeugenden Argumente vorgelegt hat, um dieses Bonusprogramm zu rechtfertigen.
Glass Lewis ihrerseits äußerte „ernste Vorbehalte“ und riet den Aktionären dazu, gegen die neue Vergütungspolitik zu stimmen. Die Kritik betont vor allem, dass Beteiligte unverhältnismäßig hohe Boni erhalten könnten, die „hauptsächlich von Marktkräften abhängen und weniger von tatsächlichem Wachstum und Wertschöpfung“. Investorengruppen, die bei der Hauptversammlung am 20. Mai abstimmen werden, stehen damit vor einer schwierigen Entscheidung. Einerseits will das Unternehmen gut qualifizierte Führungspersonen langfristig binden, andererseits sorgt die potenzielle Höhe der Bonuszahlungen für Unmut und Zweifel an der Fairness und Transparenz des Systems.
Das Thema wirft grundlegende Fragen zur Vergütung von Führungskräften in der Finanzbranche auf: Wie können Boni gestaltet sein, die sowohl Innovation und Erfolg honorieren als auch das Risiko von Fehlanreizen minimieren? Diese Debatte ist besonders relevant für Unternehmen wie Metro Bank, die sich mitten in einem umfassenden Transformationsprozess befinden. Neben der Bonussituation hat Metro Bank in den vergangenen Monaten weitere Umstrukturierungen umgesetzt, um die Kostenbasis zu senken und sich auf profitablere Geschäftsbereiche zu konzentrieren. Mitarbeiterabbau und die Kürzung von Servicezeiten werden von manchen Kunden kritisch wahrgenommen und könnten mittelfristig Folgen für das Markenimage haben. Gleichzeitig verliert die Bank an Boden im Wettbewerb der britischen Geldhäuser, vor allem gegenüber den größeren Instituten, die stabile Erträge und ein breiteres Leistungsportfolio bieten. Die Herausforderung für den Vorstand liegt nun darin, nicht nur die finanzielle Balance zu halten, sondern auch die Beziehung zu Kunden, Investoren und Aufsichtsbehörden zu stärken.
Die jüngsten Warnungen der Aktionärsberater zeigen, dass Transparenz und glaubwürdige Leistungsmaßnahmen wichtiger denn je sind, um das Vertrauen in das Management wieder aufzubauen. Inwieweit die Aktionäre letzten Endes dem neuen Bonusprogramm zustimmen werden, wird ein Gradmesser für die Akzeptanz der Führung und der Sanierungsstrategie sein. Der Ausgang der Abstimmung könnte zudem Signalwirkung für andere Unternehmen haben, die komplexe Anreizsysteme diskutieren. Insgesamt steht die Metro Bank vor einer Wegscheide: Sie muss zeigen, dass sie ihre Zukunft auf ein solides Fundament stellt, bei dem Entlohnungssysteme zu nachhaltigem Erfolg beitragen und nicht unbeabsichtigte Risiken fördern. Die kommenden Wochen werden daher genau beobachtet – sowohl von Finanzexperten als auch von Kunden und Mitarbeitern, die alle ein Interesse daran haben, dass die Bank die Krise bewältigt und zu ihrem einstigen Innovationsgeist zurückfindet.
Bis dahin bleibt die Debatte um den 60-Millionen-Pfund-Bonus für den CEO ein symbolträchtiges Beispiel für die Spannungen zwischen Managervergütung, Unternehmensleistung und den Erwartungen der Investoren in der heutigen Bankenwelt.