Die rasante Entwicklung des Kryptomarktes stellt Gesetzgeber weltweit vor große Herausforderungen. In den USA haben die Ausschüsse des Repräsentantenhauses für Finanzdienstleistungen und Landwirtschaft am 5. Mai 2025 einen Diskussionsentwurf zur Strukturierung des Krypto-Marktes vorgestellt, der einen bedeutenden Schritt für die Regulierung digitaler Vermögenswerte darstellt. Ziel dieses Entwurfs ist es, klare regulatorische Rahmenbedingungen zu schaffen, die sowohl Investoren schützen als auch Innovationen fördern. Im Mittelpunkt des Entwurfs steht die Aufteilung der Aufsicht über Kryptowährungen zwischen der Securities and Exchange Commission (SEC) und der Commodity Futures Trading Commission (CFTC).
Die fundamentale Trennung basiert auf der Interpretation, welche digitalen Assets als Wertpapiere und welche als Waren gelten. Der Entwurf sieht vor, dass die SEC digitale Vermögenswerte als Wertpapiere regulieren wird, sofern diese zentralisiert bleiben und ein einzelner Akteur mehr als zehn Prozent der Token hält. Diese 10-Prozent-Regel dient als Maßstab für die sogenannte Dezentralisierung und soll Transparenz schaffen, um Investoren klar zu informieren, ob eine Kryptowährung als Wertpapier eingestuft wird. Die CFTC, die traditionell für Warengeschäfte wie Rohstoffe zuständig ist, wird künftig für digitale Waren und deren Spotmärkte die Aufsicht übernehmen. Diese Entscheidung entspricht einer anhaltenden Debatte im US-Kongress und der Branche, welche Behörde die Führung im Kryptoregelwerk übernehmen soll.
Experten wie Justin Slaughter von Paradigm kommentierten, dass der Entwurf die CFTC als dominanten Regulator etabliert, während die SEC ihre Zuständigkeit solange behält, wie eine Digitalwährung als zentralisiert gilt. Der Entwurf berücksichtigt zudem die Tatsache, dass Transaktionen an sekundären Märkten grundsätzlich nicht unter das Wertpapiergesetz fallen sollen, sofern sie keine Rechte auf Gewinne oder Vermögenswerte des Emittenten übergeben. Dies schafft für Trader und Investoren mehr Rechtssicherheit und beugt missverständlichen Klassifizierungen vor. Ein weiterer wesentlicher Bestandteil des Dokuments ist die ausführliche Definition von Dezentralisierung und Netzreife. Diese Begriffe wurden in der Vergangenheit oft vage verwendet, doch der Entwurf präzisiert jetzt, dass ein Projekt als dezentral gilt, wenn keine einzelne Partei mehr als zehn Prozent des Token-Angebots kontrolliert und wenn die Netzwerkarchitektur offen sowie transparent ist.
Reife Blockchain-Netzwerke zeichnen sich durch ihre vollständige Entwicklung, Transparenz und das Fehlen zentraler Kontrolle aus. Diese Definitionen bieten Entwicklern und Regulierungsbehörden eine klare Orientierung, die Basis für zukünftige Entscheidungen bildet. Besonderes Augenmerk hat der Entwurf auch auf den Zugang von Retail-Investoren zu digitalen Vermögenswerten gelegt. Bisher waren durch Akkreditierungsanforderungen und Eignungsprüfungen viele private Anleger vom direkten Investment ausgeschlossen. Der neue Vorschlag hebt sämtliche Vermögens- und Einkommensgrenzen auf.
Dies soll den Markt demokratisieren und breiteren Bevölkerungsgruppen erlauben, an der digitalen Wirtschaft teilzuhaben, ohne bürokratische Hürden überwinden zu müssen. Eine wichtige Neuerung betrifft des Weiteren die Registrierung digitaler Handelsplattformen bei der CFTC. Der Entwurf skizziert einen klaren Verfahren zur Anmeldung von Krypto-Börsen, die sich auf den Handel digitaler Waren spezialisiert haben. Zusätzlich wird eine freiwillige Vorregistrierung für Emittenten empfohlen, um frühzeitig regulatorische Klarheit zu erhalten. Zugleich betont das Dokument die Bedeutung der gemeinsamen Regelsetzung zwischen SEC und CFTC unter der neuen Führung des SEC-Chairs Paul Atkins, was eine koordinierte und konsistente Aufsicht befördern soll.
