Die Ethereum Foundation, die maßgeblich an der Entwicklung des Ethereum-Ökosystems beteiligt ist, hat eine umfassende Umstrukturierung ihrer Führungs- und Verwaltungsstruktur vorgenommen. Ziel dieser Neuausrichtung ist es, das Fundament und die Visionen rund um Ethereum auf eine nachhaltigere und effektivere Basis zu stellen. Die Trennung von Vorstand und Managementmarkiert einen wichtigen Schritt hin zu mehr Klarheit in Verantwortlichkeiten und stärkt die strategische Ausrichtung der Organisation. Eine formelle Ankündigung erfolgte am 28. April 2025, nachdem interne Umbesetzungen bereits Anfang März eingeleitet wurden.
Der neu gestaltete Vorstand fungiert künftig als eine Art „Sicherheitsrat“, der sich darauf konzentriert, die Kernwerte der Ethereum Foundation zu schützen. Dabei steht der Schutz von Ethereum als dezentrale Kryptowährung mit Fokus auf Zensurresistenz, Open-Source-Innovation, Datenschutz und Sicherheit im Vordergrund. Der Vorstand, zu dem auch Ethereum-Mitbegründer Vitalik Buterin gehört, ist verantwortlich für die Festlegung langfristiger Visionen und das strategische Leitbild der Foundation. Buterin wird weiterhin eine zentrale Rolle in der technischen und intellektuellen Führung des Projekts einnehmen, während Aya Miyaguchi, die Präsidentin der Foundation, die Vision nach außen vertritt und Beziehungen zu Partnern und der Community pflegt. Hinzu kommt der Schweizer Rechtsberater Patrick Storchenegger, der für Compliance- und Rechtsfragen zuständig bleibt.
Das Managementteam hingegen wurde neu formiert und konzentriert sich auf die operative Umsetzung der vom Vorstand vorgegebenen Strategien. Mit Hsiao-Wei Wang und Tomasz K. Stańczak wurden zwei Co-Exekutivdirektoren ernannt, die seit dem 28. April 2025 verantwortlich zeichnen. Stańczak übernimmt seine Rolle für eine initiale zweijährige Amtszeit und bringt seine Erfahrung als Gründer von Nethermind, einem auf Ethereum spezialisierten Infrastrukturunternehmen, mit.
Eine zusätzliche Herausforderung für Stańczak wird seine Mitwirkung an einem bislang noch nicht näher benannten Ethereum-orientierten Venture-Capital-Unternehmen sein, was die enge Verknüpfung von Technologieführung und Investment innerhalb des Ethereum-Ökosystems illustriert. Ergänzt wird das Managementteam durch Bastian Aue und Josh Stark. Aue konzentriert sich auf die Organisationsstrategie sowie die Bereiche Personalentwicklung und Schulung. Stark hingegen steuert die Projektumsetzung, Kommunikation und das Marketing, womit er essenzielle Brücken zwischen dem technischen Fortschritt und der öffentlichen Wahrnehmung schlägt. Die Entscheidung, das Executive Management klar vom Vorstand abzugrenzen, soll deutlich machen, dass die Ethereum Foundation einerseits eine schützende Instanz für die fundamentalen Ziele von Ethereum bildet und andererseits ein handlungsfähiges Team für die tägliche operative Arbeit besitzt, das agil und pragmatisch agieren kann.
Diese Veränderung war notwendig, nachdem die Foundation in der Vergangenheit von Mitgliedern der Ethereum- und DeFi-Community für mangelnde Engagement und Führung kritisiert worden war. Kain Warwick, Gründer von Synthetix, etwa bemängelte öffentlich, dass die Foundation wenig Interesse an Innovation im Bereich der dezentralen Finanzen (DeFi) zeige. Die Neuordnung erfolgt auch im Kontext der jüngsten Kursentwicklungen von Ether (ETH). Während Bitcoin weiterhin starke Marktpräsenz zeigt, hat Ether relativ zu alternativen Plattformen wie Solana in den letzten Monaten an Boden verloren. Die Foundation sieht in ihrem Reorganisationsschritt eine Chance, das Vertrauen der Community zurückzugewinnen und zugleich die Weichen für zukünftiges Wachstum zu stellen.
