Die Landschaft der Kryptowährungen steht erneut vor einer bedeutenden Veränderung. Ein neuer Entwurf eines Krypto-Gesetzes, der kürzlich von US-Hausabgeordneten vorgestellt wurde, verspricht tiefgreifende Auswirkungen auf die Marktstruktur und das regulatorische Umfeld. Ziel ist es, den Einfluss großer Krypto-Firmen zu begrenzen und dadurch eine demokratischere Beteiligung im Krypto-Bereich zu ermöglichen. Der Gesetzesentwurf mit dem Titel „Digital Asset Market Structure Discussion Draft“ wurde von führenden republikanischen Mitgliedern des Agrar- und Finanzausschusses des US-Repräsentantenhauses präsentiert. Das Bemerkenswerte daran: Es handelt sich um eine umfassende Überarbeitung des zuvor in Kraft getretenen Finanzinnovationsgesetzes für das 21.
Jahrhundert (FIT21). Die Aktualisierung dieser Gesetzesgrundlage verfolgt das Ziel, ein klareres und gerechteres Regelwerk für digitale Vermögenswerte zu schaffen.Im Zentrum des Entwurfs steht eine strengere Definition dessen, was als „verbundene Person“ gilt – besonders im Hinblick auf digitale Währungen und Token. Während bisher Personen, die mehr als fünf Prozent eines digitalen Vermögenswertes besitzen, als maßgebliche Akteure galten, wurde dieser Schwellenwert nun auf nur noch ein Prozent gesenkt. Dies hat das Potenzial, die Machtkonzentration großer Institutionen zu verringern, die bislang mit großen Tokenanteilen den Markt dominieren konnten.
Die Folge könnte eine breitere Streuung der Beteiligungen sein, die mehr kleinen Investoren den Zugang erleichtert. Das Ziel ist eindeutig: Die Krypto-Branche soll weniger von wenigen Großakteuren kontrolliert werden, sodass der Markt letztlich demokratischer wird.Ein weiterer wichtiger Punkt des Entwurfs ist die Definition eines „reifen Blockchain-Systems“. Demnach gilt ein Blockchain-Netzwerk als reif und stabil, wenn es keine zentrale Kontrolle durch eine einzelne Person oder Gruppe gibt und damit dezentralisiert funktioniert. Diese Voraussetzung soll sicherstellen, dass die Technologien nicht von wenigen kontrolliert werden, sondern eine echte Dezentralisierung vorherrscht.
In Verbindung damit soll die aufsichtsrechtliche Aufgabenteilung zwischen der Securities and Exchange Commission (SEC) und der Commodity Futures Trading Commission (CFTC) neu geregelt werden. Die SEC soll zunächst die Kontrolle über Kryptowährungsaktivitäten haben, bis ein System als ausreichend dezentralisiert eingestuft wird. Verantwortliche Regulierungsbehörden sollen so für klare Rahmenbedingungen sorgen, die zum Wachstum und zur Innovation des Sektors beitragen.Besonders interessant ist auch die Klarstellung hinsichtlich dezentraler Finanzprotokolle (DeFi). Protokolle, die es den Nutzern ermöglichen, eigenverantwortlich Finanztransaktionen durchzuführen, werden explizit von der Registrierungspflicht als digitale Makler oder Händler ausgenommen.
Damit wird die selbstbestimmte Nutzung von DeFi-Anwendungen als Kernmerkmal erkannt und gefördert. Diese Differenzierung ist ein wichtiger Schritt, um Chancen der Dezentralisierung im Finanzsektor klar von traditionellen Finanzmarktmodellen abzugrenzen und zugleich Innovationen zu schützen.Im Bereich der Gesetzgebung wird zudem darauf geachtet, digitale Vermögenswerte klar zu definieren und von traditionellen Wertpapieren zu unterscheiden. Der Gesetzesentwurf verwendet dabei den Begriff „investment contract assets“, um aufzuzeigen, dass digitale Token nicht automatisch wie Aktien oder andere herkömmliche Anlageformen behandelt werden sollen. Nach der Definition des sogenannten Howey-Tests lösen Wertpapiere rechtliche Verpflichtungen aus, wenn der Token eine Beteiligung oder Gewinnansprüche an einem Unternehmen darstellt.
