Die Wikimedia Foundation steht vor einem bedeutenden Umbruch. Maryana Iskander, die seit 2022 als CEO der gemeinnützigen Organisation tätig ist, hat ihren Rücktritt für Anfang 2026 angekündigt. Diese Entscheidung wurde in einem internen Schreiben bekannt gegeben, das durch Axios publik wurde. Die Nachricht hat in der Technologie- und Medienwelt großes Aufsehen erregt, denn die Wikimedia Foundation spielt eine zentrale Rolle in der Welt des freien Wissens, insbesondere durch Wikipedia, das weltweit als eine der wichtigsten Informationsquellen gilt. Maryana Iskanders Amtszeit war in vielerlei Hinsicht prägend für die Wikimedia Foundation.
Als sie vor rund drei Jahren die Führung übernahm, befand sich die Organisation in einer Phase, die man symbolisch als „post-jugendliches Stadium“ bezeichnen könnte – ein Übergang von der Wachstumsphase hin zu einer reiferen, stabileren Struktur. Iskander hat die Ende 1990er Jahre gegründete Stiftung durch eine Zeit des Wandels, der technologischen Erweiterungen und der strategischen Neuausrichtung geführt. Unter ihrer Leitung ist die Wikimedia Foundation nicht nur gewachsen, sondern hat auch ihre technische Infrastruktur massiv ausgebaut. Es wurden neue Datenzentren weltweit errichtet, um die Verfügbarkeit und Nachhaltigkeit der Plattformen zu sichern. Die technischen Verbesserungen stellen sicher, dass Wikipedia und die zahlreichen Schwesterprojekte auch in Zukunft stabil und schnell nutzbar bleiben, auch wenn die Nutzerzahlen kontinuierlich steigen und gleichzeitig neue Herausforderungen wie die Nutzung von KI-Technologien zunehmen.
Neben den technischen Fortschritten hat Iskander die Finanzierungsbasis der Stiftung verbreitert und gestärkt. Die klassische Finanzierungsquelle, die auf weltweiten Spenden von Privatpersonen basiert, wurde erweitert durch Programme, die es großen Technologieunternehmen ermöglichen, die Wikimedia Foundation für die extensive Nutzung ihrer Daten finanziell zu unterstützen. Dieser Schritt ist besonders in einer Zeit wichtig, in der Inhalte und Daten mehr denn je eine zentrale Ressource darstellen und in der auch neue Akteure aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz auf Wikipedia als Datenquelle zugreifen. Die Entscheidung von Maryana Iskander, die Wikimedia Foundation zu verlassen, ist Ergebnis eines langfristig geplanten Nachfolgeprozesses. Bereits vor mehr als einem Jahr begann sie die Gespräche mit dem Vorstand der Stiftung, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten.
Iskander betonte, dass sie in ihrer Rolle bleiben wird, bis eine geeignete Nachfolgerin oder ein Nachfolger gefunden ist. Die Hoffnung ist, diese Nachfolge bis Januar 2026 zu vollziehen, was mit dem 25-jährigen Jubiläum von Wikipedia zusammenfällt – ein symbolträchtiger Zeitpunkt, der die Bedeutung eines Neubeginns unterstreicht. Die Suche nach einem neuen CEO stellt für den Vorstand der Wikimedia Foundation eine große Herausforderung dar. Die Organisation beschäftigt rund 700 Mitarbeiter und verfügt über ein Jahresbudget von fast 200 Millionen US-Dollar. Gleichzeitig ist sie auf die Unterstützung von Hunderttausenden von freiwilligen Autoren und Editoren angewiesen, die Wikipedia täglich mit Wissen versorgen und dafür sorgen, dass die Plattform aktuell und verlässlich bleibt.