Ein zentrales Thema, dem sich die Ethereum Foundation mit neuem Schwung widmen will, ist die Skalierung des Netzwerks. Trotz der bedeutenden Position, die Ethereum im Bereich der Smart Contracts und dezentralen Anwendungen (dApps) einnimmt, stellen die derzeitigen Kapazitäten des Layer-1-Netzwerks nach wie vor eine Herausforderung dar. Die Foundation plant hier zwei wesentliche Hebel: Zum einen soll die Skalierung der Basisebene (Layer 1) vorangetrieben werden, um mehr Transaktionen effizienter abwickeln zu können. Zum anderen will man die Layer-2-Lösungen weiter fördern, insbesondere sogenannte Blobs, die eine Höherdimensionierung von Transaktionsdaten ermöglichen, ohne dabei die Basiskette unnötig zu belasten. Forschende des Ethereum-Protokolls, darunter Dankrad Feist und Sophia Gold, haben bereits konkrete Verbesserungsvorschläge im Rahmen der sogenannten Ethereum Improvement Proposals (EIPs) eingereicht.
Die EIPs 9678 und 9698 widmen sich unter anderem der Anhebung der Gas-Limits, was eine direkte Ausweitung der Transaktionskapazität zur Folge hätte. Ein höheres Gas-Limit dürfte die gesamte Netzwerkleistung verbessern, was für die Nutzer ein schnelleres und günstigeres Transaktionserlebnis bedeuten würde. Neben der technischen Skalierung legt die Ethereum Foundation einen besonderen Fokus auf die Verbesserung der Nutzererfahrung. Die Komplexität und Handhabung von Wallets, dApps und weiteren Bestandteilen des Ökosystems sollen zunehmend benutzerfreundlicher gestaltet werden, um eine breitere Akzeptanz zu fördern. Dies ist besonders wichtig, um die Barrieren für Einsteiger zu senken und die dezentrale Finanzwelt (DeFi) zugänglicher zu machen.
Insgesamt reflektiert die Umbesetzung und Trennung von Vorstand und Management eine bewusste Strategie, um interne Strukturen offener und professioneller auszurichten. Durch die Zuweisung klarer Verantwortlichkeiten können künftig strategische Entscheidungen gezielter getroffen und operative Prozesse effizienter umgesetzt werden. Die Ethereum Foundation signalisiert damit zugleich eine verstärkte Rolle als aktiver Treiber der Innovation und des Wachstums innerhalb einer zunehmend kompetitiven Blockchain-Landschaft. Die Reaktionen der Community auf die Veränderungen zeigen sich überwiegend positiv. Die Ernennung von Experten wie Wang und Stańczak wird als notwendig erachtet, um die Komplexität der Aufgaben, die mit der Weiterentwicklung von Ethereum einhergehen, auf hohem Niveau zu meistern.
Auch die Rolle von Vitalik Buterin wird als stabilisierendes geistiges Leitbild angesehen, das trotz aller Veränderungen Kontinuität und technologische Tiefenschärfe gewährleistet. Langfristig positioniert sich Ethereum als führende Plattform für dezentrale Anwendungen, die weit über das reine Kryptowährungsangebot hinausgehen. Mit der neuen Führungsstruktur möchte die Foundation sicherstellen, dass Ethereum den kommenden Herausforderungen gewachsen ist, seien es technische Skalierungsprobleme, regulatorische Rahmenbedingungen oder der Wettbewerb durch neue Blockchain-Projekte. Zusammenfassend steht die Ethereum Foundation nun vor einem Neubeginn mit einer klareren Aufteilung zwischen Vision und Umsetzung. Die organisatorische Trennung von Vorstand und Management soll dazu führen, dass Ethereum sowohl als technologisches Projekt als auch als Gemeinschaft noch erfolgreicher agieren kann.
Gleichzeitig unterstreicht dieser Schritt die Relevanz von Professionalisierung und Governance in einem zunehmend etablierten Segment der Finanz- und Technologiebranche. Ethereum bleibt damit ein zentrales Projekt im weltweiten Kryptoökosystem, dessen Weiterentwicklung in den kommenden Jahren mit großem Interesse verfolgt wird.