Institutionelle Akzeptanz

Wie die Werbeindustrie die Klimakrise befeuert und warum wir jetzt handeln müssen

Institutionelle Akzeptanz
The advertising industry is fuelling climate disaster (2021)

Ein tiefgehender Blick auf den Einfluss der Werbeindustrie auf den Klimawandel und die dringende Notwendigkeit, übermäßigen Konsum und schädliche Werbung einzudämmen, um die Umwelt zu schützen.

Die Werbeindustrie befindet sich im Zentrum eines globalen Problems, das zunehmend das Überleben unseres Planeten bedroht: der Klimakrise. Trotz des wachsenden Bewusstseins für den Umweltschutz und der dringenden Appelle von Wissenschaftlern und Aktivisten wird die Botschaft zum immer sparsameren Konsum durch eine Flut von Werbung unterminiert. Täglich sind Menschen einer Flut von Tausenden Werbungen ausgesetzt, die darauf abzielen, Bedürfnisse zu schaffen oder zu verstärken, die häufig überflüssig oder sogar schädlich für die Umwelt sind. Diese ständige Stimulation führt zu einem massiven Anstieg der Konsumrate, der wiederum dramatisch negative Auswirkungen auf das Klima hat. In einer Zeit, in der es notwendig ist, die Menge an Ressourcen, die wir verbrauchen, deutlich zu reduzieren, schlägt die Praxis der Werbung genau in die entgegengesetzte Richtung.

Die Wirkung der Werbung ist dabei weit mehr als nur ein finanzieller Anreiz, einfache Produkte zu kaufen. Sie beeinflusst die Denkweise, Verhaltensmuster und Werte der Menschen auf tiefgreifende Weise. Wissenschaftliche Studien belegen, dass Werbung dazu beiträgt, materialistische Wertvorstellungen zu fördern, die das persönliche Wohlbefinden verringern, soziale Konflikte verstärken und den Gemeinschaftssinn schwächen. Besonders besorgniserregend ist, dass diese materialistische Orientierung auch mit einem geringeren Umweltbewusstsein einhergeht – Menschen, die stark konsumorientiert sind, neigen eher dazu, umweltschädliche Verhaltensweisen zu zeigen. Auf neurologischer Ebene wirken Werbebotschaften direkt auf das Gehirn.

Modernste Forschung zeigt, dass wiederholte Exposition gegenüber Markenlogos und -botschaften physische Veränderungen im Gehirn bewirken können, die unsere Vorlieben und Entscheidungen auf oft unbewusster Ebene beeinflussen. Diese so genannten „neuronal verankerten“ Markenpräferenzen führen dazu, dass Konsumenten kaum noch rationale Gründe für ihre Kaufentscheidungen benötigen; die Vertrautheit mit bestimmten Marken wirkt ähnlich wie ein automatischer Impuls. Dieser Effekt macht Werbung zu einem besonders mächtigen Werkzeug, das weit über die reine Informationsweitergabe hinausgeht und das Konsumverhalten maßgeblich prägt. Besonders problematisch ist die Entwicklung hin zu digitaler Überwachung in der Werbung, auch bekannt als „Surveillance Advertising“, die es Werbeunternehmen ermöglicht, detaillierte Daten über das Verhalten und die Vorlieben von Kindern bereits im frühen Alter zu sammeln. Bis zum Erreichen des Teenageralters verfügen Werbeunternehmen über Millionen von Datenpunkten, die genutzt werden, um Nutzer mit maßgeschneiderten Werbebotschaften zu bombardieren.

Diese Praxis verstärkt nicht nur die Konsumanreize bei einer besonders beeinflussbaren Zielgruppe, sondern trägt auch dazu bei, eine lebenslange Konsumhaltung zu fördern, die angesichts der Klimakrise katastrophale Folgen hat. Die negative Auswirkung der Werbung erstreckt sich besonders auf Branchen mit hohen CO2-Emissionen. Insbesondere Werbung für fossile Brennstoffe, den Luftverkehr und große, ressourcenintensive Fahrzeuge wie SUVs fördert den kaufmännischen Erfolg von umweltschädlichen Produkten. Die Autoindustrie gibt weltweit jährlich Milliardenbeträge für Werbung aus, die oft umweltschädliche Verkehrsmittel in den Vordergrund stellt und so eine bedeutende Rolle bei der Verschärfung der Klimakrise spielt. Die Strategien dieser Branche ähneln den früheren Methoden der Tabakwerbung, die ebenfalls jahrzehntelang negative Folgen für die öffentliche Gesundheit hatten, bevor sie reguliert und schließlich verboten wurde.

