In den frühen 1990er Jahren befand sich China in einer faszinierenden Phase des Umbruchs und der Öffnung gegenüber der globalen Wirtschaft und Technologie. Besonders das Jahr 1994 markiert einen wichtigen Zeitpunkt in der Entwicklung und Einführung moderner Programmiersprachen innerhalb des Landes. Die Programmiersprache Ada, ursprünglich für Anwendungen in der Verteidigungsindustrie entwickelt, fand in China überraschend schnell Aufmerksamkeit und Akzeptanz, was eng mit den wirtschaftlichen und politischen Veränderungen jener Zeit verknüpft war. China hatte sich jahrzehntelang, insbesondere während der Mitte des 20. Jahrhunderts, größtenteils von westlichen Technologien und Einflüssen abgeschottet.
Doch mit der wirtschaftspolitischen Öffnung und Reform unter Deng Xiaoping zeichnete sich ein neuer Kurs ab, der den Einsatz und die Entwicklung moderner Technologien forcierte. Unter dem Motto "Eine offenere China erwartet das Jahr 2000" wurden in der Hauptstadt Peking große Ziele formuliert, die auch den aufstrebenden Technologiesektor betrafen. Die wirtschaftliche Landschaft war von einer bemerkenswerten Vielfalt geprägt: Von Straßenhändlern bis hin zu kleinen Selbstständigen und unabhängigen Fabriken entstand eine wachsende Unternehmergeist, der dem Land neues wirtschaftliches Leben einhauchte. Trotz der starken bürokratischen Hürden herrschte ein spürbarer Innovationsdrang vor, der sich im Technologie- und Software-Sektor manifestierte. Unternehmen aus den USA und anderen westlichen Ländern nahmen frühzeitig Chancen wahr, die sich auf dem chinesischen Markt auftaten.
So suchten Visionäre wie Bill Gates, IBM mit ihrem damaligen Chairman Louis Gerstner und andere Tech-Firmen, darunter RATIONAL, Alsys und IDE, aktiv den Dialog und die Zusammenarbeit mit chinesischen Partnern. Innerhalb dieser dynamischen Szenerie fiel Ada eine besondere Rolle zu. Ursprünglich entwickelt vom US-Verteidigungsministerium, war Ada von Beginn an auf Zuverlässigkeit, Wartbarkeit und Sicherheit ausgelegt – Eigenschaften, die für militärische Anwendungen unabdingbar sind. China übernahm Ada offiziell als Standardprogrammiersprache für das Militär, was zum Teil von dem Wunsch zeugte, mit westlicher Technologie effizient und eigenständig umgehen zu können. Große staatliche Projekte, wie der Aufbau eines modernen Luftverkehrskontrollsystems in Peking, planten ihren Software-Grundstein mit Ada zu legen.
Bemerkenswert war die schnelle Entwicklung von eigener Ada-Technologie innerhalb Chinas. Drei unabhängige Organisationen entwickelten nicht nur Ada-Compiler, sondern auch begleitende Werkzeuge und Entwicklungsumgebungen. Dies verdeutlicht den Willen, die Technologie nicht nur zu adaptieren, sondern eigenständig fortzuentwickeln und zu beherrschen. Auch wenn internationale Sanktionen beim Export moderner Softwareprodukte in den frühen 1990er Jahren den freien Zugang erschwerten, war die lokale Entwicklung ein starkes Signal der technologischen Souveränität. Das Unternehmen Beijing Green Valley Software (BGVS) wurde zu einem zentralen Akteur am chinesischen Ada-Markt.
BGVS spielte eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung, Unterstützung und Weiterentwicklung von Ada-basierten Technologien und Projekten innerhalb Chinas. Die Firma engagierte sich nicht nur bei der Entwicklung von Ada-Compilern, sondern war auch offen für internationale Kooperationen und Joint Ventures. Ziel war es, den chinesischen Markt sowohl für militärische als auch zivile Anwendungen mit modernen Softwareprodukten und wiederverwendbaren Ada-Komponenten zu bedienen. Parallel zu militärischen Anwendungen begann die Idee, Ada auch in anderen Sektoren einzusetzen, ernsthaft Fuß zu fassen. Die Finanzindustrie zeigte Interesse an einer Nutzung für Bankensoftware, da Ada durch seine Zuverlässigkeit und Sicherheit überzeugen konnte.
