Im Jahr 2024 zeigt sich der globale Innovationswettbewerb deutlicher denn je im Patentbereich. Während früher Halbleiterhersteller wie Micron Technology und Giganten der Computerindustrie an der Spitze der Patentstatistiken standen, haben sich die Vorzeichen deutlich verschoben. Der Fokus liegt heute hauptsächlich auf den Technologiebereichen Telekommunikation, Internetdienste und Konsumelektronik. Neue Anführer wie Amazon, Apple und Snap dominieren die aktuellen Rankings, während traditionell starke Akteure teilweise zurückgefallen sind. Dieses umfassende Bild der Top-Patentinhaber verdeutlicht nicht nur technologische Trends, sondern auch geopolitische und wirtschaftliche Entwicklungen, die den Innovationskosmos prägen.
Amazon führt das Patentfeld 2024 mit einem beeindruckenden Vorsprung an, wenn es um die Patentstärke geht. Trotz der Tatsache, dass das Unternehmen nicht die größte Anzahl an Patenten hält, besitzt Amazon eine der einflussreichsten Patentportfolios weltweit. Der wesentliche Grund dafür liegt in der Qualität und der Reichweite ihrer Patente: Sie werden überdurchschnittlich häufig zitiert, was auf ihre hohe Relevanz für die Weiterentwicklung verschiedener Technologien hinweist. Amazon ist somit ein klarer Indikator dafür, dass reine Quantität nicht mit Qualität gleichzusetzen ist, wenn es um Innovationskraft geht. Im Gegensatz dazu hält Samsung die höchste Anzahl an Patenten im Jahr 2024, mit mehr als 9.
000 erteilten Patenten – mehr als das Doppelte des zweitplatzierten Unternehmens Taiwan Semiconductor Manufacturing Co. (TSMC). Samsung ist weltweit bekannt für seine starken Entwicklungen in der Konsumelektronik und im Bereich der Halbleiter. Dennoch bleibt seine Gesamtpatentstärke hinter der von Amazon zurück, was die unterschiedliche Art und den Einfluss der angemeldeten Patente widerspiegelt. Die Rolle von Tochtergesellschaften im Patentkosmos ist ebenso entscheidend.
Alphabet, die Muttergesellschaft von Google und Waymo, ist beispielsweise als Konglomerat kategorisiert und verfügt über eine beachtliche Patentstärke. Werden die Patente der beiden Tochterunternehmen eingerechnet, erhöht sich die Gesamtwirkung um das Doppelte und übertrifft die Stärke aller anderen Konglomerate zusammen. Diese verborgene Kraft zeigt, wie Zusammenschlüsse und Unternehmenshierarchien die Wahrnehmung von Wettbewerbsvorteilen verändern können. Verteidigungsunternehmen wie RTX (ehemals Raytheon) demonstrieren ebenfalls die Bedeutung von Tochtergesellschaften. RTX besitzt sieben Tochterunternehmen, die alle in der Luft- und Raumfahrtbranche aktiv sind.
Die zusammengelegte Patentstärke dieser Einheiten macht mehr als zwei Drittel der gesamten Patente in der Luftfahrtindustrie aus und unterstreicht die Dominanz von RTX in vollem Umfang. Apple beherrscht die Kategorie der Konsumelektronik mit einem Anteil von ungefähr 40 Prozent der gesamten Patentstärke. Diese Dominanz unterstreicht die kontinuierliche Innovationskraft des Unternehmens, das sich immer wieder neue Wege erschließt, um Produkte wie das iPhone, AirPods und Apple Watch technologisch an die Spitze zu bringen. Samsung befindet sich zwar in der gleichen Kategorie auf den weiteren Rängen, doch trotz der starken Präsenz beider Unternehmen kann Apple mit Abstand die größte Wirkung vorweisen. Ein Grund dafür liegt auch in der gezielten Anmeldung von Patenten, die besonders innovativ und branchenweit anwendbar sind.
Unter den Computer-Peripheriegeräten sticht Western Digitals Tochtergesellschaft Sandisk hervor. Sandisk verfügt über eine deutlich höhere Patentstärke als Mutterunternehmen und konzentrierte sich erfolgreich auf Flash-Speicher-Technologien, die so bedeutsam wurden, dass das Tochterunternehmen im Februar 2025 als eigenständiges Unternehmen an die Börse ging. Dies zeigt auch, wie einzelne Geschäftseinheiten durch spezialisierte Innovationen zu eigenständigen Marktführern werden können. Die Künstliche Intelligenz (KI) bestimmt zunehmend die Innovationslandschaft und hat insbesondere den Bereich der Computer-Software beeinflusst. Unternehmen wie Splunk, das zu Cisco gehört, sind in diesem Bereich vorangeschritten und übertreffen mit ihrer Patentstärke sogar Schwergewichte wie Microsoft, Oracle oder Intuit.
Splunk zeichnet sich durch seine Fähigkeit aus, große Mengen maschinell erzeugter Daten zu sammeln und zu organisieren, was insbesondere im Kontext von KI und Big Data einen gewaltigen Vorteil schafft. Der Anstieg von KI-bezogenen Patenten spiegelt den expansiven Forschungs- und Entwicklungsfokus wider, den viele Unternehmen angesichts der vielversprechenden Zukunft dieser Technologien legen. Geografisch ist die Entwicklung von Patenten ebenfalls interessant. Die meisten der 247 Unternehmen mit mindestens 25 erteilten US-Patenten im Jahr 2024 stammen aus den Vereinigten Staaten. Aber Patentinnovation ist längst kein rein amerikanisches Phänomen mehr.
