Die Begeisterung für umweltfreundliche Mobilität wächst weltweit und das zeigt sich nicht nur bei Autos oder Fahrrädern, sondern auch auf dem Wasser mit Elektrobooten. Als großer Fan neuer Technologien und Fan alternativer Antriebe habe ich mich dazu entschieden, ein elektrisches Boot zu erwerben – allerdings nicht klassisch über einen deutschen Händler, sondern direkt beim Hersteller in China. Für gerade einmal rund 1000 US-Dollar habe ich ein Elektroboot bestellt. Wie genau die Erfahrung war, welche Herausforderungen und Überraschungen auftraten und ob sich der Kauf tatsächlich gelohnt hat, erfahren Sie in diesem ausführlichen Erfahrungsbericht. Die Suche nach einem günstigen Elektroboot Seit Jahren beschäftige ich mich intensiv mit Elektromobilität, angefangen bei E-Bikes bis hin zu elektrischen Kleinfahrzeugen aller Art.
Inspiriert durch die Möglichkeit, schadstoffarm und leise unterwegs zu sein, suchte ich nach einem 14-Fuß-Elektroboot mit mehreren Sitzplätzen für gemütliche Ausflüge auf kleineren Gewässern. In Deutschland und Europa sind solche Boote meist sehr teuer: Für ein einfaches Modell in dieser Größenordnung sind schnell Preise im fünfstelligen Bereich üblich. Durch Zufall stieß ich bei intensiver Recherche auf eine chinesische Firma, die auf Alibaba eine Reihe von Elektrobooten zu deutlich niedrigeren Preisen anbot. Der Kontakt zum Hersteller und erste Eindrücke Nach mehreren Nachrichten und Videoanrufen mit Frau Frank, dem Inhaber der Werft, erhielt ich das Angebot für ein frisch produziertes, ein rund 4,3 Meter langes Elektroboot mit fünf Sitzplätzen. Die Ausstattung war relativ solide für den Preis, es gab eine geschlossene Frontpartie, eine einfache überdachte Sitzgelegenheit und natürlich den elektrischen Antrieb.
Das war besonders spannend: Für etwa 1000 Dollar allein erhielt man das komplette Boot ohne Batterien. Die Möglichkeit, eigene Lithium-Eisenphosphat-Batterien einzubauen, machte das Modell flexibel und versprach eine gute Leistungsfähigkeit und Langlebigkeit. Schnell wurde klar, dass geschlossene Container aufgrund der Stückzahl viel zu teuer und ineffizient für den Versand wären, so fiel die Wahl auf eine sogenannte LCL-Versendung – ein Sammelcontainer für verschiedene Waren. Import und die Tücken des internationalen Versands Der günstigste Preis für den Versand war dennoch ein großes Hindernis. Die Kosten für den Transport per Schiff und die damit verbundenen Zusatzgebühren, Zoll und Steuern stiegen auf rund 3200 Dollar an.
Diese Posten beinhalten mehrere Gebühren, unter anderem Einfuhrsteuern und zusätzliche Bearbeitungsgebühren, die sich meist nur mit professioneller Hilfe eines Zollagenten meistern lassen. Trotz der hohen Zusatzkosten blieb das Gesamtpaket mit etwa 5000 Dollar noch immer rentabel im Vergleich zu einem ähnlichen Elektroboot aus Europa oder den USA. Nach der festen Bestellung kümmerte sich ein Zollbroker um sämtliche Formalitäten, die teilweise recht verwirrend waren und diverse Nachfragen und Klärungen mit der chinesischen Seite erforderten. Besonders ein Fehler mit einer Trackingnummer sorgte für Verzögerungen und Nervenaufreibende Nachforschungen. Die Ankunft und der schwierige Aufbau Nach einigen Wochen erreichte das Boot endlich den Hafen in Miami, von dort wurde es per LKW nach Florida transportiert – erneut ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor.
Die Lieferung erfolgte in einem stabilen Holzkasten mit einem Rahmen aus verzinktem Stahl. Das Auspacken zusammen mit meinem Vater war eine Herausforderung. Der fast 200 Kilogramm schwere Kasten musste vorsichtig ausgepackt werden, der Aufbau erforderte das Herausziehen des Bootes ein Stück nach dem anderen, da keine passende Hebevorrichtung vorhanden war. Das tatsächliche Boot war mit 13 Fuß etwas kürzer als versprochen, was jedoch angesichts des Preises verkraftbar war. Die Verarbeitung überraschte positiv: Trotz kleiner optischer Mängel an der Lackierung und einigen ungleichmäßigen Fiberglasschichten fühlte sich das Material robust an.
