Die amerikanische Kryptowährungsbörse Gemini steht vor einem bedeutenden Schritt in ihrer globalen Expansionsstrategie. Mit der erfolgreichen Erlangung der Markets in Financial Instruments Directive II (MiFID II)-Lizenz durch die Malta Financial Services Authority (MFSA) hat Gemini einen Meilenstein erreicht, der es der Plattform ermöglicht, Krypto-Derivate innerhalb der gesamten Europäischen Union (EU) und dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) anzubieten. Diese Entwicklung unterstreicht den wachsenden Trend amerikanischer Krypto-Firmen, die europäischen Regulierungsrahmen als Sprungbrett nutzen, um Finanzprodukte in einem rechtlich klar definierten Umfeld zu vertreiben und zu entwickeln. Die im Januar 2018 implementierte MiFID II erlaubt es lizenzierten Unternehmen, ihre Dienstleistungen länderübergreifend in allen EU-Mitgliedsstaaten ohne weitere lokale Zulassungen anzubieten – ein sogenanntes „Passporting“-System. Mit der Standortwahl Malta als Basis nutzt Gemini bewusst eine der krypto-freundlichsten Jurisdiktionen innerhalb der EU, um regulatorische Hürden zu überwinden und Vertrauen in einem sonst streng regulierten Markt zu schaffen.
Die MFSA ist bekannt für ihre fortschrittlichen und doch stringenten Regelungen, die Unternehmen nicht nur klare Leitplanken setzen, sondern auch Innovationsanreize bieten. Gemini Intergalactic EU Artemis, die Muttergesellschaft von Gemini in Malta, erhielt die MiFID II-Lizenz am 8. Mai 2025. Laut dem Europa-Chef von Gemini, Mark Jennings, wird der Start der regulierten Derivateangebote die Plattform sowohl für fortgeschrittene Privatanleger als auch institutionelle Investoren attraktiv machen. Im Fokus stehen dabei erst einmal Krypto-Perpetual-Futures, also unbefristete Terminkontrakte, die zu den beliebtesten Derivaten im Krypto-Handel zählen.
Das Unternehmen zeigt sich in der Kommunikation klar zielstrebig: Nach der Lizenzierung wird intensiv mit den Regulatoren zusammengearbeitet, um sämtliche Auflagen für den Start der Angebotsplattform zu erfüllen und langfristig eine Marktstellung als vertrauenswürdiger Anbieter zu sichern. Die Beantragung und Verfolgung einer zusätzlichen Markets in Crypto-Assets (MiCA)-Lizenz verdeutlicht zudem, dass Gemini über die Derivate hinaus weitere regulierte Krypto-Produkte und -Dienstleistungen in Europa etablieren will. MiCA gilt als wegweisende Regulierung auf EU-Ebene und wird künftige Standards für Kryptowährungen und digitale Vermögenswerte setzen. Die zeitliche Nähe der MiFID II-Erteilung und der MiCA-Bestrebungen zeigt deutlich, wie Gemini seine europäische Marktpräsenz kräftig ausbauen möchte. In die Expansion fügt sich auch der jüngste Schritt ein, ein weiteres Büro im US-amerikanischen Miami anzumieten – eine strategische Entscheidung, die offenbar mit der Beilegung des langwierigen Rechtsstreits mit der US-Börsenaufsicht SEC einhergeht.
Zudem laufen Berichte, dass Gemini sich auf einen Börsengang vorbereitet, was die Ambitionen der beiden Winklevoss-Gründer Cameron und Tyler hervorhebt, den US-Krypto-Pionier auch global auf ein neues Level zu heben. Der Kampf um die Vorherrschaft im Bereich der Krypto-Derivate zwischen großen Börsen wie Gemini, Coinbase – das kürzlich Deribit übernommen hat – und Kraken, das NinjaTrader akquirierte, verschärft sich und treibt Innovation sowie regulatorische Anpassungen voran. Die Konkurrenz ambitiöser Börsen zeigt, dass Derivateprodukte im Kryptobereich zu einem unverzichtbaren Element für Wachstum und Profitabilität geworden sind. Gemini nutzt die Lizenzierung in Malta für den europäischen Markt vor allem auch aus strategischer Perspektive, denn die EU bietet mit ihrem Binnenmarkt eine immense Reichweite und Vielfalt an potenziellen Investoren. Vor allem institutionelle Anleger begrüßen zunehmend klar geregelte und zuverlässige Handelsplätze, da diese die Risiken reduzieren und Vertrauen schaffen.
Die regulatorische Arbeit in Europa ist daher essentiell für Gemini, um sich international als stabiler und vertrauenswürdiger Player im Krypto-Ökosystem zu positionieren. Die Entscheidung für Europa und speziell Malta spiegelt die zunehmende Entwicklung wider, regulatorische Anforderungen nicht als Hemmschuh sondern als Wettbewerbsfaktor zu verstehen. Unternehmen, die sich früh und intensiv mit den Richtlinien auseinandersetzen, können Marktchancen besser nutzen und eben jene Nutzer anziehen, die Sicherheit und Transparenz suchen. Für Verbraucher und Investoren in der EU bedeutet Geminis Eintritt in den Markt letztendlich eine größere Auswahl an innovativen, zugleich aber regulierten Krypto-Derivaten. Diese Produkte können helfen, finanzielle Risiken zu steuern, Spekulationsmöglichkeiten zu eröffnen und zugleich die Entwicklung eines robusteren Marktes anzustoßen.