Vor 2021 lag eine bewegte Reise hinter mir, die mich von den Anfängen in der Programmierung bis hin zu meiner Leidenschaft für Kunst und dem Aufbau eines erfolgreichen Startups führte. Schon in meinen frühen Jahren, während der Schulzeit, widmete ich mich intensiv dem Schreiben und Programmieren. Doch das Schreiben von Essays war damals nicht mein Fokus; stattdessen beschäftigte ich mich mit Kurzgeschichten, die zwar inhaltlich eher schwach strukturiert waren, dafür aber mit starken Gefühlen überzeugten. Parallel dazu begann ich in der neunten Klasse, grundlegende Programme in Fortran auf dem IBM 1401 Rechner unserer Schulbehörde zu schreiben – eine damals ungewöhnliche Gelegenheit, die mir zusammen mit einem Freund im Keller unserer Schule geboten wurde. Zwar waren die Programme schlicht und meist ineffektiv, doch war dies mein erster Kontakt mit der Welt der Computer, der mich nachhaltig prägte.
Ein entscheidender Moment in meiner Entwicklung war der Übergang zu Microcomputern, die erstmals direkte Interaktivität ermöglichten und sich damit grundlegend von den zuvor eingesetzten Großrechnern unterschieden. Der erste Computer, auf dem ich ernsthaft programmieren konnte, war ein TRS-80, dessen Anschaffung ich über Jahre hinweg meinem Vater schmackhaft machen musste. Hier entstanden einfache Spiele, eine Software zur Vorhersage von Modellraketenflügen und ein rudimentärer Textverarbeiter, der es meinem Vater ermöglichte, an Büchern zu arbeiten, obwohl die Speicherkapazitäten noch äußerst begrenzt waren. Obwohl ich früh das Programmieren liebte, wollte ich ursprünglich Philosophie studieren, denn für mich klang dies nach der Erforschung ultimativer Wahrheiten, besser als jedes Fach mit begrenztem Anwendungsbereich. Doch schon bald stellte ich fest, dass die Philosophie eher für Randfragen reserviert war, da die meisten im Bereich des Anwendungswissens angesiedelt waren.
Die Kurse erschienen mir zunehmend langweilig, was mich schließlich dazu bewog, mich für das damals aufstrebende Feld der Künstlichen Intelligenz zu begeistern. Ich wurde inspiriert durch Science-Fiction-Literatur, etwa das Buch „The Moon is a Harsh Mistress“ von Heinlein, in dem ein intelligenter Computer namens Mike eine zentrale Rolle spielte, und durch die visionären Arbeiten von Terry Winograd mit SHRDLU, einem frühen Programm zur Sprachsteuerung in einer virtuellen Welt. Da es an meiner Universität noch keine entsprechenden Kurse gab, begann ich, mir selbst Lisp beizubringen, die damals als Sprache der KI galt. Die Programmierung mit Lisp eröffnete mir völlig neue Denkweisen und Konzepte, die ich zuvor in anderen Sprachen nicht erlebt hatte. Meine Abschlussarbeit bestand darin, SHRDLU zu reverse-engineeren – eine Arbeit, die mich kreativ wie intellektuell begeisterte.
Nach dem Bachelor entschied ich mich für ein Masterstudium an der Harvard Universität, wo ich jedoch sehr schnell erkannte, dass die damalige KI-Forschung ihre Versprechen nicht einlöst. Programme konnten einfache sprachliche Eingaben lediglich in formale Strukturen übersetzen, ohne wirkliches Verständnis zu entwickeln. Die alte Herangehensweise schien nicht zukunftsfähig, weshalb ich lieber meine Aufmerksamkeit auf Lisp als Programmiersprache richtete und begann, ein Buch darüber zu schreiben. Parallel zu meiner akademischen Laufbahn entwickelte sich eine wachsende Unzufriedenheit mit der kurzlebigen Natur von Softwareprojekten. Programme wurden schnell veraltet und hatten oft nur eine kurze Nutzungsdauer, worin ich eine Limitierung des Systems erkannte.
