Nationwide Building Society, eine der ältesten und größten Bausparkassen im Vereinigten Königreich, hat einen neu ausgearbeiteten Bonusplan präsentiert, der der Geschäftsführerin Debbie Crosbie eine mögliche maximalen Auszahlung von nahezu sieben Millionen Pfund ermöglicht. Dieses Vorhaben repräsentiert eine signifikante Steigerung der Vergütung im Vergleich zu bisherigen Richtlinien und entfacht hitzige Diskussionen über die Angemessenheit der Bezahlung von Führungspersonen in seinem Sektor. Debbie Crosbie, die aktuell ein Maximumbonus von 4,8 Millionen Pfund erhalten könnte, steht nun vor dem Aussicht auf eine um 43 % erhöhte Gesamtvergütung in Höhe von 6,9 Millionen Pfund. Dies entspricht einem Anstieg ihrer möglichen Bonuskomponente, die von 100 % auf nun bis zu 150 % ihres Grundgehalts von 1,1 Millionen Pfund angehoben werden soll. Neben dem reinen Bonus werden potenziell weitere Vergütungselemente, wie langfristige Anreizprogramme, diskutiert, um die Gesamtvergütung wettbewerbsfähig zu gestalten.
Dieser Schritt folgt der kürzlichen Übernahme von Virgin Money durch Nationwide im Wert von 2,9 Milliarden Pfund. Die Leitung von Crosbie vor diesem Hintergrund wurde von der Bausparkasse als eine besondere Herausforderung bezeichnet, die eine Neuausrichtung der Entlohnung erfordert, um mit großen Wettbewerbern wie Lloyds Banking Group und NatWest Schritt zu halten. In ihrem aktuellen Jahresbericht führt Nationwide aus, dass die Abschaffung der Bonusobergrenze für Banker in Großbritannien – zuvor lag die maximale Auszahlung bei dem Doppelten des Jahresgehalts – einen erheblichen Gehaltsunterschied zwischen traditionellen Banken und Bausparkassen geschaffen habe. Dies erschwere die Gewinnung und Bindung von Spitzenkräften erheblich. Aus diesem Grund sieht das Unternehmen die Notwendigkeit, ihre Vergütungspolitik anzupassen, um im Wettbewerb um Führungstalente bestehen zu können.
Besonders im Vergleich zu Konkurrenzinstituten hat sich eine deutliche Lücke bei der Vergütung von Führungskräften aufgetan, die Nationwide laut eigenen Angaben mit den geplanten Anpassungen – wenn auch nur teilweise – schließen möchte. Bei der Vorstellung des neuen Vergütungspakets steht jedoch das Prinzip der Bausparkassen als member-owned Institutionen im Konflikt zu den Plänen. Als Mitgliedsgesellschaften gelten Bausparkassen traditionell als ethisch orientierte Organisationen, die im Gegensatz zu gewinnorientierten Banken besonderen Wert auf eine verantwortungsbewusste Unternehmensführung legen. Kritik an den Plänen kam prompt von Experten und Interessengruppen. Insbesondere das High Pay Centre, eine Denkfabrik, die sich mit Fragen hoher Managergehälter beschäftigt, bezeichnete die vorgesehene Vergütung als „grenzwertig heuchlerisch“.
Luke Hildyard, Direktor des Thinktanks, erklärte, dass es für eine Bausparkasse, die sich als ethische Alternative zu den großen Banken positioniert, unangemessen sei, deren hohe Vergütungsmodelle zu kopieren. Er betonte, dass Nationwide auf eine etablierte Marke und ein stabiles Geschäftsmodell bauen könne, weshalb es keinen Bedarf gebe, die hohen Vergütungen zu zahlen, die man in der traditionellen Bankenwelt finde. Die Kritik verweist auch auf das Bild, das Nationwide in der Öffentlichkeit projiziert: Die Bausparkasse hat sich in den vergangenen Jahren als attraktive, kundenorientierte und ethisch handelnde Einrichtung positioniert. So wurde beispielsweise eine Werbekampagne im letzten Jahr aufgrund ihrer deutlichen Kritik an Banken geschlossen – insbesondere weil sie die harten Maßnahmen der Konkurrenz, wie das Schließen von Filialen, verspottete. Die geplante Vergütungspolitik könnte diesen positiven Markenauftritt beschädigen und das Vertrauen der Kunden und Mitglieder beeinträchtigen.
Nationwide steht nun vor der entscheidenden Herausforderung, diese Vorhaben durch die Mitgliederbasis zu bringen. Die endgültige Entscheidung soll im Rahmen der jährlichen Mitgliederversammlung am 25. Juli 2025 erfolgen, die erstmals auch online veranstaltet wird. Das Vertrauen der Mitglieder und die Zustimmung zu den neuen Bonusrichtlinien sind für das Unternehmen von entscheidender Bedeutung, um die vorgeschlagenen Anpassungen umzusetzen. Unabhängig von der endgültigen Genehmigung markieren die Pläne jedoch einen Trend in der Finanzbranche: Durch die Aufhebung von Bonusobergrenzen und den vermehrten Wettbewerb um Führungskräfte steigen die Gehälter der Spitzenmanager stark an.