In den letzten Jahren hat die rasante Entwicklung des Kryptomarkts Regulierungsbehörden weltweit vor enorme Herausforderungen gestellt. Insbesondere in den Vereinigten Staaten ist die Frage, wie digitale Vermögenswerte reguliert werden sollen, noch immer ein heiß diskutiertes Thema. In diesem Kontext hat die amerikanische Börsenbetreiberin Nasdaq kürzlich eindringlich die US-Börsenaufsicht SEC (Securities and Exchange Commission) aufgefordert, einen klaren und kohärenten Rahmen zur Regulierung von Kryptowährungen zu schaffen. Mit einem umfangreichen Schreiben, das detailliert auf die Probleme und Vorschläge eingeht, setzt Nasdaq einen Schritt, der möglicherweise Weichen für die künftige Krypto-Regulierung in den USA stellen könnte. Nasdaq fordert dabei eine Klassifikation digitaler Vermögenswerte in vier verschiedene Kategorien, um Verantwortlichkeiten und Vorschriften transparenter und effektiver zu gestalten.
Die Forderung nach einer besseren regulatorischen Klarheit ist kein Zufall. Der US-amerikanische Kryptomarkt hat sich in den letzten Jahren rasant ausgeweitet, gleichzeitig führt die Uneinheitlichkeit der regulatorischen Ansätze jedoch zu Unsicherheiten und Hemmnissen für Firmen und Investoren. Nasdaq hebt hervor, dass ohne klare Definitionen und Zuständigkeiten eine effiziente und gerechtfertigte Aufsicht über digitale Vermögenswerte kaum möglich ist. Die Folge sind nicht nur verstärkte Rechtsrisiken, sondern auch die Verlagerung innovativer Unternehmen in andere, weniger regulierte Jurisdiktionen. Die von Nasdaq vorgeschlagene Vier-Stufen-Klassifikation umfasst erstens Finanzwertpapiere – also klassische Wertpapiere wie Aktien, Anleihen oder ETFs, die durch digitale Token repräsentiert werden.
Diese sollten genauso reguliert werden wie ihre traditionellen Pendants, und entsprechend unter die Aufsicht der SEC fallen. Zweitens sieht die Dort eine Kategorie für digitale Anlageverträge vor, die nach einer präziseren Interpretation des sogenannten Howey-Tests eingestuft werden können. Der Howey-Test ist seit Jahrzehnten ein Grundsatz zur Bestimmung, ob eine Investition als Wertpapier gilt. Nasdaq schlägt vor, diesen Test zu überarbeiten und klar auf digitale Assets anzuwenden, um Rechtsunsicherheit zu reduzieren. Die dritte Kategorie sind digitale Rohstoffe, also digitale Vermögenswerte, die als Commodities gelten.
Für diese vermutete Zuständigkeit sieht Nasdaq die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) vor, eine andere Bundesbehörde, die sich im Gegensatz zur SEC hauptsächlich mit Rohstoffen und Derivaten beschäftigt. Die vierte Stufe umfasst digitale Assets, die keiner der vorherigen Kategorien gleichzusetzen sind und folglich von bestehenden Wertpapier- oder Rohstoffgesetzen ausgenommen sein sollen. Mit dieser Struktur möchte Nasdaq einen eindeutigen Rahmen schaffen, der sowohl eine adäquate Regulierung gewährleistet als auch Innovation nicht unnötig behindert. Ein wichtiger Aspekt in Nasdaq's Schreiben ist die Forderung, dass der bestehende Finanzmarkt und dessen Prinzipien respektiert und möglichst adaptiert werden sollen, um die Integration digitaler Vermögenswerte zu erleichtern. Die Börsenbetreiberin betont, dass digitale Wertpapiere als solche behandelt werden müssen und auf den etablierten Märkten entsprechend gehandelt werden sollten – dies sichert nicht nur die Investoren, sondern erhöht auch die Akzeptanz und Stabilität des Markts.
Darüber hinaus weist Nasdaq darauf hin, dass moderne digitale Handelsplattformen inzwischen verschiedene Arten von Assets unter einem Dach verwalten, was neue Schnittstellen zwischen den Regulierungsbehörden erfordert. Daher empfiehlt das Unternehmen, eine „Crossover“-Zulassung für solche Plattformen zu schaffen, die digitalen Handel mit multiplen Kategorien ermöglicht. Ein weiteres Thema, das Nasdaq anschneidet, ist die Rolle vertikal integrierter Krypto-Unternehmen. Diese Firmen kontrollieren den kompletten Wertschöpfungsprozess von der Emission und dem Handel bis hin zur Verwahrung der digitalen Vermögenswerte. Nasdaq schlägt vor, eine intensivere Beobachtung oder sogar spezifische Einschränkungen für diese Marktteilnehmer einzuführen, um Interessenkonflikte zu minimieren und die Investorensicherheit zu erhöhen.