Ganz anders waren dagegen Kunstwerke wie Bilder, die über Jahrhunderte erhalten blieben und eine beständige Wirkung entfalten konnten. Diese Erkenntnis führte mich dazu, Kunst als weiteres Betätigungsfeld zu wählen. Ich begann Kunstkurse zu besuchen, zunächst an der Harvard Universität und später an der renommierten Rhode Island School of Design (RISD), wo sich mir jedoch bald zeigte, dass auch die Kunstwelt ihre Herausforderungen bereithält – vom Mangel an fundierter Lehre bis hin zu einem Schwerpunkt auf persönlicher Ausdrucksstärke, der für mich zunächst befremdlich war. Meine Zeit an der Accademia di Belle Arti in Florenz lieferte mir weitere Einblicke. Dort herrschte ein ungezwungener Umgang zwischen Lehrenden und Studierenden, der zu wenig auf Unterricht und Lernen setzte.
Trotz der widrigen Umstände versuchte ich mich in Stillleben, die ich zuhause auf kleinen, gesammelten Leinwandresten anfertigte. Das genaue Beobachten der Motive und deren Übertragung auf die Leinwand half mir dabei, meine visuelle Wahrnehmung zu schärfen und mein Verständnis von Realität zu vertiefen – eine Erfahrung, die sich von der gewohnten, alltagsmäßigen Wahrnehmung unterschied, die sich eher auf das Wesentliche beschränkt. Während ich mich weiter künstlerisch engagierte, arbeitete ich zeitweise als Lisp-Programmierer in der Softwarefirma Interleaf. Die Erfahrungen dort waren lehrreich, wenn auch nicht immer angenehm. Die Firmenkultur und Organisation erschwerten die Arbeit, und meine persönliche Arbeitsweise stieß dort auf Kritik.
Gleichzeitig lernte ich aber wichtige wirtschaftliche Grundsätze, unter anderem das berühmte Prinzip, dass der „low end die high end“ frisst – dass also günstigere, einfachere Produkte oft die teureren und prestigeträchtigeren verdrängen. Nach dem Aufbau von Viaweb, einem Online-Shop-Builder, der auf der Idee basierte, Programme direkt im Browser zu steuern und auszuführen, wechselte ich 1998 zu Yahoo, die Viaweb erwarben. Diese Phase war für mich von großer Erschöpfung geprägt, da ich vier Jahre nahezu ohne Pause an dem Startup gearbeitet hatte. Dennoch erfüllte ich mir meinen Traum, indem ich anschließend mein Erspartes nutzte, um mich verstärkt der Malerei zu widmen. Die Rückkehr zur Kunst brachte mich zurück zu meinen ursprünglichen Leidenschaften, auch wenn die Energie manchmal fehlte.
Im Jahr 2005 entstand dann Y Combinator, eine revolutionäre Startup-Schmiede, die ich gemeinsam mit Freunden gründete. Die Idee war, Gründer zu unterstützen, indem man ihnen nicht nur Kapital, sondern auch Mentoring und eine Gemeinschaft anbot – in sogenannten Batches, also Gruppen von Startups, die zur gleichen Zeit unterstützt werden. Dieses Konzept verkürzte die Lernkurven enorm und half dabei, in kürzester Zeit wertvolles Wissen auszutauschen. Von Anfang an war die Kombination aus technologischem Know-how, Kapital und Gemeinschaft der Schlüssel zum Erfolg. Parallel zu meinen Aktivitäten als Gründer entwickelte ich die Lisp-Variante Arc weiter, die intern bei Y Combinator und in Projekten wie Hacker News Anwendung fand.
Hacker News wurde zu einer zentralen Plattform für den Austausch von Ideen und Nachrichten rund um Technologie und Startups, brachte aber auch einen hohen Arbeitsaufwand und Stress mit sich. Die Jahre meiner intensiven Arbeit für Y Combinator lehrten mich viel über die Dynamiken von Startups, Führung und menschlichem Verhalten. Nicht zuletzt ermutigte mich mein langjähriger Freund und Partner Robert Morris 2010, mir Gedanken darüber zu machen, was als Nächstes kommen sollte – ein Impuls, der mich letztlich zum Ausstieg aus Y Combinator im Jahr 2014 führte, um wieder mehr Zeit und Energie meiner Kunst widmen zu können. Der Weg von 2021 ist in meinen Augen ein natürlicher Höhepunkt dieser bemerkenswerten Entwicklung. Nach intensiven Jahren als Programmierer, Unternehmer, Investor und Community-Organisator konnte ich nun wieder meine kreative Kraft im Malen freisetzen.