Für den wachsenden Bereich der dezentralen Finanzprotokolle (DeFi) bietet der Entwurf besondere Ausnahmen. Protokolle, die nicht-kustodial sind und keine disponierende Kontrolle über Nutzergelder ausüben, sollen von der Regulierung entlastet werden. Dies schafft Raum für Innovationen in einem Teilsektor der Kryptowelt, der besonders dynamisch wächst und bislang regulatorisch schwer fassbar war. Im Zusammenhang mit Stablecoins definiert der Entwurf erstmals klare Rahmenbedingungen, ohne diese jedoch als Wertpapiere einzustufen. Stablecoins sind digitale Währungen, die stabile Werte garantieren sollen, oft durch Bindung an Fiat-Währungen.
Die Behandlung von Stablecoins bleibt jedoch ein kontroverses Thema, insbesondere im US-Senat. Kürzlich haben neun demokratische Senatoren ihre Unterstützung für einen separaten Stablecoin-Gesetzentwurf zurückgezogen. Senator Chuck Schumer äußerte Bedenken hinsichtlich der Praktiken von großen Stablecoin-Anbietern wie Tether, was den Zeitplan für eine umfassende Regulierung verzögert und die politische Komplexität unterstreicht. Das Echo aus dem Kongress ist dennoch überwiegend positiv. Abgeordnete wie French Hill und Glenn Thompson betonen, dass der Vorschlag dringend benötigte regulatorische Klarheit für den digitalen Asset-Sektor bringt und als Grundlage für eine umfassende Zukunftspolitik dient.
Der Entwurf wird in einer anstehenden Anhörung mit dem Titel „American Innovation and the Future of Digital Assets: A Blueprint for the 21st Century“ weiter diskutiert werden, was die Bedeutung des Themas im politischen Fokus bestärkt. Parallel zur regulatorischen Debatte gewinnt auch der Diskurs um die steuerliche Behandlung von Kryptowährungen an Fahrt. Branchenkenner fordern eine Reform der Kapitalertragssteuer, um die Nutzung von digitalen Währungen als alltägliches Zahlungsmittel zu erleichtern. Die derzeitige Rechtslage sieht vor, dass bei jeder Transaktion in Kryptowährung ein Kapitalgewinn oder -verlust realisiert und gemeldet werden muss, was die praktische Handhabung erschwert. Matthew Sigel von VanEck unterstreicht die Dringlichkeit einer sogenannten De-minimis-Regelung, wie sie im Senat mit dem Lummis-Gillibrand-Gesetzesentwurf verfolgt wird.
Diese Regel soll kleine Transaktionen steuerfrei stellen und damit die Hürde für den alltäglichen Gebrauch von Bitcoin und anderen Kryptowährungen senken. Diese Steuerentlastung wird als wichtiger Schritt gesehen, um digitale Währungen als praktische Zahlungsmittel zu etablieren und nicht nur als spekulative Anlage. Insgesamt signalisiert der Diskussionsentwurf der US-amerikanischen Gesetzgeber eine klare Bereitschaft, die komplexen Fragen rund um digitale Assets systematisch anzugehen. Die erkennbare Konsolidierung zwischen SEC- und CFTC-Aufgaben, die Einführung transparenter Kriterien für Dezentralisierung und Reife sowie die Öffnung des Marktes für Kleinanleger setzen einen wesentlichen Meilenstein für die Blockchain- und Kryptowährungsbranche in den USA. Gleichzeitig werden die Herausforderungen sichtbar, vor allem bei der Behandlung von Stablecoins und der Steuerpolitik, deren Lösung entscheidend für die weitere Entwicklung des Sektors sein wird.