Die NASA hat angekündigt, die für April 2025 geplante Ausschreibung für eine neue Astrophysik-Mission um mindestens ein Jahr zu verschieben. Diese Verzögerung ist ein deutliches Zeichen für die wachsenden finanziellen Herausforderungen, denen die Agentur gegenübersteht, insbesondere im Hinblick auf den bevorstehenden Haushalt für das Fiskaljahr 2026. Die Verschiebung bedeutet, dass potenzielle neue Missionen, die das Verständnis des Universums vertiefen und innovative Technologien im Weltraum einsetzen sollen, nur verzögert in Angriff genommen werden können. Dies betrifft insbesondere das Small Explorer Programm (SMEX), das darauf ausgelegt ist, relativ kostengünstige, aber wissenschaftlich bedeutende Missionen im Bereich der Astrophysik zu ermöglichen. Die SMEX-Missionen gelten als wichtige Bausteine, um wissenschaftliche Erkenntnisse schnell und effizient zu gewinnen sowie technologische Innovationen zu testen.
Die Entscheidung zur Verzögerung wurde am 29. April 2025 getroffen und informiert die Astrophysik-Community darüber, dass die Ausschreibung für den nächsten SMEX-Aufruf frühestens im April 2026 veröffentlicht wird. Ursprünglich sollte die Ausschreibung bereits im April 2025 erscheinen, nach der ersten Veröffentlichung eines Entwurfs im Januar desselben Jahres. Die offizielle Mitteilung ließ die expliziten Gründe offen, doch zahlreiche Experten und Insider verbinden diesen Schritt mit den Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem neuen Budgetentwurf. Berichten zufolge plant die US-Regierung, den Haushalt für die Astrophysik bedeutend zu kürzen – womöglich um rund zwei Drittel im Vergleich zu den Mitteln, die 2024 bereitgestellt wurden.
Details darüber stammen aus einem durchgesickerten Dokument, das vom Office of Management and Budget (OMB) an die NASA übergeben wurde. Diese vermeintlich drastischen Budgetkürzungen würden nicht nur den Start neuer Missionen verzögern, sondern könnten auch vorhandene Programme und laufende Projekte erheblich beeinträchtigen. Die Gefahren reichen von einer Verlangsamung wissenschaftlicher Entdeckungen bis hin zum Verlust von amerikanischer Führungsposition in der Weltraumforschung. Bereits im April 2025 äußerte die NASA gegenüber der National Academies’ Committee on Astronomy and Astrophysics, dass die Veröffentlichung der Ausschreibung für die SMEX-Missionen stark von der finalen Haushaltslage abhängig sei. Shawn Domagal-Goldman, der amtierende Direktor der astrophysikalischen Abteilung bei der NASA, verdeutlichte, dass die Agentur vor einer verbindlichen Ankündigung abwarten müsse, wie viel Finanzmittel ihr letztlich zugeteilt werden.
Dieses abwartende Vorgehen ist ungewöhnlich, da die NASA in der Regel verlässliche Zeitpläne für Förderaufrufe veröffentlicht, um der wissenschaftlichen Gemeinschaft Planungssicherheit zu geben. Das Small Explorer Programm selbst ist für Missionen mit begrenztem Budget konzipiert – der Kostenrahmen für alle Phasen einer SMEX-Mission (abgesehen von den Startkosten) liegt laut Entwurfsdokument bei etwa 170 Millionen US-Dollar. Das Programm ermöglicht es Teams, wichtige wissenschaftliche Fragestellungen mit verhältnismäßig kleinen Raumfahrzeugen zu adressieren und dabei neue Technologien zu erproben. Ein aktuelles Beispiel ist die Mission Compton Spectrometer and Imager (COSI), die im Jahr 2021 ausgewählt wurde und für den Start im Jahr 2027 vorgesehen ist. Die Verschiebung der neuen Ausschreibung führt dazu, dass die Zeitplanung für zukünftige Missionen ebenfalls angepasst werden muss.
Ursprünglich war geplant, im März 2026 Verträge für neunmonatige Studien mit zwei oder drei Finalisten abzuschließen und im zweiten Quartal 2027 den Gewinner für einen Start spätestens im Mai 2031 zu bestimmen. Die überraschend strengen Budgetkürzungen in anderen Bereichen der NASA-Wissenschaftsprogramme haben bereits für erheblichen Alarm in der Raumfahrtbranche, der Wissenschaftsgemeinschaft und unter politischen Entscheidungsträgern gesorgt. Eine breite Koalition von Industrievertretern und Förderorganisationen hat Anfang Mai 2025 Briefe an wichtige Ausschüsse im US-Kongress geschickt, um vor den tiefgreifenden Folgen der geplanten Mittelkürzungen zu warnen. Sie sprechen von einem „sofortigen und irreparablen Schaden“ für die amerikanische Raumwissenschaftslaufbahn. Solch heftige Einschnitte würden nicht nur den Betrieb zahlreicher laufender Missionen gefährden, sondern auch fast alle geplanten zukünftigen Projekte zu Fall bringen.
