Target, einer der größten Einzelhandelsketten der USA, steht derzeit vor erheblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die sich deutlich auf die Geschäftsergebnisse auswirken. Die erste Quartalsbilanz des Jahres 2025 offenbart eine ernüchternde Entwicklung mit einem deutlichen Gewinnrückgang, der nicht zuletzt auf politische und gesellschaftliche Faktoren zurückzuführen ist. Insbesondere die durch frühere Handelspolitiken der Trump-Regierung eingeführten und weiterhin das Geschäft belastenden Tarife sowie ein Boykott, der als Reaktion auf die Kürzung von Diversity-, Equity- und Inclusion-Programmen (DEI) entstanden ist, prägen das herausfordernde Umfeld, in dem Target operiert. Die ersten Quartalsergebnisse sprechen eine deutliche Sprache: Mit einem bereinigten Gewinn je Aktie von 1,30 US-Dollar verfehlte Target die Erwartungen der Analysten bei weitem, was einem Rückgang von 36 Prozent im Vergleich zum Vorjahreswert von 2,03 US-Dollar entspricht. Zudem sank der Umsatz um 2,8 Prozent auf 23,8 Milliarden US-Dollar, wobei ebenfalls negative Abweichungen von den Prognosen festzustellen waren.
Die vergleichbaren Ladenverkäufe sanken um 3,8 Prozent, während die Entwicklung der digitalen Verkäufe mit einem Wachstum von 4,7 Prozent lediglich teilweise diese Verluste abfedern konnte. Die reine Entwicklung der Ladenverkäufe, mit einem Rückgang von 5,7 Prozent, weist auf die mitunter schwerwiegenden Folgen der auftretenden Probleme hin. Die Rolle der Trump-Tarife als Belastungsfaktor kann kaum überschätzt werden. Seit Jahren führen die durch den ehemaligen Präsidenten eingeführten Strafzölle auf Waren aus China und weiteren Ländern zu erhöhten Produktionskosten und Lieferkettenproblemen für amerikanische Händler. Während in jüngerer Zeit mit der Verkündung eines Handelsabkommens, das Zölle vorübergehend auf 30 Prozent von zuvor bis zu 145 Prozent senkt, eine gewisse Entspannung eingesetzt hat, bleiben die Unsicherheiten hoch.
Das US-Handelsumfeld ist weiterhin von zahlreichen Verhandlungen und potenziellen Veränderungen geprägt, wodurch sich Target sowie andere Einzelhändler mit ständigen Änderungen in Planung und Einkauf auseinandersetzen müssen. Die Tarifbelastungen wirken sich direkt auf die Kalkulation und Preisgestaltung von Target aus. Das Unternehmen steht vor der Entscheidung, Kostensteigerungen zu absorbieren oder diese an die Verbraucher weiterzugeben. Dabei ist die Konsumentenseite besonders sensibel: Nach fünf Monaten sinkender Verbrauchervertrauenswerte und angesichts eines schwächelnden wirtschaftlichen Gesamtumfeldes beobachten Experten, dass Preiserhöhungen, die auf Tarifkosten beruhen, die Nachfrage weiter bremsen könnten. CEO Brian Cornell äußerte sich in der Bilanzkonferenz offen und nannte das Quartal ein „äußerst herausforderndes“ Umfeld, das das Unternehmen vor komplexe Herausforderungen stellt, die es zu bewältigen gilt.
Neben den tarifbedingten Belastungen hat Target auch mit den Folgen einer Boykottbewegung zu kämpfen. Diese richtete sich gegen das Unternehmen, nachdem es im Januar 2025 angekündigt hatte, seine Bemühungen in den Bereichen Vielfalt, Gleichheit und Inklusion zurückzufahren. Diese Entscheidung stieß bei einem Teil der Kundschaft und Öffentlichkeit auf Kritik, was sich in einem gewissen Umsatzrückgang niederschlug. Die Reaktion verdeutlicht, wie gesellschaftliche Themen und interne Unternehmensentscheidungen zunehmend die wirtschaftliche Performance beeinflussen können. Für die Zukunft ist es daher essenziell, die Balance zwischen wirtschaftlicher Sachlage und gesellschaftlicher Verantwortung neu zu justieren.
