Die britische Gastwirtschaft steht vor einer schwierigen Phase, da das größte Pub-Unternehmen des Landes, die Stonegate Group, eine bedeutende Reduzierung seines Personals ankündigt. Das Management des Unternehmens reagiert auf einen heftigen finanziellen Druck, der maßgeblich durch eine exorbitante Verschuldung und zunehmende Steuerlasten verursacht wird. Diese Entwicklungen werfen ein Schlaglicht auf die breiteren Herausforderungen, mit denen die gesamte Branche derzeit konfrontiert ist. Stonegate Group, die mehr als 4.000 Pubs im gesamten Vereinigten Königreich betreibt und bekannte Marken wie Slug & Lettuce und Craft Union beinhaltet, befindet sich in einer restrukturierenden Phase.
Das Unternehmen arbeitet eng mit erfahrenen Restrukturierungsexperten von AlixPartners zusammen, um die Finanzstruktur zu entschärfen und seine Geschäftsmodelle anzupassen. Ein wesentlicher Teil dieser Anpassung ist der geplante Abbau von bis zu 150 Arbeitsplätzen, wobei die genaue Zahl noch nicht endgültig feststeht. Trotz der Kürzungen ist es wichtig zu betonen, dass diese ausschließlich das Personal in der Unternehmenszentrale und in den zentralen Support-Funktionen betreffen. Die Arbeitsplätze in den einzelnen Pubs sowie deren Betrieb sind von den geplanten Veränderungen nicht unmittelbar betroffen. Zudem sollen keine Schließungen von Gaststätten erfolgen, was angesichts der Bedeutung der Pubs für das soziale Gefüge und die lokale Wirtschaft von großer Bedeutung ist.
Die Ursachen für diese einschneidenden Maßnahmen haben mehrere Facetten. Zum einen lastet auf Stonegate eine Schuldenlast von fast drei Milliarden Pfund, die in den letzten Jahren stetig gewachsen ist. Trotz eines Umsatzanstiegs in den vergangenen Jahren hat das Unternehmen aufgrund der hohen Zinszahlungen auf seine Kredite 2023 und 2024 erhebliche Vorsteuerverluste von 257 Millionen beziehungsweise 214 Millionen Pfund verzeichnet. Dies zeigt, wie stark die Zinskosten die Rentabilität belasten und das Unternehmen in eine schwierige finanzielle Lage bringen. Ein weiterer gewichtiger Faktor ist die Steuerpolitik der britischen Regierung.
Insbesondere die von Finanzministerin Rachel Reeves im letzten Budget eingeführte Anhebung der Nationalen Versicherungsbeiträge für Arbeitgeber hat die Situation verschärft. Dabei wurde nicht nur der Beitragssatz erhöht, sondern auch die Bemessungsgrenze gesenkt, was vor allem Branchen mit einem hohen Anteil an Niedriglohn- und Teilzeitkräften, wie das Gastgewerbe, zusätzlich belastet. Stonegate beklagt, dass diese steuerlichen Maßnahmen die Kostenstruktur des Unternehmens empfindlich gestört haben und einen zusätzlichen Druck auf die ohnehin belasteten Margen ausüben. Diese Steuererhöhung hat bei vielen Gastgewerbebetrieben zu weitreichenden Kostenerhöhungen geführt. Da die Branche traditionell viele Teilzeitkräfte beschäftigt, fällt die Last besonders schwer ins Gewicht.
Das Ungleichgewicht zwischen steigenden Lohnkosten und stagnierenden Konsumausgaben bringt zahlreiche Gastronomen in Schwierigkeiten. Für Stonegate kommt hinzu, dass der private Equity Anteilseigner TDR Capital in der Vergangenheit bereits hohe Summen investiert hat, um eine Zahlungsunfähigkeit zu verhindern. So pumpten die Investoren allein im letzten Jahr 250 Millionen Pfund in das Unternehmen, nachdem sich die Kosten für den Schuldendienst dramatisch erhöht hatten – von 301 auf 450 Millionen Pfund. Angesichts dieser finanziellen Herausforderungen versucht Stonegate, sein Geschäftsmodell zu optimieren. Ein wichtiges Element dabei ist die Fokussierung auf leasing- und verpachtete Pubs, die von unabhängigen Wirten betrieben werden.
