Der kanadische Fertigungssektor steht derzeit vor erheblichen Herausforderungen, die durch die anhaltende Unsicherheit im Bereich der Handelspolitik mit den Vereinigten Staaten verstärkt werden. Im April 2025 fiel der S&P Global Canada Manufacturing Purchasing Managers' Index (PMI) auf 45,3 Punkte, was den tiefsten Stand seit Mai 2020 markiert. Ein PMI-Wert unter 50 signalisiert eine Kontraktion des Sektors und weist darauf hin, dass die Produktions- und Auftragslage im kanadischen Industriesegment rückläufig ist. Diese Entwicklung ist eng mit der Unsicherheit bezüglich der zukünftigen US-Zollpolitik verbunden, welche die Investmentbereitschaft und die betrieblichen Entscheidungen in Kanada deutlich beeinträchtigt hat. Die kanadische Fertigungsindustrie exportiert rund 75 Prozent ihrer Waren in die Vereinigten Staaten, wobei besonders die Branchen Stahl, Aluminium und Automobilindustrie stark betroffen sind.
Diese Sektoren sehen sich nicht nur mit US-Zöllen konfrontiert, sondern Kanada hat als Reaktion eigene Vergeltungszölle auf ausgewählte US-Güter eingeführt. Diese Eskalation im Handelsstreit hat zu einem verschärften Marktumfeld geführt, in dem viele Unternehmen sich zurückhalten, neue Aufträge anzunehmen oder größere Investitionen zu tätigen. Gleichzeitig verzeichnen viele Produzenten einen Rückgang der Produktionsvolumina, was durch die sinkende Nachfrage und Unsicherheit im Markt erklärt wird. Die aktuelle Situation spiegelt sich auch im Rückgang wichtiger Komponenten des PMI wider. So sank der Output-Index von 45,7 auf 42,7 Punkte ab, während der Indikator für neue Aufträge von 42,3 auf 41,2 Punkte fiel.
Diese Werte zeigen, dass sowohl die tatsächliche Produktion als auch die aktuellen Auftragsbestände einen deutlichen Einbruch erfahren haben. Insbesondere Hersteller von Investitionsgütern melden starke Einbußen, was auf eine vorsichtige Haltung bei Investitionsentscheidungen hinweist. Die Unvorhersehbarkeit der Zollregelungen und ein insgesamt zögerliches wirtschaftliches Umfeld wirken hier wie eine Bremse für das industrielle Wachstum. Neben den Produktionsrückgängen verstetigen sich auch die Probleme in der Lieferkette. Die durchschnittlichen Wartezeiten für die Lieferung von Rohstoffen und Vorprodukten haben sich im zehnten Monat in Folge verlängert.
Verzögerungen an Häfen und Zollstellen führen dazu, dass Unternehmen mit längeren Vorlaufzeiten kalkulieren müssen, was die Produktionsplanung erschwert und Kosten erhöht. Obwohl die Nachfrage nach Fertigungseingängen spürbar zurückgegangen ist, bleiben die Lieferengpässe bestehen und tragen weiter zur Belastung der Betriebe bei. Die Preise für Inputs, insbesondere für Metallprodukte, sind auf historisch hohem Niveau verharrt. Steigende Rohstoffkosten erhöhen die Produktionskosten und schmälern die Margen der Hersteller zusätzlich. Diese Entwicklung macht sich auch bei der Inflation bemerkbar.
Die Bank of Canada warnt, dass ein langanhaltender globaler Handelskonflikt die kanadische Wirtschaft in eine Rezession stürzen könnte und die Inflationsrate zeitweise über die Marke von drei Prozent steigen lassen könnte. Somit könnten sowohl die Konjunktur durch schrumpfende Produktion beeinträchtigt als auch die Kaufkraft der Verbraucher durch steigende Preise geschwächt werden. Trotz der gegenwärtigen Schwierigkeiten gibt es vereinzelte Anzeichen für eine potenzielle Verbesserung der Stimmung in der Industrie. Der Future Output Index, der die Erwartungen der Unternehmen hinsichtlich der künftigen Produktion misst, stieg von 45,1 auf 50,4 Punkte. Obwohl dieser Wert eine leichte Erholung der Zuversicht signalisiert, bleibt das Niveau insgesamt eher gedämpft.
Unternehmen hoffen auf eine Stabilisierung des politischen und wirtschaftlichen Umfelds in den kommenden zwölf Monaten, doch die anhaltende Unsicherheit bleibt eine Belastung. Die politischen Entwicklungen insbesondere in Bezug auf die US-Zollpolitik werden somit zu einem entscheidenden Faktor für die Zukunft des kanadischen Fertigungssektors. Handelsspannungen und gegenüberstehende Zölle mindern nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit, sondern führen auch zu einer Verzögerung von wichtigen unternehmerischen Entscheidungen. Dies zeigt sich deutlich in den aktuellen Rückgängen bei Produktion und neuen Aufträgen sowie in den langen Lieferzeiten und hohen Inputpreisen. Der kanadische Markt steht damit vor der Herausforderung, sich in einem volatilen und durch Handelssanktionen belasteten globalen Umfeld neu zu positionieren.
Für die Industrieunternehmen bedeutet dies, ihre Strategien anzupassen und verstärkt auf Flexibilität und Effizienz zu setzen. Lieferketten müssen diversifiziert werden, um Abhängigkeiten vom US-Markt zu reduzieren, und innovative Lösungen zur Kostensenkung und Prozessoptimierung sind gefragt. Gleichzeitig bleibt der Dialog zwischen den Regierungen aufrechtzuerhalten, um Handelshemmnisse abzubauen und langfristiges Vertrauen in die wirtschaftlichen Beziehungen zu schaffen. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der kanadische Fertigungssektor gegenwärtig einen deutlichen Rückschlag erlebt, der maßgeblich durch die Unsicherheit in der Handelspolitik verursacht wird. Die niedrigen PMI-Werte spiegeln die reale wirtschaftliche Lage wider, die von sinkenden Produktionszahlen, zurückgehenden Aufträgen, gestiegenen Kosten und verlängerten Lieferzeiten geprägt ist.
Die kommenden Monate und politischen Entscheidungen werden entscheidend sein, um einen nachhaltigen Aufschwung zu ermöglichen und die Wettbewerbsfähigkeit Kanadas in der globalen Fertigungslandschaft zu sichern.