Der Kryptomarkt befindet sich seit Jahren in einem Zustand ständiger Weiterentwicklung, geprägt von Innovationen, regulatorischen Anpassungen und teilweise spektakulären Marktereignissen. In Asien, und speziell in Singapur, ist dieser Wandel besonders dynamisch, denn die Stadtstaat gilt als wichtiger globaler Krypto- und Finanzhub. In jüngster Zeit hat die Monetary Authority of Singapore (MAS), die dortige Finanzaufsichtsbehörde, jedoch ein deutliches Zeichen gesetzt, indem sie ihr Regelwerk verschärft und insbesondere Offshore-Krypto-Firmen strenger reguliert. Ein zentraler Auslöser dieses Wandels waren die Pleiten der bekannten Krypto-Investmentfirma Three Arrows Capital (3AC) und des Blockchain-Projekts Terraform Labs. Diese beiden Fälle haben nicht nur Schlagzeilen gemacht, sondern auch den Ruf und das regulatorische Klima Singapurs maßgeblich beeinflusst.
Es lohnt sich daher, die Hintergründe sowie die Zusammenhänge zwischen diesen Ereignissen und den aktuellen regulatorischen Maßnahmen genau zu beleuchten. Three Arrows Capital und Terraform Labs – zwei Fälle mit großer Symbolkraft Three Arrows Capital galt lange Zeit als eine der einflussreichsten institutionellen Investmentfirmen im Krypto-Bereich. Die Firma, deren operativer Hauptsitz sich formal zwar in Singapur befand, aber de facto fast ausschließlich außerhalb des Landes tätig war, erlebte während der Krypto-Baisse 2022 einen dramatischen Absturz, der in einem der größten Konkursfälle der Branche mündete. Ähnlich verhielt es sich bei Terraform Labs, dem Projekt hinter der Terra-Blockchain und stabilen Coins wie TerraUSD. Auch Terraform war in Singapur angemeldet, betrieb jedoch keine nennenswerten lokalen Aktivitäten.
Der Zusammenbruch von Terraform Labs traf die Branche hart und löste viel Kritik an mangelnder Aufsicht und Regulierungsdefiziten aus. Das Gemeinsame bei beiden Akteuren war, dass sie die Reputation Singapurs für Regulierung und Sicherheit nutzten, in der Praxis aber kaum echte Präsenz und damit auch wenig effektive Aufsicht durch die MAS zuließen. Singapurs regulatorische Antwort – keine Schönwetterpolitik mehr Die finanzielle und mediale Brisanz dieser Pleiten hat die MAS wachgerüttelt. Singapur konnte sich nicht mehr mit dem bisherigen Status quo zufrieden geben, bei dem Firmen zwar Sitz in der Stadt hatten, aber faktisch ohne Aufsicht aus dem Ausland operierten. Die Folge war 2023 eine öffentliche Konsultation, die im Zuge der Novelle des Financial Services and Markets Act (FSMA) mündete.
Darin wurde klar festgelegt, dass auch Krypto-Dienstleister, die ausschließlich Kunden außerhalb Singapurs bedienen, einer Lizenz unterliegen und somit in Regulierung und Aufsicht eingebunden werden müssen, sofern sie in Singapur registriert sind. Diese Wandlung markierte einen Wendepunkt im regulatorischen Umgang mit Offshore-Firmen. Ende Juni 2025 konkretisierte die MAS diese Linie mit einer endgültigen Regelung, die digitale Token-Dienstleister dazu zwingt, sich eine Lizenz zu sichern, wenn sie auch nur aus Singapur heraus tätig werden wollen – selbst wenn ihre Kunden ausschließlich im Ausland ansässig sind. Plattformen wie Bitget, Bybit oder WazirX, die bisher international agierten, mussten ihre Aktivitäten in Singapur einstellen. Das Ziel dieser Verschärfung geht über nationale Grenzen hinaus.