Zudem entdeckten wir als nette Zugabe gleich mehrere hochwertige Rettungswesten, die der Fabrikbesitzer Frank kostenlos mitgeliefert hatte. Installation der Batterien und erste Inbetriebnahme Einen großen Vorteil bot die Wahl, die Batterien selbst zu installieren. Die Werkstatt empfahl ein Set aus 24 Volt, 100 Ah Bleiakkus, ich entschied mich jedoch bewusst für zwei 12-Volt-Lithium-Eisenphosphat-Batterien mit jeweils 200 Ah. Das verdoppelte die elektrische Kapazität auf rund 5 kWh, was für lange Touren optimal sein sollte und die Bootsfahrten deutlich angenehmer machte. Zudem konnten die Lithium-Batterien mit ihrem vergleichsweise geringen Gewicht zu einer ausgewogenen Gewichtsverteilung im Boot beitragen.
Das Anbringen des optionalen Verdecks sowie die Montage der Batterien auf der Rückbank des Bootes gestalteten sich problemlos, auch wenn einiges handwerkliches Geschick gefragt war. Die erste Fahrt auf dem Wasser Für den ersten Test wählten wir den ruhigen Teich auf dem Elternhof, da dort keine störenden Strömungen oder Hindernisse drohten. Das Boot ließ sich relativ einfach vom Trailer aus ins Wasser gleiten, die Hülle blieb dicht und trocken. Die erste Fahrt offenbarte jedoch einige Grenzen der Leistung. Der verbaute Elektromotor erzeugt nur rund 500 Watt, was etwa 0,67 PS entspricht – deutlich weniger als bei herkömmlichen Benzinmotoren.
Die Maximalgeschwindigkeit lag bei zwei Knoten, also etwa zwei bis zweieinhalb Stundenkilometern, was eine gemütliche Hafenrundfahrt oder eine langsame Angelpartie ermöglicht, aber wenig Fahrspaß für schnelle Touren. Ein weiteres Problem ergab sich durch die Propellerkonstruktion: Dieser lag teilweise zu weit aus dem Wasser und verursachte Luftansaugung und Blasenbildung, eine sogenannte Kavitation. Dies schränkte die Effizienz des Antriebs merklich ein. Verbesserungsmöglichkeiten und zukünftige Projekte Zur besseren Trimmung und Stabilität im Wasser überlegten wir, die Batterien weiter hinten in der Bootshülle zu platzieren oder zusätzliches Ballastmaterial einzubauen. Zudem wird geprüft, ob der elektrische Antrieb gegen ein stärkeres Modell oder sogar eine Jet-Ski-Antriebseinheit ausgetauscht werden sollte, um mehr Geschwindigkeit und Leistung zu erreichen.
Alternativ wird auch ein Doppelthruster-System diskutiert, das in Bezug auf Wartung und Sicherheit Vorteile bringen könnte. Ein simpler Elektromotor fürs Heck als Ergänzung steht ebenfalls auf der Liste, auch wenn dieser ästhetisch nicht optimal wäre. Bis diese Umbauten abgeschlossen und getestet sind, wird das Boot vorerst nur auf ruhigen Seen eingesetzt, da Flüsse mit Strömung aktuell zu hoch für die Motorleistung sind. Fazit: Lohnt sich der Kauf eines günstigen Elektroboots aus China? Das Importabenteuer war komplex. Der Kaufpreis selbst ist nur ein Bruchteil der Gesamtkosten, Reederei, Zoll, Steuern und Inlandstransport summierten sich rasch auf das Fünffache des Listenpreises.
Trotzdem ist das Gesamtpaket für jeden ambitionierten Elektroboot-Fan eine Chance, maßgeschneiderte Technik zu einem Bruchteil des hiesigen Preises zu bekommen. Die Verarbeitungsqualität übertraf die niedrigen Erwartungen und das Gesamtprodukt präsentierte sich als fahrfähiges, funktionales Boot mit Luft für Verbesserungen und Individualisierungen. Für Einsteiger, Elektronikbastler und Naturfreunde, die eine geruhsame Fahrt auf ruhigem Wasser schätzen, stellt dieses chinesische Elektroboot eine preiswerte und spannende Alternative zu konventionellen Modelle dar. Mit gestiegenem Interesse am Umweltschutz und steigender Nachfrage nach emissionsfreien Freizeitbooten werden solche kostengünstigen Modelle sicher an Bedeutung gewinnen. Eine zukunftsweisende Investition mit Spaßfaktor, dessen volles Potenzial sich mit etwas Eigeninitiative und technischem Geschick entfaltet.
Die nächsten Schritte sind klar: Leistungssteigerung, Komfortoptimierung und vielleicht der Einsatz erneuerbarer Energien wie Solarpaneele auf dem Dach – damit der Ausflug auf dem Wasser nachhaltig und genussvoll bleibt.