Seit Jahrzehnten liefert die Datenbank der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) einen unverzichtbaren Einblick in die finanzielle Dimension von Wetter- und Klimakatastrophen in den Vereinigten Staaten. Seit 1980 verfolgt dieses umfassende Register die Kosten von Naturereignissen, die jeweils Schäden in Milliardenhöhe verursachten. Es diente Forschern, Medien, politischen Entscheidungsträgern und der breiten Öffentlichkeit als wichtige Grundlage, um die Trends bei Katastrophen genauer zu verstehen, Risiken besser einzuschätzen und entsprechende Schutzmaßnahmen zu entwickeln. Mit der jüngsten Entscheidung der Trump-Administration, diese wichtige Datenbank nicht mehr zu aktualisieren und ihre Produktion einzustellen, entsteht jedoch eine Lücke im öffentlichen Wissensstand, die nachhaltige Auswirkungen auf Klima- und Risikoforschung haben wird. Die Gründe für das Ende dieser Datenbank liegen wesentlich in Personalabbau, Budgetkürzungen und einer Politik, die klimarelevante Programme besonders stark einschränkt.
NOAA reduziert daher zunehmend das Portfolio seiner Dienste, speziell jene, die mit Klimaforschung und Überwachung verbunden sind. Die Abschaffung der Datenbank erfolgt zeitgleich mit dem Ausdünnen anderer Wissensressourcen, die auf privatwirtschaftliche und nicht öffentliche Informationsquellen angewiesen waren, die das Bundesamt bislang für die breite Öffentlichkeit aufbereitet hat. Die Billion-Dollar-Katastrophendatenbank ermöglichte seit ihrem Bestehen die Analyse von 403 Extremereignissen in den USA, die jeweils Schäden von mindestens einer Milliarde Dollar verursachten, mit einer Gesamtsumme von beinahe drei Billionen Dollar. Damit dokumentiert sie nicht nur die steigenden Schadenssummen, sondern auch die Zunahme an teuren Wetterextremen, die in den vergangenen Jahren im Durchschnitt von neun auf 24 Ereignisse pro Jahr angestiegen ist. Diese Zahlen verdeutlichen, wie naturbedingte Katastrophen inzwischen zu einer bedeutsamen wirtschaftlichen Belastung für die Gesellschaft geworden sind.
Ein wesentlicher Grund für die bisherige Nutzung der Datenbank beruht auf deren einzigartiger Methodik, die eine konsistente Langzeitanalyse über Jahrzehnte ermöglicht. Die Kombination aus öffentlich zugänglichen sowie umfangreichen nicht öffentlichen Daten, die von Versicherungsgesellschaften, Regierungen und weiteren Quellen stammen, ist durch private Stellen kaum replizierbar. Das macht diesen Schatz an Information zu einem unverzichtbaren Werkzeug, um komplexe Trends zu analysieren, Ursachen zu erforschen und finanzielle Risiken im Kontext von Klimaveränderungen besser zu verstehen. Neben dem unmittelbaren Verlust der Datenbank bestehen auch erhebliche Auswirkungen auf die Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit. Ohne die regelmäßig aktualisierten Zahlen schrumpft die Möglichkeit für unabhängige Wissenschaftler, die gesellschaftlichen Kosten von Wetterextremen zu quantifizieren und diese in den Kontext der Erderwärmung zu stellen.
Obwohl NOAA selbst betont, dass die Datenbank nicht direkt für die Attribution von extremen Wetterereignissen auf menschgemachten Klimawandel genutzt wurde, zeigen zahlreiche Studien, dass der Klimawandel die Häufigkeit und Intensität bestimmter Katastrophen verstärkt hat. Darüber hinaus verdeutlichen steigende Bevölkerungszahlen und ausgedehntere Siedlungen in gefährdeten Gebieten den Zusammenhang zwischen Anfälligkeit und langfristigem Schadensanstieg. Durch den Wegfall der Datenbank werden die komplexen Zusammenhänge somit nur noch schwer nachvollziehbar bleiben. Die Einschnitte bei NOAA und die geplanten weiteren Kürzungen in der wissenschaftlichen Infrastruktur der Behörde, die auch Forschungseinrichtungen und Labore betreffen, wirken sich nicht nur auf Umwelt- und Klimadaten aus, sondern bedrohen das gesamte System der Katastrophenvorsorge und das Monitoring. Dies wirft Fragen nach der zukünftigen Kapazität der Bundesregierung auf, verlässliche und zeitnahe Informationen über Wetterextreme zur Verfügung zu stellen und zeigt eine grundsätzliche politische Tendenz, die wissenschaftliche Expertise im Bereich Umwelt zunehmend abzuschwächen.
Das Fehlen aktueller und konsistenter Daten kann auch die Versicherungsbranche und Finanzmärkte vor neue Herausforderungen stellen. Sie angewiesen auf detaillierte Risikomodelle, die auf exakten Schadensaufzeichnungen beruhen. Ohne die bundesweite Datenbank müssen Versicherer auf eigene, oft zurückhaltend geteilte Methoden zurückgreifen, was die Transparenz des Marktes einschränkt und die Präzision von Risikobewertungen mindert. Experten warnen davor, dass diese Entwicklung auch den Schutz der Bevölkerung verschlechtert, weil Planung und Vorbereitung von Notfallmaßnahmen verstärkt erschwert werden. Der Zugang zu zuverlässigen Langzeitdaten ist essenziell, um die Auswirkungen von Wetterextremen besser zu prognostizieren und effektive Vorsorgestrategien auf kommunaler und nationaler Ebene zu entwickeln.
Die Lücke, die durch das Ende dieser Datenbank entsteht, könnte auch die öffentliche Debatte zum Klimawandel beeinflussen. Gerade in Zeiten zunehmender Klimaereignisse wie Hurrikans, Waldbrände oder Überschwemmungen ist eine transparente und faktenbasierte Berichterstattung zentral, um Bewusstsein zu schaffen und politische Maßnahmen zu legitimieren. Durch die Einstellung der Datenbank droht eine Reduzierung des allgemeinen Wissens über die Zusammenhänge zwischen menschlichem Einfluss, Wetterextremen und ihren finanziellen Folgen, was langfristig das gesellschaftliche Engagement schwächt. Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass umfassende und gut gepflegte Datenbanken über Naturkatastrophen fundamentale Bausteine moderner Klima- und Umweltpolitik sind. Sie unterstützen nicht nur die wissenschaftliche Forschung, sondern dienen auch als Grundlage für globale und nationale Anpassungsstrategien gegen die Folgen des Klimawandels.
Durch die Stilllegung der NOAA-Datenbank verliert die USA an Vorbildfunktion im Bereich der offenen Umweltinformation. Die Zukunft wird zeigen müssen, ob andere staatliche Stellen oder private Organisationen diese wichtige Rolle übernehmen können. Einige Forschungseinrichtungen und Umweltverbände haben bereits signalisiert, dass sie versuchen werden, ähnliche Auswertungen unabhängig weiterzuführen. Allerdings fehlt es ihnen meist an Zugang zu den umfangreichen und nicht öffentlich zugänglichen Daten sowie an ausreichenden finanziellen Ressourcen. Dies unterstreicht die Bedeutung staatlich unterstützter wissenschaftlicher Infrastruktur, um Gesellschaft und Wissenschaft verlässlich mit entscheidenden Informationen zu versorgen.