Die Europäische Kommission hat am 9. Juni 2025 die Zulassung für AMVUTTRA® (Vutrisiran) von Alnylam Pharmaceuticals zur Behandlung der ATTR-Amyloidose mit Kardiomyopathie erteilt. Dabei handelt es sich um die erste und einzige RNA-Interferenz (RNAi)-Therapie, die in der Europäischen Union für Patienten mit Wildtyp- oder hereditärer transthyretin-vermittelter Amyloidose (ATTR) mit kardiomyopathischen Symptomen zugelassen ist. Diese Entscheidung stellt einen bedeutenden Meilenstein in der Behandlung dieser seltenen, aber schwerwiegenden Erkrankung dar, die durch die Ablagerung von fehlgefalteten Transthyretin-Proteinen im Herzgewebe und Nervensystem gekennzeichnet ist. ATTR-Amyloidose führt zu fortschreitender Herzschwäche und Nervenschäden und beeinträchtigt die Lebensqualität der Betroffenen erheblich.
Trotz der Schwere der Erkrankung blieben Behandlungsmöglichkeiten lange begrenzt, sodass die Zulassung von AMVUTTRA als innovative Therapie neue Perspektiven eröffnet. Die Grundlage für die Zulassung bildeten die Ergebnisse der internationalen HELIOS-B Phase-3-Studie, die eine bemerkenswerte Senkung der Mortalität um 36 Prozent über einen Zeitraum von 42 Monaten nachwies. Zusätzlich wurde eine Reduktion der Gesamtmortalität und der wiederkehrenden kardiovaskulären Ereignisse um 28 Prozent verzeichnet. Diese klinischen Daten untermauern die Wirksamkeit von AMVUTTRA bei der Verzögerung der Krankheitsprogression und der Verbesserung der Überlebenschancen von Patienten mit ATTR-CM. AMVUTTRA ist ein RNAi-Wirkstoff, der die Produktion des krankheitsverursachenden Transthyretin-Proteins (TTR) in der Leber effektiv hemmt.
Durch die gezielte Reduktion der TTR-Spiegel werden die Ablagerungen von Amyloidfibrillen im Gewebe vermindert, was zu einer Verbesserung der Herzfunktion und einer Entlastung des Nervensystems führt. Die Therapie wird nur vierteljährlich per Injektion verabreicht, was die Behandlung für Patienten komfortabel und anwendungsfreundlich macht. Die Sicherheit von AMVUTTRA wurde durch über 6000 Patientenjahren Daten bestätigt, was eine solide Grundlage für die Risikobewertung bietet. Nebenwirkungen beschränken sich meist auf milde bis moderate Erhöhungen der Leberenzyme und leichte Reaktionen an der Injektionsstelle. Ein wichtiger Aspekt ist die kombinierte Anwendung von AMVUTTRA mit anderen Standardtherapien wie SGLT2-Hemmern und Tafamidis, die im HELIOS-B-Studienprotokoll berücksichtigt wurde.
Die Ergebnisse zeigten, dass AMVUTTRA unabhängig von diesen Begleitmedikationen wirksam ist und somit als sinnvolle Ergänzung im Behandlungsarsenal fungiert. Die Prävalenz der ATTR-Amyloidose in Europa liegt Schätzungen zufolge bei bis zu 100.000 Betroffenen, wobei der Großteil der Patienten an kardiomyopathischen Manifestationen leidet. Die Anerkennung von AMVUTTRA öffnet damit den Zugang zu einer fortschrittlichen Therapie, die die Krankheitslast reduzieren und die Lebensqualität erheblich verbessern kann. Alnylam Pharmaceuticals gilt als Vorreiter auf dem Gebiet der RNA-Interferenz-Technologie und hat mit AMVUTTRA erneut seine Kompetenz in der Entwicklung zielgerichteter genetischer Therapien unter Beweis gestellt.
Bereits in den USA und Brasilien ist AMVUTTRA zugelassen und etabliert, sodass die EU-Zulassung einen weiteren globalen Erfolg darstellt. Diese Entwicklung unterstreicht die wachsende Bedeutung molekularbiologischer Therapieansätze für seltene Erkrankungen und zeigt die Möglichkeiten, die sich durch innovative Wissenschaft für Patienten eröffnen. Für Patientenorganisationen und Fachärzte bedeutet die Zulassung eine neue Option im Kampf gegen die ATTR-Amyloidose, die bislang durch begrenzte Behandlungsalternativen geprägt war. Die vierteljährliche Injektion erleichtert zudem die Einhaltung der Therapie, was sich positiv auf den Therapieerfolg auswirken kann. Insgesamt signalisiert die Zulassung von AMVUTTRA einen Paradigmenwechsel in der Versorgung von Patienten mit transthyretin-assoziierter Amyloidose und Kardiomyopathie.
Die Kombination aus nachgewiesener Wirksamkeit, verbesserter Lebensqualität und akzeptabler Sicherheit macht diese Therapie zu einem Hoffnungsträger für eine Krankheit, die lange Zeit als unheilbar galt. Zukünftige Forschungsarbeiten werden mit Spannung erwartet, um das Potenzial der RNAi-Technologie weiter auszuschöpfen und zusätzliche Anwendungsgebiete zu erschließen. In der Zwischenzeit bietet AMVUTTRA erstmals eine nachhaltige und wirksame Behandlungsoption direkt am Ursprung der Erkrankung an – ein bedeutender Fortschritt für Patienten in Europa und weltweit.