Regulatorische Institutionen hinken bei der Kontrolle von Werbung und ihrer irreführenden oder klimaschädlichen Inhalte weit hinterher. Die aktuellen Selbstregulierungsmechanismen der Werbebranche und die bestehenden Aufsichtsbehörden sind oft zu schwach, um wirksame Maßnahmen gegen irreführende oder gar klimaschädliche Werbeinhalte durchzusetzen. Beschwerden über Werbeinhalte werden nur selten substantiell geprüft, und noch seltener führen Untersuchungen zu Sanktionen. Die Folge ist, dass vielfach Kampagnen unbehelligt bleiben, die Konsum und Umweltschäden weiter fördern. Eine dringend nötige Regulierung müsste sich dabei nicht nur auf falsche Umweltversprechen, also sogenanntes Greenwashing, konzentrieren.

Sie muss einen umfassenderen Ansatz verfolgen, der den grundsätzlichen Einfluss der Werbung auf das Konsumverhalten und die dahinterstehenden neuropsychologischen Effekte berücksichtigt. Verglichen mit den umfassenden Maßnahmen gegen Tabakwerbung sollten Maßnahmen gegen klimaschädliche Werbung mindestens ein ähnlich hohes gesellschaftliches Gewicht erhalten. Auf kommunaler Ebene gibt es bereits vielversprechende Ansätze. Städte wie Norwich, Liverpool und North Somerset zeigen, dass Einschränkungen für Werbung von besonders klimaschädlichen Produkten möglich sind und umgesetzt werden können. Der Erfolg dieser Initiativen bestärkt die Forderung nach einem EU-weiten Verbot von Werbung für fossile und emissionsintensive Produkte.

Ein Beispiel dafür ist das Verbot von Werbung für solche Produkte in der Metro von Amsterdam, welches als Modell für andere Städte und Regionen dienen kann. Der Kampf gegen die „Gehirnverschmutzung“, die durch Werbung entsteht, kann nicht nur das Klima schützen, sondern auch das allgemeine Wohlbefinden verbessern. Weniger invasive, weniger manipulative Werbung reduziert den Druck zum ständigen Konsum und fördert ein bewussteres Leben. Die Dominanz von sogenannter „Out-of-Home“-Werbung in öffentlichen Räumen, die oft ohne Zustimmung der Betrachter einwirkt, sollte neu bewertet und reguliert werden. Fortschritte in Technologie und Datenschutz bieten Chancen, den Einfluss dieser Werbeformen zu begrenzen und gleichzeitig die Privatsphäre der Menschen besser zu schützen.

Die Werbebranche steht damit an einem Wendepunkt. Während sie traditionell auf Wachstum und steigenden Konsum ausgerichtet war, steigt der gesellschaftliche Druck, nachhaltiger und verantwortlich zu agieren. Ein Wandel in der Werbewelt kann somit nicht nur Teil der Lösung in der Klimakrise sein, sondern auch zu einer grundlegenden Veränderung im Verhältnis von Wirtschaft und Umwelt beitragen. Durch gezielte Regulierung, Aufklärung der Konsumenten und die Förderung alternativer Werbeformen kann ein Beitrag geleistet werden, der über reine Umweltziele hinausgeht und auch die kulturellen und psychologischen Grundlagen unseres Konsums hinterfragt. Die Werbeindustrie trägt durch die Förderung von Überkonsum maßgeblich zur Klimakatastrophe bei.

Um wirksam gegen die Erderwärmung vorzugehen, ist es unverzichtbar, die Rolle der Werbung kritisch zu beleuchten und Reformen einzuleiten. Ein bewussterer Umgang mit Werbung, striktere Regulierungen und ein gesellschaftliches Umdenken hin zu weniger und nachhaltigerem Konsum sind entscheidende Bausteine auf dem Weg zu einer lebenswerteren Zukunft. Nicht nur die Luft bleibt klarer, wenn wir uns der „Gehirnverschmutzung“ entgegenstellen, sondern auch unser Geist und unsere Gesellschaft gewinnen an Lebensqualität. Die Zeit zu handeln ist jetzt – bevor die Folgen des ungebremsten Werbe- und Konsumwahns noch schlimmer werden.

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