Die Kryptoindustrie erlebt erneut eine bedeutende Verschmelzung mit den traditionellen Finanzmärkten. Mit der jüngsten Entscheidung von Deribit, einer führenden Derivatebörse, sowie Crypto.com, einer prominenten Spotbörse, BlackRocks tokenisierten US-Treasury-Fonds BUIDL als Handelskollateral zu akzeptieren, wird eine neue Ära des Handelskolaterals eingeläutet. Diese Wendung bringt vor allem für institutionelle und erfahrene Händler tiefgreifende Vorteile mit sich und könnte die Dynamik des Krypto-Leveragehandels nachhaltig verändern. BUIDL steht für BlackRock's Institutional Digital Liquidity Fund und schöpft seine Stärke aus einem der weltweit größten Assetmanager.
BlackRock verwaltet rund 11,5 Billionen US-Dollar an Vermögenswerten und hat mit BUIDL ein digitales Instrument geschaffen, das US-Staatsanleihen tokenisiert und auf der Blockchain abbildet. Das Besondere daran ist die Kombination aus Stabilität, da US-Staatsschulden traditionell als besonders sicher gelten, und Ertragsbehaftung, durch die der Fonds laufende Renditen generiert. Die Akzeptanz dieses Token als Kollateral signalisiert eine wachsende Akzeptanz tokenisierter Realwelt-Assets (RWAs) innerhalb der Kryptowelt. Durch die Verwendung von BUIDL als Sicherheitsleistung verbessern sich die Rahmenbedingungen für den Handel mit Hebelwirkung auf verschiedenen Handelsplattformen deutlich. Institutionelle Spieler können nun auf eine stabile Wertbasis zurückgreifen und dadurch die geforderten Sicherheiten (Marginanforderungen) reduzieren.
Dies erleichtert nicht nur den Zugang zu größeren Hebelprodukten, sondern senkt auch potenzielle Risiken für Anleger durch die Nutzung eines wenig volatilen, ertragsbringenden Assets als Hinterlegung. Die Tokenisierung von US-Staatsanleihen ist dabei kein isoliertes Phänomen. Marktanalysen zeigen, dass etwa 40 Prozent des Tokenized Treasury-Marktes von BlackRocks BUIDL gehalten werden. Dieser Anteil entspricht einem Wert von rund 2,9 Milliarden US-Dollar. Insgesamt beläuft sich der Markt für tokenisierte US-Staatsanleihen auf etwa 7,3 Milliarden US-Dollar, von denen Ethereum mit 5,7 Milliarden US-Dollar das dominierende Blockchain-Netzwerk bildet.
Diese Zahlen belegen das rapide Wachstum und die steigende Relevanz von tokenisierten Staatsanleihen als alternative stabile Anlageform. Interessanterweise wird die Blockchain-Einführung von BlackRocks Fonds nicht nur von Deribit und Crypto.com unterstützt. In der Krypto-Community hat bereits das DeFi-Protokoll Frax Finance im Januar 2025 dafür gestimmt, BUIDL als Backing-Collateral für den Frax-USD-Stablecoin (frxUSD) einzusetzen. Dies unterstreicht, wie weitreichend die Integration tokenisierter Realwelt-Assets inzwischen ist und welchen Einfluss sie auf verschiedene Bereiche der digitalen Finanzwelt hat.
Die Entscheidung von Coinbase, Deribit im Mai 2025 für 2,9 Milliarden US-Dollar zu übernehmen, erfolgt zeitlich nahe an der Integration von BUIDL. Diese Transaktion stärkt das Ökosystem um Deribit und könnte eine weitere Expansion der Nutzung von tokenisierten Staatsanleihen als Handelssicherheit nach sich ziehen. Auch andere große Handelsplattformen wie OKX und Binance planen nach Angaben von BlackRock eine Integration von BUIDL als Kollateral, was das Interesse und die Akzeptanz in der Branche weiter bestätigt. Der Nutzen von BUIDL als Handelskollateral wird von Befürwortern als bahnbrechend beschrieben. Neben der niedrigeren Volatilität und den laufenden Erträgen bringt die Nutzung von BUIDL tiefere Liquidität ins Spiel.
Das bedeutet, dass Händler ihre Positionen einfacher öffnen und schließen können, ohne erhebliche Preisabweichungen hinnehmen zu müssen. Außerdem verringert der Einsatz von BUIDL das Gegenparteirisiko, da die Collateralbasis von einer der größten und vertrauenswürdigsten Institutionen im Finanzsektor unterstützt wird. Trotz der positiven Perspektiven gibt es auch Stimmen, die auf gewisse Risiken und Herausforderungen hinweisen. Zentralisierungsbedenken sind ein zentrales Thema. Mit sechs Unternehmen, darunter BlackRock, Franklin Templeton, Ondo Finance, Superstate, Centrifuge und Circle, die zusammen über 88 Prozent des tokenisierten US-Treasury-Marktes kontrollieren, konzentriert sich viel Macht und Einfluss in wenigen Händen.
Diese Konstellation kann potenziell strukturelle Risiken erzeugen, die es zu beobachten gilt. Es bleibt abzuwarten, wie die Krypto-Community und Regulatoren auf diese Entwicklung reagieren werden. Die Einführung von BUIDL als digitales Kollateral fügt sich in einen größeren Trend ein, in dem traditionelle Finanzinstrumente zunehmend auf Blockchain-Basis digitalisiert werden. Ethereum spielt dabei eine führende Rolle, da es als bevorzugte Plattform für tokenisierte Realwelt-Assets gilt. Die Nutzung von Ethereum Layer-2-Lösungen und anderen Skalierungstechnologien soll künftig die Effizienz und Reichweite dieser Assets weiter erhöhen.
Auf der makroökonomischen Ebene spiegelt die wachsende Bedeutung von tokenisierten US-Staatsanleihen auch ein steigendes Bedürfnis nach sicheren, ertragsorientierten und transparenten Anlageformen wider, die zugleich innerhalb der Kryptoökonomie nutzbar sind. Investoren und Händler können so die Vorteile traditioneller Finanzprodukte mit der Flexibilität und Innovation der Blockchain-Technologie verbinden. Die Integration von BUIDL durch Deribit und Crypto.com markiert somit einen entscheidenden Meilenstein hin zur Verknüpfung von etablierten Finanzinstrumenten mit digitalen Handelsplattformen. Diese Entwicklung könnte mittel- bis langfristig den institutionellen Marktzugang erleichtern, die Liquidität erhöhen und das Vertrauen in den Krypto-Leveraged-Handel stärken.