Die Verbindung von Filmikone und Kochkunst hat im Fall von Dom DeLuise eine ganz besondere Dimension angenommen. Als bekannter Schauspieler, berühmt für seine komödiantischen Rollen in Filmen wie Blazing Saddles oder Robin Hood: Men in Tights, war Dom DeLuise nicht nur ein Meister des Humors, sondern auch ein begeisterter Koch mit einer großen Leidenschaft für gutes Essen. Diese Leidenschaft verband er in den 90er Jahren mit einer damals neuartigen Form der Medienpräsentation: Das Kochbuch als Multimedia-CD-ROM. Cooking with Dom DeLuise aus dem Jahr 1995 vereint Kochrezepte, Humor und digitale Technologie auf eine Weise, die heute nostalgisch anmutet, aber seinerzeit innovativ war. Die digitale Distribution von Rezepten ist heutzutage banal, doch vor mehr als 25 Jahren war dieser Ansatz bahnbrechend – und ebenso unfertig in seiner Umsetzung wie charmant.
Ein moderner Blick in die digitale Kochwelt von damals führt unweigerlich zu einem Gefühl von Staunen und Belustigung zugleich. Die CD-ROM, erschienen unter dem Label Allegro New Media, ist mehr als nur ein Kochbuch. Sie ist ein schräges Lexikon kulinarischer Experimente und schräger Soundeffekte. Während die digitalen Clips auf dem Stand kleiner Pixelwelten verharren, begleitet von langsam scrollendem Bild und einer Framerate, die an Zeitlupen erinnert, schlägt Dom stets eine Brücke zwischen italienischen Klassikern, kuriosen Rezepturen und schamlosem Spaß. Fadengerade Rezepte weichen spannenden Kombinationen wie dem „My Agent Robert’s Wife Jeannie’s Gefilte Fish“ für 120 Gäste, ein Gericht, das eher durch seinen Namen und die absurde Portionsgröße besticht als durch seine Gourmettauglichkeit.
Neben den eigentlichen Gerichten sind die Klangkulissen fast schon Kult. Dom lässt seiner Kreativität freien Lauf und sorgt mit lautstarken, teils derben Geräuschen – meist in Form von liebevollen und schelmischen Furzgeräuschen – für eine Atmosphäre, die weit entfernt von steifer Kochbuchtradition liegt. Wer auf der Suche nach einem klassischen, strengen Kochbuch ist, wird hier überrascht werden von der durchweg unkonventionellen, spielerischen Art, mit der Kochen hier inszeniert wird. Außerdem bietet jede Seite einen vergnüglichen Button „DOM“, der für spontane Zitate des Meisterkochs sorgt. Die Sprüche sind charmant und können durchaus irritierend auf den Rezeptkontext wirken, wie beispielsweise ein „WOW, is that delicious?“ beim Rezept für einen einfachen Eisbergsalat.
Die humorvolle Haltung zeigt sich auch in den zusätzlichen Videosegmenten, die unter dem Titel „Computer Cutups“ auf witzige Weise praktische Küchenhilfen postulieren, die jedoch in ihrer Anwendbarkeit mehr als fragwürdig sind. Dom schlägt beispielsweise vor, Zitronen mit dem CD-Laufwerk zu entsaften oder Nüsse mit der Tastatur zu knacken. Dieses Seitenhieb auf die damalige Begeisterung für neue Computertechnologie ist heute eine wunderbare Zeitkapsel für eine Ära, in der man noch mit unbeirrtem Optimismus an die Möglichkeiten der digitalen Zukunft glaubte. Doch das Multimedia-Kochbuch ist nicht nur eine nostalgische Lachnummer. Insbesondere die italienischen Rezepte entpuppen sich als wahre Perlen der klassischen Küche.