Diese haben sich in den letzten Jahren als deutlich profitabler erwiesen als die sogenannten Managed Pubs, die das Unternehmen selbst betreibt und die einen höheren administrativen Aufwand erfordern. Die Umstrukturierung zielt darauf ab, den Ressourcenbedarf in der Verwaltung zu reduzieren und die operativen Kosten zu senken, um langfristig wieder in die Gewinnzone zurückzukehren. Die geplanten Stellenkürzungen sind somit Teil einer umfassenden Neuausrichtung des Unternehmens, das sich von einem stärker zentral gesteuerten Modell hin zu einer dezentralisierten Struktur entwickelt. Die Einsparungen in der Verwaltungs- und Managementebene sollen die finanzielle Situation entschärfen und das Unternehmen widerstandsfähiger gegenüber zukünftigen wirtschaftlichen Schwankungen machen. Diese Entwicklungen sind nicht nur ein Indikator für die Herausforderungen der Stonegate Group, sondern spiegeln auch die derzeitige Lage der britischen Gastwirtschaft wider.
Viele Betriebe kämpfen mit steigenden Energiepreisen, zunehmenden Betriebskosten und dem veränderten Konsumverhalten seit der Pandemie. Die zusätzlichen gesetzlichen und steuerlichen Belastungen erhöhen den Druck weiter. Vor diesem Hintergrund erscheinen die Anpassungen im Personalbereich bei Stonegate als notwendige Maßnahmen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Für die betroffenen Mitarbeiter ist die Situation natürlich besonders schwierig. Stonegate betont jedoch, dass sie die Auswirkungen der Änderungen ernst nimmt und eine sorgfältige und faire Beratung sowie Unterstützung während des gesamten Restrukturierungsprozesses gewährleisten will.
Das Unternehmen möchte die Belastungen für die Belegschaft so gering wie möglich halten und bemüht sich um einen transparenten Dialog. Die geplante Stellenstreichung ist bereits die zweite in einem Zeitraum von zwei Jahren. Im Jahr 2023 hatte Stonegate bereits über 250 Stellen abgebaut. Diese Kontinuität deutet auf eine langfristige Strategie zur Konsolidierung hin, die möglicherweise weitere Maßnahmen zur Kostenoptimierung und Effizienzsteigerung umfasst. Darüber hinaus überprüft Stonegate auch die bestehenden Mietverträge und Vereinbarungen mit Lieferanten.
Durch Verhandlungen und Restrukturierungen will das Unternehmen seine Fixkosten weiter reduzieren und flexible Strukturen schaffen, die auf Marktveränderungen besser reagieren können. Der Eigentümer TDR Capital steht öffentlich hinter der Restrukturierung und betrachtet die Investitionen als stabilisierende Maßnahmen, um das Überleben von Stonegate zu sichern. Gleichzeitig ist abzuwarten, wie sich der Markt und politische Rahmenbedingungen zukünftig entwickeln und ob Stonegate durch die Reformen eine nachhaltige Erholung schaffen kann. Die Lage bei Stonegate ist exemplarisch für viele Unternehmen, die mit hoher Verschuldung, steigenden Betriebskosten und schärferen steuerlichen Rahmenbedingungen kämpfen. Sie wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, mit denen die britische Wirtschaft und insbesondere die Gastgewerbebranche konfrontiert sind.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Kombination aus Betriebskostensenkungen, strategischer Neuausrichtung und politischer Unterstützung den Weg für eine stabile Zukunft ebnen kann. Gleichzeitig bleibt die Rolle der Pubs als soziale und kulturelle Institutionen unbestritten. Die Betreiber, Angestellten und Gemeinden hoffen, dass trotz der finanziellen Belastungen keine breitflächigen Schließungen drohen und die Vielfalt der Gaststättenlandschaft erhalten bleibt. Stonegates klare Aussage, keine Pubs zu schließen, wird daher von vielen als positives Zeichen gewertet. Insgesamt verdeutlicht die Situation bei Stonegate die enormen strukturellen Herausforderungen des britischen Gastgewerbes.
Wirtschaftliche Zwänge, gestiegene Abgaben und sich verändernde Geschäftsmodelle zwingen zu schnellen Anpassungen und einem Umdenken in der Branche. Während Arbeitsplätze in der Zentrale abgebaut werden, bleibt zu hoffen, dass die Ground-Level-Pubs weiterhin blühen und als lebendige Zentren des gesellschaftlichen Lebens erhalten bleiben können.