Mit der Veröffentlichung von GCC 16 wurde eine wichtige Verbesserung für die Unterstützung von RISC-V Systemen eingeführt, die das Handling der -march= Compiler-Option optimiert. Diese Neuerung vereinfacht die Art und Weise, wie Entwickler spezifische CPU-Varianten übergeben und ansprechen können, und behebt dabei langjährige Einschränkungen, die bisher die Flexibilität bei der Angabe von Architektur- und CPU-Optionen beeinträchtigten. Im Kern dreht sich die Änderung um die präzise Steuerung der Zielarchitektur durch die Option -march=, die nun intelligenter interpretiert wird, wenn mehrere -march= Angaben vorhanden sind oder wenn man eine spezifische RISC-V CPU gezielt ansprechen möchte. Robin Dapp, Entwickler bei Ventana Micro Systems, einem Unternehmen spezialisiert auf RISC-V CPUs, spielte eine wesentliche Rolle bei der Implementierung dieser Änderung im GCC Compiler. Seine Patch-Arbeit erlaubt es dem Compiler nun, die -march= Option nicht nur als allgemeine Architekturangabe zu lesen, sondern auch als gezieltes CPU-Target, sofern die CPU unterstützt wird.
Das bedeutet für Entwickler, dass sie nun etwa einfach -march=sifive-p670 angeben können, um eine gezielte CPU-Konfiguration auszuwählen, ohne sich auf umständliche, lange march-Strings oder Explizite Overrides verlassen zu müssen. Diese Änderung ist besonders bedeutsam vor dem Hintergrund, dass viele Makefiles standardmäßig eine allgemeine RISC-V Architektur wie -march=rv64gc setzen. Bisher war ein bestimmtes Target über -mcpu= nur teilweise wirksam. Wenn -mcpu= beispielsweise nach einem -march= gesetzt wurde, änderte der Compiler nur die -mtune= Einstellung, während die ursprüngliche -march= weiterhin dominierte. Das führte dazu, dass Entwickler komplizierte und lange -march= Strings angeben mussten, um ihr gewünschtes CPU-Target durchzusetzen.
Mit GCC 16 wird das Verhalten neu definiert und entspricht dem klassischen "last-specified option wins" Prinzip, das in GCC bei anderen Architekturen üblich ist. Das neue Verhalten interpretiert einen mit -march= übergebenen String zuerst als CPU-Bezeichnung. Ist diese CPU im Compiler bekannt, werden deren internen Eigenschaften automatisch übernommen und überschreiben gegebenenfalls vorherige -march oder -mtune Angaben. Dieses intelligente Überschreiben ist eine große Erleichterung, weil der Benutzer jetzt nicht mehr die Komplexität oder Länge der Architekturspezifizierung kennen oder manuell zusammensetzen muss. Es genügt ein einfacher -march=CPU-Name wie etwa sifive-p670, um direkt das gewünschte Target zu setzen.
Es ist wichtig zu beachten, dass trotz dieser Verbesserungen -march= und -mtune= weiterhin unterschiedliche Rollen spielen. Anders als bei Architekturen wie x86 impliziert -march= bei RISC-V nicht automatisch die Steuerung von -mtune=. Somit überschreibt ein -march=CPU nicht zwangsläufig ein vorher angegebenes -mtune= mit anderem Ziel. Dies erhält die Feinabstimmung für Tuning-Optionen, die viele Entwickler nutzen, um Performance-Optimierungen auf bestimmten CPUs durchzuführen. Die Integration dieses Patches in den GCC 16 Hauptzweig zeigt, wie aktiv und proaktiv die Entwicklungsgemeinschaft die Bedürfnisse der RISC-V Nutzer adressiert.
Ursprünglich wurde die Änderung für die kommende GCC Version im Jahr 2025 vorgesehen, mit der Möglichkeit, Teile der Verbesserung rückwirkend im GCC 15 Stable Branch via eines zukünftigen Punkt-Updates verfügbar zu machen. Das deutet auf die hohe Relevanz und den dringenden Bedarf hin, eine bessere Handling-Mechanik für RISC-V Architekturen im Compiler zu etablieren. Die Optimierung der Compiler-Optionen hat weitreichende Folgen für Entwickler, die mit RISC-V Hardware experimentieren oder produktive Systeme aufbauen. RISC-V hat sich in den letzten Jahren als offene und modulare Prozessorarchitektur etabliert, die unter anderem für eingebettete Systeme, Hochleistungsrechner und sogar allgemeine Prozessoren zunehmend Bedeutung gewinnt. Die verfeinerte -march= Unterstützung ermöglicht einen effizienteren und zielgerichteteren Build-Prozess, reduziert Fehlerquellen durch inkonsistente oder fehlerhafte Targetangaben und verbessert damit die Zuverlässigkeit der erzeugten Programme.
Weiterhin unterstützt die genauere Target-Auswahl präzisere Optimierungen, was direkt Vorteile bei Laufzeit, Energieverbrauch und generell der Performance der erzeugten Binärdateien bedeutet. Gerade in ressourcenbeschränkten Umgebungen wie IoT-Geräten oder spezifisch konfigurierten RISC-V SoCs ist diese Art der Feinanpassung essenziell. Auch aus Sicht der Toolchain-Pflege zeigt dieser Fortschritt eine klare Richtung: Die unterschiedlichen Vorteile von -march= und -mcpu= werden harmonisiert und intuitiver gestaltet. Entwickler werden somit besser unterstützt und können ihre Compiler-Aufrufe klarer und verständlicher schreiben. GCC 16 setzt damit einen Meilenstein in der fortlaufenden Entwicklung der GNU Compiler Collection mit Blick auf moderne, offene Architekturen wie RISC-V.