Gerichte wie Hähnchen Cacciatore oder Pasta e Fagioli zeigen, dass Dom DeLuise trotz seines clownesken Auftretens ein ernsthafter Kenner italienischer Küchenkunst war. Gleichzeitig spiegeln einige Rezepte die kulinarischen Trends und Fehltritte der 90er wider, etwa die „Strange but True Salad“, ein wilder Mix aus Avocado, Tomate und Cantaloupe, der optisch wie auch geschmacklich genau das Jahrzehnt repräsentiert und ein Gefühl von Unausgereiftheit vermittelt – jedoch auf charmante Weise. Die digitale Umsetzung des Projekts hat ihre Tücken: Moderne Computer fanden oft keinen Zugang zu dieser veralteten Dateiform, weshalb es teilweise nur mit Hilfe von Virtualisierungslösungen möglich war, die CD zum Laufen zu bringen. Dieser technische Aufwand ist fast schon Teil des Spaßes an der Sache – ein kleines Abenteuer in Sachen Digitalarchäologie. Doch selbst wenn die Technologie ein Hindernis darstellt, vermittelt Cooking with Dom DeLuise eine Botschaft, die aus heutiger Perspektive inspirierend ist.
Nämlich die Freude am Unperfekten, die Liebe zum Spaß und zur Kulinarik, ohne sich zu ernst zu nehmen. Weniger das Streben nach Perfektion und Raffinesse, sondern der Genuss einfacher Gerichte mit einer ordentlichen Portion Humor steht hier im Vordergrund. Dom DeLuise präsentiert sich als sympathischer Gegenentwurf zum oft steifen Profi-Koch. In Zeiten, in denen Kochshows unzählige ernste und minutiös durchgeplante Rezepte in High Definition ausstrahlen, kann die verspielte Leichtigkeit von Dom DeLuises Werk eine erfrischende Alternative darstellen. Wer sich heute mit Kochen beschäftigt, kann von dieser Sichtweise profitieren: Ein bisschen Gelassenheit gegenüber dem Perfektionismus, das Zulassen von Spaß und Leichtigkeit in der Küche kann das Erlebnis deutlich bereichern.
Die multimedialen Elemente mögen heute kühn anmuten, ihre fehlende technische Finesse unterstreicht jedoch die Authentizität und den zeitgeschichtlichen Wert des Projekts. Darüber hinaus zeigt sich, dass die Esskultur der 90er Jahre ausgesprochen vielfältig, experimentierfreudig und manchmal auch skurril war. Wer also auf der Suche nach einer kulinarischen Zeitreise ist, bietet das Werk von Dom DeLuise einen einzigartigen Einblick. Es schärft den Blick für obskure Kochtrends, digitale Nostalgie und den ewigen Charme berühmter Persönlichkeiten, die sich gerne über sich selbst lustig machen. Die Resonanz auf das Projekt zeigt, dass es auch heute noch eine kleine, aber feine Fangemeinde gibt, die den einzigartigen Stil des Multimediakochbuchs zu schätzen weiß.
Damit steht Cooking with Dom DeLuise nicht nur für eine Zeit, in der die Digitalisierung in der Küche experimentell war, sondern auch für den Wert von Humor und Authentizität in der Esskultur. Für Kochenthusiasten, Liebhaber skurriler Mediengeschichte und Nostalgiker bietet es eine perfekte Mischung aus Inspiration, Unterhaltung und Retro-Charme. Abgesehen vom Spaß ist es eine Erinnerung daran, dass Kochen auch dann Freude macht, wenn alles nicht ganz perfekt läuft – und dass die beste Zutat immer ein Lachen ist. Die heutige Medienwelt hat oft den Anspruch, optimiert, glatt und maximal effizient zu sein. Dom DeLuises Werk erinnert daran, dass die unperfekten, exzentrischen und verrückten Ansätze ebenso ihren Platz haben.
Besonders für alle, die sich von der Ernsthaftigkeit der modernen Food-Szene ermüdet fühlen, kann ein Blick zurück zu „Big Goons making Goon Food“ genau die richtige Inspiration liefern. Kochen mit Dom DeLuise ist also viel mehr als eine Kuriosität – es ist ein Appell an mehr Spaß und Menschlichkeit in unserer Esskultur, verwoben mit einer ungewöhnlichen technischen Zeitreise, die noch heute auf vielen Ebenen fasziniert und erheiternd wirkt. Wer sich auf das Abenteuer Cooking with Dom DeLuise einlässt, erlebt keine gewöhnliche Rezeptesammlung, sondern eine liebevoll-chaotische Reise durch die Essensgeschichte der Neunzigerjahre mit einem der charmantesten Entertainer dieses Jahrzehnts.