Das Schreiben von Nasdaq wurde als Antwort auf eine Aufforderung von SEC-Kommissarin Hester Peirce erstellt, die den Dialog mit der Branche bezüglich künftiger Krypto-Regulierungen sucht. Dieser Schritt symbolisiert den zunehmenden Willen der US-Regulierungsbehörden, die bisherigen heftigen und teilweise widersprüchlichen Durchsetzungsmaßnahmen zu überdenken und transparentere Rules zu erarbeiten. Zeitgleich mit Nasdaq's Initiative zeichnet sich ein Wandel in der SEC-Führung ab. Kommissar Mark Uyeda, einen der prominenten Vertreter der neuen SEC-Generation, betont öffentlich den Übergang von einem vorwiegend durchsetzungslastigen Regulierungsstil zu einem offeneren, kollaborativen Ansatz. In Interviews erklärte Uyeda, dass frühere aggressive Regulierungsmaßnahmen viele Krypto-Unternehmen in andere Länder getrieben haben, was Innovation in den USA behinderte.
Die neue Strategie konzentriert sich darauf, klare, effiziente und kostengünstige Regeln zu schaffen, die die Entwicklung der Branche fördern. Die SEC kooperiert inzwischen eng mit dem Weißen Haus sowie dem Finanzministerium und arbeitet in gemeinsamen Task Forces für Kryptotechnologien und Künstliche Intelligenz zusammen. Öffentliche Gespräche und Runden mit Branchenvertretern sind Teil dieses Prozesses. Neben diese politischen und regulatorischen Veränderungen kündigte der neue SEC-Vorsitzende Paul Atkins an, die Regulierung digitaler Vermögenswerte zu einem Schwerpunkt seiner Amtszeit zu machen. Dabei will er einen „prinzipiengetragenen“ Ansatz verfolgen, der sicherstellen soll, dass die USA ihre Rolle als globaler Innovationsstandort im Bereich der Kryptowährungen und Blockchain-Technologien behaupten können.
Die vorgeschlagene Vier-Stufen-Regelung von Nasdaq kann als wegweisendes Modell betrachtet werden, das sowohl die Komplexität des digitalen Vermögensmarktes als auch die vorhandenen Gesetzgebungsstrukturen berücksichtigt. Die klare Zuweisung von Zuständigkeiten an SEC und CFTC könnte nicht nur Rechtsunsicherheiten beseitigen, sondern auch regulatorische Doppelzuständigkeiten vermeiden, die mehrere Bundesbehörden oft ineffizient machen. Gleichzeitig ist die Berücksichtigung von digitalen Assets, die außerhalb der klassischen Kategorien liegen, wichtig, um Raum für zukünftige Innovationen zu lassen. Kritiker könnten argumentieren, dass der Vorschlag noch präziser ausgearbeitet werden muss, doch die Initiative von Nasdaq zeigt den dringenden Bedarf an einem kohärenten Regulierungsrahmen. Für die Branche bedeutet eine solche regulatorische Klarheit vor allem mehr Planungssicherheit.
Unternehmen könnten besser einschätzen, welche Regeln für sie gelten, Investoren würden transparenter über Risiken und Schutzmechanismen informiert. Dadurch könnten sich Kapitalströme stabilisieren und der Kryptomarkt insgesamt juristisch abgesicherter wachsen. Langfristig birgt ein solches System das Potenzial, Kryptohandel und traditionelle Märkte stärker miteinander zu verknüpfen und die Akzeptanz von Kryptowährungen als legitime Asset-Klasse zu erhöhen. Insgesamt reflektiert die Forderung von Nasdaq den Paradigmenwechsel, den die USA im Umgang mit digitalen Vermögenswerten derzeit durchlaufen. Nach einer Anfangszeit regulatorischer Unsicherheit und strenger Durchsetzung zeichnet sich nun eine Tendenz zur Zusammenarbeit und konstruktiven Regelgestaltung ab.
Technologische Innovationen und Marktbedürfnisse treffen dabei auf politische und juristische Rahmenbedingungen, die aufeinander abgestimmt werden müssen. Die kommenden Monate und Jahre werden zeigen, wie stark sich dieser Prozess auf die globale Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft der USA im Kryptosektor auswirkt. Nasdaq hat mit seinem Vorschlag jedenfalls einen wichtigen Impuls gesetzt, der weit über die Landesgrenzen hinaus Resonanz finden könnte.