Im Zeitalter der Digitalisierung und vermehrten Nutzung von digitalen Identitäten und Berechtigungen haben Token wie JSON Web Tokens (JWT) und CBOR Web Tokens (CWT) eine zentrale Rolle übernommen. Sie dienen dazu, Authentifizierungs- und Autorisierungsinformationen sicher zu übermitteln. Dabei stellt die Möglichkeit, den Status eines Tokens zuverlässig und effizient zu verwalten, eine wesentliche Herausforderung dar. Das Token Status List RFC liefert hierfür eine standardisierte und skalierbare Lösung, die nicht nur technisch durchdacht, sondern auch unter Sicherheits- und Datenschutzgesichtspunkten optimiert ist. Das RFC spezifiziert ein Mechanismus, mit dem der Status einer Vielzahl von Token in einer einzigen, kompakten Datenstruktur zusammengeführt werden kann.
Dieses Status List genannte Konstrukt fasst den aktuellen Zustand vieler Referenced Tokens zusammen und kodiert Informationen über ihre Gültigkeit oder Sperrung in einem sehr effizienten Format. Dabei kommt eine komprimierte Byte-Array-Darstellung zum Einsatz, die mittels DEFLATE-Kompression nochmals verkleinert wird. Dies sorgt dafür, dass selbst bei Millionen von Token die Übermittlung und der Abruf von Statusinformationen performant und ressourcenschonend realisiert werden können. Der große Vorteil dieses Ansatzes liegt in der Minimierung der Datenmenge beim Statusabruf. Indem die Statusinformation nur wenige Bits je Token verwendet – meist nur ein einziges Bit für Valid oder Invalid – lassen sich sehr große Token-Mengen handhaben, ohne dass die Last auf Netzwerk und Infrastruktur unverhältnismäßig wächst.
Gleichzeitig sorgt die gruppierte Darstellung für sogenannte Herden-Privatsphäre, da beim Abruf des Status eines Tokens nicht auf einzelne Token geschlossen werden kann. Die Architektur des Token Status List RFC sieht mehrere Rollen vor: Der Issuer stellt die Referenced Tokens aus, der Status Issuer verwaltet und aktualisiert den Status dieser Token und veröffentlicht Status List Tokens, welche die Statusinformationen enthalten. Diese Status List Tokens sind eigenständige, kryptographisch geschützte Token in JWT- oder CWT-Format. Sie können von einem Status Provider auf öffentlichen, aufrufbaren Endpunkten bereitgestellt werden. Ein Relying Party, also die Partei, die den Status eines Tokens prüfen will, fordert von dort den Status List Token an und wertet ihn aus.
Die Zuweisung der geregelten Positionen oder Indizes in der Status List ist dabei von zentraler Bedeutung. Jeder Referenced Token wird bei der Ausstellung ein Index innerhalb des Status Lists zugewiesen. Über diesen Index kann der Status des Tokens effizient abgefragt werden. Die Indizes werden stets vom Issuer vergeben und müssen sich innerhalb einer Status List eindeutig befinden. Diese Eindeutigkeit verhindert doppelte oder fehlerhafte Zuweisungen und sichert eine korrekte Statusprüfung.
Die Flexibilität des Formats zeigt sich auch darin, dass neben einfachen Status wie gültig oder ungültig zusätzlich weitere Statusarten definiert werden können. Beispielsweise gibt es einen Status „SUSPENDED“, der eine temporäre Aussetzung signalisiert. Insgesamt erlaubt die Definition von bis zu 256 verschiedenen Statuswerten, sodass verschiedene Anwendungsfälle und komplexe Statusmodelle unterstützt werden können. Darüber hinaus bietet das RFC eine Erweiterungsmöglichkeit, damit mit der Zeit weitere Mechanismen zur Statusübermittlung standardisiert und eingebunden werden können. Ein besonderes Augenmerk hat das RFC auf die Darstellungsform gelegt.