Solche Entwicklungen spiegeln den Wunsch wider, internationale Standards nicht nur zu importieren, sondern auch an die eigenen Bedürfnisse anzupassen und hochzuentwickeln. Chinas Fortschritte im Computer- und IT-Bereich waren beeindruckend. Trotz der langen Jahre der Isolation verfügten chinesische Unternehmen und Bildungseinrichtungen bereits über einen breiten Zugang zu modernen Computersystemen und Betriebssystemen. UNIX-Varianten waren weit verbreitet, doch Microsoft arbeitete intensiv daran, seine Systeme auch in China zu etablieren. Zu jener Zeit standen Betriebssysteme wie Windows, NT oder das damals in Entwicklung befindliche Chicago im Fokus, um die technologische Infrastruktur weiter zu modernisieren.
Die alltägliche Präsenz von Computergeschäften mit aktuellen PC- und Netzwerksystemen, gepaart mit einem schnellen Anstieg von Investitionen aus Hongkong, Taiwan und Japan, bildeten das solide Fundament für weitere technologische Expansionen. Große US-Konzerne, darunter Chrysler mit einer Jeep-Produktion, investierten in China und trugen zur Dynamisierung der lokalen Industrie bei. Insgesamt entstand ein Umfeld, das sowohl für ausländische Investoren als auch für lokale Entwickler viele Chancen bereithielt. Doch trotz aller Offenheit und dem wachsenden unternehmerischen Geist blieb die bürokratische Hürde eine der größten Herausforderungen. Die chinesische Verwaltung hatte, ähnlich wie in vielen anderen Ländern, eine ausgeprägte Trägheit und Widerstand gegen schnelle Veränderungen.
Diese Struktur machte die Integration neuer Technologien und Standards zu einer geduldigen und oft langwierigen Aufgabe. Dennoch zeigte sich, dass der Wandel unvermeidlich war – unterstützt durch die internationale wirtschaftliche Integration und die stetige Modernisierung von Infrastruktur und Wissen. Interessanterweise wurde Englisch als bevorzugte Zweitsprache gefördert und breit akzeptiert. Dies war ein weiterer Wegbereiter für technologische Zusammenarbeit und den Zugang zu globalem Wissen. Die chinesische Bevölkerung zeigte außerdem ein lebhaftes Interesse an westlichen Erfolgsgeschichten und Persönlichkeiten.
So trugen Bücher etwa über Lee Iacocca zur Motivierung bei, westliche Management- und Innovationskonzepte zu adaptieren und selbstbewusst anzuwenden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Einsatz von Ada in China Mitte der 1990er Jahre ein Symbol für den technologische Aufbruch und die Öffnung des Landes war. Neben der militärischen Nutzung lagen vor allem im zivilen Bereich großes Potenzial und vielversprechende Zukunftsaussichten. Die rasante wirtschaftliche Expansion sowie die Bereitschaft, modernste Softwareentwicklungsmethoden einzuführen, trugen dazu bei, dass China sich zu einem bedeutenden Akteur im globalen Technologiemarkt entwickelte. Heute, mehr als zwei Jahrzehnte später, zeigen die damaligen Bemühungen um moderne Programmiersprachen und Technologien wie Ada ihren nachhaltigen Effekt.
Chinas Technologiebranche hat sich zu einer der größten der Welt entwickelt, und die Wurzeln dieser Entwicklung reichen unter anderem in die Pionierzeit der 1990er Jahre zurück. Der Blick zurück auf die Einführung von Ada in China bietet somit nicht nur einen Einblick in die Geschichte der Softwareentwicklung, sondern auch in die sich wandelnde Rolle Chinas in der Weltwirtschaft und im Bereich der Innovation.