Philanthropie hat seit jeher eine bedeutende Rolle in der Gesellschaft gespielt, da sie durch freiwillige Großzügigkeit das soziale Gefüge stärkt und zur Lösung unterschiedlichster gesellschaftlicher Herausforderungen beiträgt. Im Zentrum dieses philanthropischen Engagements stehen nicht nur gesellschaftliche Bedürfnisse, sondern auch die Persönlichkeit der Spenderinnen und Spender. Die Erforschung, wie bestimmte Persönlichkeitseigenschaften das traditionelle philanthropische Verhalten beeinflussen, gewinnt immer mehr an Bedeutung. Traditionelle Philanthropie umfasst vor allem finanzielle Zuwendungen an wohltätige Organisationen oder gemeinnützige Zwecke sowie ehrenamtliches Engagement. In den letzten Jahrzehnten sind verschiedene Studien durchgeführt worden, die die Zusammenhänge zwischen Persönlichkeit und Spendenverhalten untersuchen.
Eine systematische Übersicht und Meta-Analyse solcher Studien bietet eine umfassende Möglichkeit, sowohl die individuellen als auch die sozialen Dynamiken hinter philanthropischem Handeln besser zu verstehen. Eine der einflussreichsten Persönlichkeitstheorien, das Fünf-Faktoren-Modell (Big Five), gliedert Persönlichkeitsmerkmale in die Dimensionen Offenheit für Erfahrungen, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und Neurotizismus. Jede dieser Dimensionen hat unterschiedliche Auswirkungen auf das Verhalten von Menschen, einschließlich ihrer Spendenbereitschaft und der Art und Weise, wie sie sich für soziale Zwecke engagieren. Verträglichkeit, die Tendenz, kooperativ, freundlich und mitfühlend zu sein, ist eng mit sozialem Engagement und Wohltätigkeit verbunden. Studien zeigen, dass Menschen mit hoher Verträglichkeit häufiger spenden und auch vielfältigere Formen der Philanthropie praktizieren.
Dieses Merkmal fördert Empathie und Motivation, anderen zu helfen, was traditionelle philanthropische Aktivitäten stark beeinflusst. Auch Offenheit für Erfahrungen trägt zur philanthropischen Bereitschaft bei, indem sie die Neugierde und das Interesse an gesellschaftlichen Themen erhöht. Personen mit hoher Offenheit sind oft aufgeschlossener für neue Ideen und soziale Herausforderungen, was sie empfänglicher für innovative philanthropische Projekte macht und sie dazu motiviert, sich aktiv zu engagieren. Gewissenhaftigkeit wird mit Zuverlässigkeit und Pflichtbewusstsein assoziiert, was sich in der Regel auf nachhaltige und kontinuierliche Unterstützung von wohltätigen Organisationen auswirkt. Spenderinnen und Spender mit hoher Gewissenhaftigkeit zeigen häufig ein verantwortungsbewusstes und langfristiges Engagement in der Philanthropie, das über impulsive oder einmalige Spenden hinausgeht.
Extraversion spielt ebenfalls eine Rolle, da extrovertierte Menschen oft sozial aktiver sind und Netzwerke pflegen, die philanthropisches Verhalten fördern können. Durch soziale Interaktionen werden sie häufig zu Engagement und Spenden motiviert, sei es durch direkte Kontakte oder gemeinschaftliche Aktivitäten. Neurotizismus hingegen zeigt meist einen negativen oder weniger klaren Zusammenhang mit philanthropischem Verhalten. Emotionale Instabilität kann dazu führen, dass Personen weniger engagiert sind oder ihr Engagement temporär schwankt. Die Meta-Analyse aktueller Forschungsergebnisse verdeutlicht, dass Persönlichkeitseigenschaften nicht isoliert betrachtet werden sollten.
Vielmehr wirken sie in Kombination mit situativen Faktoren, sozialen Normen und individuellen Wertvorstellungen zusammen. So können etwa soziale Rollen oder kulturelle Erwartungen die Einflussnahme der Persönlichkeit auf philanthropisches Verhalten verstärken oder abschwächen. Darüber hinaus spielt die Art der Philanthropie eine entscheidende Rolle. Während finanzielle Spenden oft eher mit Gewissenhaftigkeit und Verträglichkeit verbunden werden, sind ehrenamtliche Tätigkeiten häufig von Extraversion und Offenheit geprägt. Diese Differenzierung trägt dazu bei, dass Organisationen ihre Ansprache und Rekrutierungsstrategien je nach Zielgruppe und Art der Unterstützung besser gestalten können.
Die Erkenntnisse aus systematischen Überprüfungen und Meta-Analysen haben auch praktische Implikationen für Non-Profit-Organisationen, die ihre Fundraising-Strategien verbessern möchten. Indem sie die Persönlichkeit der potenziellen Unterstützerinnen und Unterstützer verstehen, können sie individuell zugeschnittene Ansprache- und Motivationsmethoden entwickeln, die die Wahrscheinlichkeit von Engagement und Spenden erhöhen. Zudem fördern diese Erkenntnisse das Bewusstsein für die Bedeutung von Persönlichkeit in der philanthropischen Praxis. Bildungseinrichtungen und Sozialinitiativen können durch gezielte Programme Empathie, Offenheit und Verantwortungsbewusstsein fördern, um langfristig gesellschaftliches Engagement zu stärken. Nicht zuletzt ermutigen die Ergebnisse dazu, die Vielfalt individueller Antriebe in der Philanthropie anzuerkennen.
Menschen spenden und engagieren sich aus sehr unterschiedlichen Beweggründen und mit variierenden Formen der Unterstützung. Die Berücksichtigung von Persönlichkeitsmerkmalen trägt dazu bei, diese Vielfalt besser zu verstehen und zu respektieren. Insgesamt zeigt die systematische Analyse, dass Persönlichkeitseigenschaften maßgeblich zur Erklärung philanthropischen Verhaltens beitragen. Während Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit als stärkste Prädiktoren gelten, sind auch Offenheit und Extraversion wichtige Faktoren. Die Integration dieser Erkenntnisse in die Praxis könnte helfen, das Bewusstsein für individuelle Unterschiede zu schärfen und die Effektivität philanthropischer Initiativen zu steigern.
Angesichts zunehmender gesellschaftlicher Herausforderungen bleibt die Förderung von Philanthropie ein zentrales Anliegen. Die Forschung zur Verbindung zwischen Persönlichkeit und Spendenverhalten liefert wertvolle Einsichten, um die Motivation von Spendern und Unterstützern besser zu verstehen und zu fördern – eine Grundlage für eine nachhaltige und solidarische Gesellschaft.