Die Status List kann in JSON oder CBOR kodiert sein, was eine breite Kompatibilität sowohl für Webanwendungen als auch für IoT- oder eingebettete Systeme gewährleistet. Ebenso ist die Verschlüsselung und Signierung der Status List Tokens mit gängigen Algorithmen Pflicht, um die Integrität und Authentizität der Statusinformationen sicherzustellen. Die Einbindung in bestehende Ökosysteme ist ein weiterer Pluspunkt. So ist insbesondere die Nutzung in Verbindung mit OAuth 2.0 und den SD-JWT Verifiable Credentials (VC) vorgesehen.
Die Token Status List ermöglicht eine skalierbare Statusabfrage ohne die Nachteile der bisher bekannten Token-Introspection-Methoden, die direkte Anfragen an den Token-Issuer erfordern und damit Skalierbarkeits- sowie Datenschutzprobleme mit sich bringen. Hinsichtlich Sicherheit betont das RFC die hohe Sensibilität bei der korrekten Dekodierung und Interpretation der bitweisen Statusinformationen. Fehler bei der Indexberechnung oder Endianess könnten zu falschen Statusurteilen führen. Implementierungen sollten daher umfassend anhand bereitgestellter Testvektoren geprüft werden. Ein weiteres zentrales Thema des Dokuments sind die Datenschutzaspekte und Privatsphäre-Bedenken, die mit Statusabfragen verbunden sind.
Durch die Gruppierung von vielen Tokenstatus in einer Liste wird die Rückverfolgung einzelner Token aggressiv erschwert. Dennoch adressiert das RFC mögliche Angriffe oder missbräuchliches Verhalten, wie das Erzeugen individueller Status Lists zu Identifikationszwecken oder die Korrelation von Tokenstatus zwischen verschiedenen Relying Parties. Gegenmaßnahmen und Empfehlungen zur Minimierung solcher Risiken werden klar beschrieben. Darüber hinaus bietet die Spezifikation Mechanismen für historische Statusabfragen an, bei denen der Status eines Tokens zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Vergangenheit ermittelt werden kann. Diese Funktionalität ist optional und mit erhöhten Datenschutzanforderungen verbunden, weshalb ihre Implementierung sorgsam abgewogen werden sollte.
Für Betreiber von Status List Services oder Issuer werden auch praktische Hinweise zur Lebenszyklusverwaltung, Größe und Aktualisierungshäufigkeit der Status Lists gegeben. Sinnvolle Aufteilungs- und Organisationsstrategien für große Tokenmengen helfen dabei, die Effizienz zu steigern und die Performance der gesamten Infrastruktur zu optimieren. Empfehlungen zur sinnvollen Verwendung der Claims iat, exp und ttl für Caching- und Update-Mechanismen werden ebenfalls erläutert. Die Standardisierung einer solchen Token-Statusverwaltung ist ein wichtiger Schritt, um Sicherheit und Datenschutz bei der Verwendung digitaler Token in verschiedenen Bereichen zu verbessern. Ob Behörden, Unternehmen oder Anbieter digitaler Identitätslösungen – alle profitieren von einer interoperablen, skalierbaren und datenschutzorientierten Methode, den Status ihrer Tokens zu kommunizieren.
Nicht zuletzt etablieren die RFC-Inhalte auch umfassende IANA-Registries für Statusmechanismen, JWT- und CWT-Claims sowie OAuth-Statuswerte, um eine zukünftige Erweiterbarkeit und Kompatibilität sicherzustellen. Zusammenfassend verbindet das Token Status List RFC technologische Innovation mit praxisnahen Anforderungen und adressiert zentrale Herausforderungen im Bereich der digitalen Tokenverwaltung. Es schafft eine Balance zwischen Skalierbarkeit, Sicherheit und Datenschutz, die für moderne digitale Identitäts- und Berechtigungsökosysteme unerlässlich ist. Die standardisierte Nutzung des Status List Mechanismus wird daher voraussichtlich eine Schlüsselrolle in der Weiterentwicklung digitaler Authentifizierungs- und Autorisierungsverfahren spielen und die Grundlage für vertrauenswürdige, effiziente und datenschutzkonforme Lösungen schaffen.