Diese Entwicklungen drohen, die USA als weltweiten Vorreiter in der Weltraumforschung zu schwächen, in einem Bereich, in dem sie seit Jahrzehnten eine dominierende Rolle spielen. Neben den Auswirkungen auf die wissenschaftliche Forschung wirken sich Unsicherheiten und Verzögerungen auch negativ auf die Industrie- und Technologielandschaft aus. Viele Start-ups, Technologieentwickler und Zulieferer von Raumfahrtgeräten sind direkt auf Förderprogramme wie den SMEX-Aufruf angewiesen. Verzögerungen erschweren die Planung und erhöhen das wirtschaftliche Risiko für Unternehmen, die in Forschung und Entwicklung investieren. Die NASA selbst steht vor der Herausforderung, die Balance zwischen ambitionierten wissenschaftlichen Zielen und einem restriktiven Budget zu halten.
Derzeit rechnet die Agentur damit, bereits Anfang Mai 2025 einen vorläufigen „Skinny“-Haushaltsentwurf präsentieren zu können, der zwar nur wenige Details enthält, aber eine wichtige Orientierung darstellt. Der vollständige und endgültige Haushalt wird voraussichtlich um den Memorial Day, also gegen Ende Mai 2025, veröffentlicht. Bis dahin muss die NASA ihre weiteren Schritte gut abwägen. Die Verschiebung der SMEX-Ausschreibung hat Folgen für die Astrophysik-Community, zu der zahlreiche Forschungseinrichtungen, Universitäten und Wissenschaftler gehören, die ihre Ideen und Projekte planen. Der Aufruf für SMEX-Missionen gilt als wichtiger Motor, um innovative wissenschaftliche Vorhaben zu fördern, neue Technologien zu erproben und Nachwuchswissenschaftler einzubinden.
Insofern wirkt sich die aktuelle Unsicherheit negativ auf Forschungsprojekte aus, die darauf setzen, Fördermittel aus diesem Programm zu erhalten. Gleichzeitig befindet sich die NASA in einem internationalen Wettbewerb, nicht nur um wissenschaftliche Erkenntnisse, sondern auch um strategische Führungsrolle im Bereich der Raumfahrttechnologien. Budgetkürzungen in diesem sensiblen Bereich könnten Wettbewerber wie die Europäische Weltraumorganisation (ESA), China oder private Raumfahrtunternehmen wie SpaceX dazu ermutigen, ihre Positionen auszubauen. Die Situation verdeutlicht, wie stark staatliche Wissenschaftsförderung von politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen abhängt. In der breiteren Öffentlichkeit wird solche Verzögerung auch als Risiko für den wissenschaftlichen Fortschritt wahrgenommen, denn Astrophysikmissionen liefern Erkenntnisse, die unser Verständnis des Universums fundamental erweitern.
Dazu zählen etwa Untersuchungen zu Schwarzen Löchern, Dunkler Materie, Exoplaneten oder der kosmischen Hintergrundstrahlung. Die Aufrechterhaltung eines stabilen Förderrahmens ist somit entscheidend für den Fortbestand der amerikanischen Spitzenforschung. Insgesamt zeigt die Entscheidung, die Ausschreibung für die nächste SMEX-Mission zu verschieben, die komplexen Herausforderungen, mit denen die NASA derzeit konfrontiert ist. Sie muss sich mit knappen Ressourcen, politischen Unsicherheiten und globalem Wettbewerb auseinandersetzen. Die weitere Entwicklung des Haushalts wird maßgeblich bestimmen, wie die Agentur in den kommenden Jahren ihre astrophysikalischen Forschungsprogramme gestalten kann.
Die nächsten Monate werden daher von großer Bedeutung sein, sowohl für die NASA selbst als auch für die wissenschaftliche und industrielle Gemeinschaft, die von den Förderprogrammen unmittelbar betroffen ist. Trotz der derzeitigen Unsicherheiten bleibt die Bedeutung der Astrophysik als Schlüsselbereich der Weltraumforschung unbestritten – sowohl für die Erweiterung unseres Wissens als auch für die Entwicklung neuer Technologien, die auch Anwendungen jenseits der Raumfahrt voranbringen können. Die NASA steht somit vor der Aufgabe, ihre Missionen und Programme so zu gestalten, dass sie auch unter schwierigen finanziellen Bedingungen Wirkung entfalten können. Die Zeit wird zeigen, wie erfolgreich die Agentur diese Herausforderungen meistern wird und welche wissenschaftlichen Projekte in den kommenden Jahren realisiert werden können.