Singapur will so das festzurren, was oft als „regulatorische Arbitrage“ bezeichnet wird. Dieses Phänomen erlaubt es Firmen, vorteilhafte Standorte mit wenig Aufsicht für global operierende Aktivitäten auszunutzen. Die MAS sendet damit ein starkes Signal: Wer den Markt Singapurs und dessen Renommee für regulatorische Qualität und Sicherheit nutzen will, muss sich den dortigen Kontrollmechanismen voll unterwerfen. Die Bedeutung für die globale Krypto-Branche Singapurs Durchgreifen spiegelt eine weltweite Tendenz wider, den Kryptomarkt stärker zu regulieren und rechtliche Grauzonen zu schließen. In anderen Finanzzentren wie Dubai, Hongkong oder Estland sind ähnliche Diskussionen über den Umgang mit Offshore-Firmen im Gange.
Singapur hingegen geht bekanntlich häufig mit gutem Beispiel voran und wird als Vorreiter betrachtet. Die Vergangenheit von 3AC und Terraform Labs veranschaulicht die Risiken von laxen Kontrollen: hohe Summen an Kundengeldern waren plötzlich nicht mehr greifbar, Vertrauensverluste spiegelten sich in gravierenden Kursstürzen, und negative Presse führte zu einem Imageschaden für das gesamte Marktsegment. Singapur entschied sich daher zum proaktiven Handeln, um seine Integrität als Finanzplatz zu schützen. Langfristig soll das regulatorische Umfeld dadurch für Investoren verlässlicher, für Projekte transparenter und für Nutzer sicherer werden. Kritiker der Maßnahme argumentieren jedoch, dass strengere Regeln kleinere Unternehmen und innovative Start-ups benachteiligen könnten, die nicht über die nötigen Ressourcen verfügen, um den bürokratischen Aufwand zu bewältigen.
Andererseits ist die Sicherheit und das Vertrauen in den Markt einer der wichtigsten Faktoren für nachhaltiges Wachstum, weshalb viele Beobachter die Schritte der MAS als notwendig und weitsichtig bewerten. Zusammenfassung und Ausblick Die Pleiten von Three Arrows Capital und Terraform Labs gelten als entscheidende Katalysatoren für die schärfere Regulierung von Offshore-Krypto-Firmen in Singapur. Die Monetary Authority of Singapore hat durch die jüngsten Regelungen klargestellt, dass Firmen mit Sitz in Singapur auch dann unter deren Kontrolle fallen, wenn ihre Geschäfte international sind. Die Schließung von Schlupflöchern soll Finanzkriminalität und Missbrauch entgegenwirken und das Ansehen Singapurs als sicherer und transparenter Krypto-Finanzplatz schützen. Diese Entwicklung steht beispielhaft für die weltweite Verschiebung hin zu einer stärkeren staatlichen Kontrolle von Kryptowährungen und digitalen Assets.
Für Anbieter bedeutet dies eine klare Aufforderung, sich an die Spielregeln zu halten und für Nutzer steigen die Chancen auf mehr Transparenz und Sicherheit. Langfristig könnten diese Regelungen zur Stabilisierung des Kryptomarkts beitragen und das Vertrauen institutioneller Investoren festigen, wovon der gesamte Finanzstandort Singapur profitieren könnte. Der Blick auf Ethereum und weitere Innovationen im Kryptosektor zeigt parallel zu regulatorischen Änderungen, dass Kapitalflüsse zunehmend in Zukunftstechnologien, DeFi-Ökosysteme und dezentrale KI wandern. Während Bitcoin seine Rolle als Wertspeicher behauptet, erweisen sich alternative Projekte zunehmend als wachstumsstark und interessant für Investoren. Letztlich hat Singapur mit seinem neuen Ansatz einen wichtigen Schritt getan, die Balance zwischen Innovationsförderung und zuverlässiger Aufsicht zu finden.
Die Lehren aus den Fehlern von 3AC und Terraform Labs wirken dabei wie ein Weckruf für die gesamte Branche, dass verantwortungsvolles Handeln und transparente Strukturen unverzichtbare Bausteine für die Zukunft des Kryptomarktes sind.