Diese Unterscheidung ist für viele Projekte von entscheidender Bedeutung, da sie so regulatorische Klarheit erhalten und rechtliche Hürden überwinden können.Der Entwurf sieht auch vor, dass Krypto-Unternehmen unter der Aufsicht der SEC Kapital aufnehmen können, während sie gleichzeitig die Möglichkeit erhalten, ihre digitalen Assets bei der CFTC zu registrieren. Dies schafft einen transparenten rechtlichen Rahmen für Finanzierungsrunden und Token-Emissionen unter der Aufsicht der beiden wichtigsten Behörden für Finanz- und Rohstoffmärkte in den USA. Darüber hinaus müssen gemeinsame Regelungen für das Delisting von digitalen Anlageprodukten verabschiedet werden. So wird vermieden, dass Token, die nicht mehr den erforderlichen Standards entsprechen, weiterhin gehandelt werden dürfen, was den Anlegerschutz verbessert.
Die Initiatoren des Entwurfs heben hervor, dass die Schaffung eines einheitlichen und verständlichen Regulierungsrahmens für digitale Vermögenswerte eine große Chance für Innovation und wirtschaftliche Modernisierung in den USA darstellt. Vor allem soll durch eine stabilere Finanzinfrastruktur die Vormachtstellung des US-Dollars im globalen Zahlungsverkehr gestärkt werden. Zugleich kritisieren die republikanischen Abgeordneten die bisherige Strategie der Bundesregierung unter Präsident Biden und der SEC unter Gary Gensler, die eher auf eine Regulierung durch vollstreckende Maßnahmen setzte und somit für viele Akteure Unsicherheit verursachte. Klare Regeln sollen verhindern, dass Krypto-Unternehmen in Rechtsunsicherheit stecken und stattdessen gezwungen sind, ins Ausland auszuweichen, was Innovationskraft und wirtschaftliches Potenzial in den USA schwächt.Die Dringlichkeit eines transparenten und kohärenten Rechtsrahmens wird durch die wachsende Bedeutung und Verbreitung von Kryptowährungen und Blockchain-Technologien unterstrichen.
Für viele Kleinanleger und Start-ups ist es essentiell, verlässliche Rahmenbedingungen vorzufinden, die es ihnen ermöglichen, ohne Furcht vor unklaren rechtlichen Konsequenzen zu agieren. Mit dem neuen Entwurf könnten sich die Marktbedingungen erheblich verbessern und die Tür zu mehr Vertrauen und breiterer Marktteilnahme geöffnet werden.Allerdings stößt der Gesetzesentwurf auch auf politischen Widerstand. Die Mehrheit im US-Repräsentantenhaus gehört zwar den Republikanern an, doch die Zusammenarbeit mit den Demokraten ist für einen erfolgreichen Gesetzgebungsprozess unverzichtbar. Bereits jetzt sind interne Konflikte sichtbar.
So plant Maxine Waters, ranghohe Demokratin im Ausschuss für Finanzdienstleistungen, die geplante Anhörung zum neuen Krypto-Entwurf zu blockieren. Offizielle Regeln verlangen, dass alle Mitglieder des Ausschusses einer solchen Anhörung zustimmen müssen, wodurch politische Grabenkämpfe in der Gesetzgebung zu erwarten sind. Dies verdeutlicht, dass neben technischen und regulatorischen Herausforderungen vor allem auch politischer Konsens notwendig ist, um ein funktionierendes Rahmenwerk für Krypto zu schaffen.Insgesamt signalisiert der neue Gesetzesentwurf zur Regulierung digitaler Vermögenswerte einen vielversprechenden Ansatz, die Krypto-Branche transparenter, demokratischer und sicherer zu gestalten. Die klarere Definition von Beteiligungen, die gezielte Förderung der Dezentralisierung und die Zusammenarbeit von SEC und CFTC könnten dafür sorgen, dass der US-amerikanische Finanzmarkt für Krypto-Innovationen gestärkt wird.
Gleichzeitig können so Risiken für Investoren minimiert und die Chance genutzt werden, die USA als führenden Standort für digitale Vermögenswerte zu etablieren. Die nächsten Monate werden zeigen, wie sich die politische Dynamik entwickelt und ob es gelingt, den Gesetzesentwurf erfolgreich umzusetzen. Für die weltweite Krypto-Community bleiben die Entwicklungen in den USA weiterhin von großer Bedeutung – nicht nur aufgrund der Marktgröße, sondern auch als richtungsweisendes Beispiel für andere Staaten und Regulierungsbehörden.