Die ausgeschriebene Stelle verlangt daher nicht nur betriebswirtschaftliches Geschick, sondern auch die Fähigkeit, eine weltumspannende Community von Ehrenamtlichen zu motivieren und zu führen. Raju Narisetti, Partner bei McKinsey und Mitglied im Vorstand der Wikimedia Foundation, der sowohl bei der Suche nach Iskander als auch bei der jetzt anstehenden Nachfolgesuche eine zentrale Rolle spielt, beschreibt die Position als sehr unkonventionell. Es gehe darum, bei einer Organisation zu führen, deren Herzstück eine globale Gemeinschaft von Freiwilligen sei. Nur wer diese Balance beherrsche, könne die erfolgreiche Zukunft von Wikipedia mitgestalten. Die Medienberichterstattung und Experteneinschätzungen sehen die Amtszeit von Maryana Iskander als eine Zeit des Wachstums und der Konsolidierung.
Die Wikimedia Foundation hat sich unter ihrer Führung als widerstandsfähig gegenüber Herausforderungen erwiesen, die durch dramatische technologische Entwicklungen, insbesondere im Bereich der generativen Künstlichen Intelligenz, sowie durch politische Angriffe gerade in den USA und anderen Ländern entstanden sind. In einem exklusiven Interview mit Axios hob Iskander hervor, dass der Aufstieg von Künstlicher Intelligenz Wikipedia nicht geschwächt, sondern eher gestärkt habe. Anfängliche Befürchtungen, dass Wikipedia durch die rasante Entwicklung von KI-Plattformen überflüssig oder sogar verdrängt werden könnte, haben sich nicht bewahrheitet. Stattdessen zeige sich Wikipedia als ein Modell, wie Gemeinschaften und Plattformen durch sorgfältige Qualitätskontrolle und Transparenz weiterhin Relevanz bewahren können. Politische Angriffe, unter anderem von Teilen der sogenannten „MAGA“-Bewegung in den USA, haben die Plattform unter Druck gesetzt.
Dennoch ist die Wikimedia Foundation bislang in der Lage gewesen, ihre Neutralität und ihren Status als verlässliche Wissensquelle aufrechtzuerhalten. Diese Errungenschaften sind Teil des Erbes, das Iskander hinterlässt. Während Wikipedia auf sein 25-jähriges Bestehen zusteuert, steht die Organisation also an einem Wendepunkt. Der kommende Führungswechsel bietet die Chance, neue Impulse zu setzen und die Herausforderungen der nächsten Dekade anzugehen. Die Wikimedia Foundation wird sich weiter in einer Welt behaupten müssen, die von rasantem technologischem Wandel, politischen Umbrüchen und einem starken Wettbewerb um Aufmerksamkeit geprägt ist.
Die Erwartungen an den neuen CEO oder die neue CEO sind hoch. Neben fundiertem Wissen im Bereich Technologie, gemeinnützige Organisationen und digitaler Medien steht vor allem die Fähigkeit im Fokus, eine große, vielfältige Gemeinschaft von Freiwilligen weltweit zusammenzuführen und zu inspirieren. Nur so kann Wikipedia weiterhin seine Mission erfüllen, freies Wissen allen Menschen zugänglich zu machen – unabhängig von Herkunft, Sprache oder sozialem Status. Maryana Iskander verlässt die Wikimedia Foundation als eine der wichtigsten Führungspersönlichkeiten, deren Amtszeit die Organisation auf ein neues Fundament gestellt hat. Ihre Nachfolge wird mit Spannung erwartet, denn die kommenden Jahre versprechen, ebenso herausfordernd wie spannend zu werden.
Das 25-jährige Jubiläum Wikipedia bildet einen würdigen Rahmen für eine neue Ära dieses einzigartigen globalen Projekts, das mehr als 400 Milliarden Seitenaufrufe jährlich verzeichnet und zu den meistbesuchten Websites der Welt zählt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Rücktritt von Maryana Iskander nicht nur ein Personalwechsel ist, sondern den Beginn einer neuen Phase in der Geschichte der Wikimedia Foundation markiert. Die Organisation wird sich weiterentwickeln müssen, um den Anforderungen einer sich ständig verändernden digitalen Welt gerecht zu werden, in der Wissen eine der wichtigsten Ressourcen bleibt. Die Suche nach einer charismatischen, visionären Führungspersönlichkeit ist deshalb ein entscheidender Schritt, um die Zukunft von Wikipedia und aller Wikimedia-Projekte zu sichern.