Als Antwort auf die sich verschärfende Situation hat Target mehrere Maßnahmen eingeleitet, um im zunehmend komplexen Marktumfeld besser zu navigieren. Unter anderem wurde die sogenannte Enterprise Acceleration Office gegründet, ein Gremium aus Führungskräften, das darauf abzielt, die operative Geschwindigkeit und Anpassungsfähigkeit des Unternehmens zu steigern. Zudem evaluiert Target seine Sortimentspolitik und verhandelt intensiver mit den Lieferanten, um Produktionsstandorte gegebenenfalls zu verlagern und so den Auswirkungen der Tarife entgegenzuwirken. Preisstrategien und Bestellzeiten werden dynamischer gestaltet, um schnell auf Marktveränderungen reagieren zu können. Die Anpassungen des Ausblicks auf das Gesamtjahr spiegeln die Unsicherheiten wider, mit denen Target konfrontiert ist.
Das Unternehmen senkte die Prognose für den bereinigten Gewinn je Aktie für das Fiskaljahr 2026 auf eine Bandbreite von 7 bis 9 US-Dollar im Vergleich zu einer früheren Schätzung von 8,80 bis 9,80 US-Dollar. Gleichzeitig rechnet Target nun mit einem moderaten Rückgang der Umsätze im niedrigen einstelligen Prozentbereich, während die ursprünglichen Planungen ein leichtes Wachstum vorsahen. Die Analysten von FactSet hatten ursprünglich von einem moderaten Gewinnanstieg und Umsatzzuwachs ausgegangen, wodurch die Enttäuschung an den Märkten spürbar wurde. Im Vergleich dazu agiert Wettbewerber Walmart ebenfalls vor dem Hintergrund der Tarifproblematik und plant nach eigenen Angaben Preissteigerungen. Walmart-CFO John Rainey bestätigte, dass die aktuellen Tarife trotz jüngster Rabatte weiterhin zu hoch seien, um sie vollständig zu absorbieren.
Die Aussage, dass Verbraucher noch in den kommenden Monaten mit weiteren Preissteigerungen rechnen müssen, verdeutlicht, dass das Thema Tarifkosten die gesamte Handelsbranche nachhaltig beeinflusst. Präsident Trump selbst kritisierte Walmart öffentlich und forderte eine Art „Tarif-Essen“ – also das komplette Übernehmen der Tarife ohne Weitergabe an die Kunden – was jedoch in der aktuellen Handelsrealität als kaum praktikabel einzustufen ist. Die Aktienmärkte haben auf die Target-Gewinnwarnung entsprechend reagiert. Die Target-Aktie fiel an einem Handelstag um 5,2 Prozent und konnte nur leichte Erholungen erzielen, nachdem sie bereits zuvor vom Tiefststand erreicht hatte. Mit einem Verlust von mehr als 31 Prozent im laufenden Jahr ist die Aktie einer der am stärksten betroffenen Titel in der Einzelhandelsbranche.
Dagegen zeigte Walmart im gleichen Zeitraum eine stabilere Kursentwicklung, auch wenn bei beiden Unternehmen die Diskussion um die Zukunft der Arbeits- und Preispolitik deutlich an Bedeutung gewinnt. Letztlich zeigt das Beispiel Target eindrucksvoll, wie stark Handelspolitik, gesellschaftliche Entwicklungen und wirtschaftliche Rahmenbedingungen zusammenspielen. Unternehmen in der Einzelhandelsbranche müssen heute nicht nur reaktiv, sondern auch proaktiv agieren, um auf politisch induzierte Kostenschübe, verändertes Konsumentenverhalten und Reputationsrisiken zu reagieren. Die Einbindung neuer Innovations- und Anpassungsstrategien ist dabei ein zentraler Faktor, um weiterhin Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und Kunden an sich zu binden. Die nächsten Quartale werden entscheidend sein, um zu sehen, ob Target seine Strategie erfolgreich umsetzen kann und wieder zu Wachstum und Profitabilität zurückfindet.
Trotz der aktuellen Schwierigkeiten bleibt Target aufgrund seiner Marktposition, Marke und Investitionsbereitschaft ein wichtiger Akteur im US-Einzelhandel. Die Reaktion auf externe Herausforderungen wird dabei bestimmen, inwieweit das Unternehmen gestärkt aus der aktuellen Krise hervorgeht. Die kommenden Monate werden auch zeigen, wie der Einfluss von Tarifen und gesellschaftlichen Bewegungen sich langfristig auf das Konsumentenverhalten und die Handelslandschaft auswirkt. Für Investoren, Verbraucher und Marktbeobachter gilt es, diese Dynamiken weiterhin genau zu verfolgen, da sie Schlüsselindikatoren für die Zukunftsfähigkeit des gesamten Einzelhandels sind.