Japan belegt nach den USA den zweiten Platz mit 24 Unternehmen – darunter das in seiner Kategorie führende Unternehmen Semiconductor Energy Laboratory. Deutschland und Südkorea teilen sich mit jeweils neun Unternehmen den dritten Rang, während Taiwan mit acht, Frankreich und China mit je sieben Unternehmen vertreten sind. Diese Verteilung zeigt, wie diversifiziert und global die Innovationslandschaft geworden ist. Eine erstaunliche Beobachtung ist, dass einige international bekannte Unternehmen trotz erheblicher Marktmacht und hohen Forschungsbudgets in Bezug auf die Patentstärke zurückfallen. Microsoft fällt als Beispiel an 31.
Stelle zurück, obwohl es zu den größten und wertvollsten Unternehmen weltweit gehört. Meta schafft es ebenfalls nicht in die oberen Ränge, trotz eines Forschungs- und Entwicklungsbudgets von 43 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024. Damit wird klar, dass Patentstärke zwar ein wichtiger Indikator für Innovationsfähigkeit ist, aber nicht immer direkt mit wirtschaftlicher Dominanz oder Marktgröße korreliert. Die Beurteilung der Patentstärke basiert auf einem komplexen Score namens Pipeline Power, der von dem Forschungsunternehmen 1790 Analytics entwickelt wurde. Dieser Wert berücksichtigt neben der reinen Anzahl von Patenten auch deren Wachstum im Vergleich zu den Vorjahren, die Häufigkeit von Zitierungen durch andere Patente, die Originalität der Innovationen und die Vielfalt der Anwendungsbereiche, die von den jeweiligen Patenten abgedeckt werden.
Das bedeutet, dass sowohl Quantität als auch Qualität und Einfluss bewertet werden, was eine differenzierte und faire Betrachtung der Innovationskraft ermöglicht. Technologien aus der Telekom- und Internetsparte dominieren die aktuellen Rankings, was den Paradigmenwechsel von Hardware- zu Dienstleistungs- und Softwarezentrierung verdeutlicht. Big-Tech-Unternehmen investieren massiv in Cloud-Computing, Künstliche Intelligenz, smarte Geräte und vernetzte Anwendungen, sodass ihre Patentportfolios stark auf diesen Bereichen basieren. Dabei wächst auch die Bedeutung von Tochtergesellschaften und spezialisierten Geschäftseinheiten, die gezielt in bestimmten technologischen Feldern operieren. Im Vergleich zu den Anfängen der Technologiepatente im Jahr 2006 zeigt sich ein deutlicher Wandel in der wirtschaftlichen Geografie und den Technologiefeldern.
Damals standen Unternehmen aus dem Halbleiter- und Computerhardwarebereich an der Spitze. Heute sind es Unternehmen, die auf Internetdienste und Konsumelektronik fokussieren, was auf die veränderten Ansprüche der Gesellschaft und Wirtschaft hinweist. Mobile Anwendungen, Cloud-Dienste und smarte IT-Lösungen prägen die Innovationslandschaft und werden durch eine Vielzahl hochwirksamer Patente abgesichert. Auch die Rolle der Forschung und Entwicklung (F&E) wird dadurch beleuchtet, dass Unternehmen wie Amazon ihre Ausgaben nicht separat ausweisen, aber dennoch durch ihre starke Patentwirkung auffallen. Das zeigt, dass einige Firmen ihre Innovationen auf unterschiedliche Weise vorantreiben, wobei hohe F&E-Ausgaben nicht automatisch zu Spitzenpositionen bei Patentanmeldungen oder -stärken führen.
Neben den Unternehmen sind auch die Kategorien, in denen Patente angemeldet werden, vielfältig. Vom Bereich Luft- und Raumfahrt über Biotechnologie, Computerhardware und -software, bis hin zu Erneuerbaren Energien und Robotik ist ein breites Spektrum vertreten. Dies reflektiert die zunehmende Vernetzung und die interdisziplinären Ansätze moderner Technologien, die sich nicht mehr strikt auf einzelne Branchen beschränken lassen. Insgesamt lässt sich sagen, dass die Top-Patentinhaber von 2024 ein aussagekräftiges Bild der technologischen und wirtschaftlichen Entwicklungen zeichnen. Die Kombination aus Reichweite, Einfluss und Innovationstiefe zeigt, wie Unternehmen ihre Position im globalen Wettbewerbsumfeld stärken.
Die Bedeutung von Patenten als strategisches Werkzeug zur Sicherung geistigen Eigentums und zur Schaffung nachhaltiger Wettbewerbsvorteile wird weiter zunehmen. Angesichts des rasanten technologischen Wandels und der zunehmenden Bedeutung von Künstlicher Intelligenz und vernetzten Systemen wird spannend sein zu beobachten, wie sich die Führungsriege der Patentierung im kommenden Jahr 2025 verändert. Ob Technologie-Start-ups aufsteigen oder bestehende Giganten ihre Dominanz ausbauen, bleibt eine der Kernfragen für alle, die das Innovationsgeschehen verfolgen und verstehen wollen.
